Kommt vor den Heidelberger Hauptbahnhof eine Fahrrad-Tiefgarage?
Der Bauausschuss will eine zukunftsfähige Platzgestaltung - Jetzt soll wieder über alles geredet werden, auch über die Touristeninformation

Der Hauptbahnhof aus der Luft betrachtet. Die RNV wird die Straßenbahnhaltestelle von der Mitte der Kurfürsten-Anlage (untere Bildhälfte) in Richtung Bahnhofsgebäude verlegen. Jetzt erarbeitet die Verwaltung Vorschläge für die Umgestaltung der Plätze. Foto: Kay Sommer
Von Holger Buchwald
In den Augen von Simone Merkel vom Stadtplanungsamt ist es ein "planerisches Dilemma". Entweder die Stadt nutzt die bevorstehende Haltestellenverlegung am Hauptbahnhof für die Umgestaltung der dortigen Vorplätze. Oder man verschiebt das Projekt auf einen späteren Zeitpunkt und investiert mehr Zeit und Geld für einen richtig großen Wurf. Der Bauausschuss des Gemeinderats sprach sich nun mit großer Mehrheit gegen alle Denkverbote aus. Denn in einem sind sich alle einig: Seit der Eröffnung des Hauptbahnhofs 1955 hat sich auf den Vorplätzen praktisch nichts getan, jetzt wird es höchste Zeit.
Die Stadtverwaltung favorisierte bisher die günstigere Lösung: Aus Kostengründen sollte der Pavillon der Touristeninformation am bisherigen Standort erhalten werden, auch die Idee einer Fahrradtiefgarage wurde verworfen. Doch der Bauausschuss wollte die Planer nicht mit zu vielen Restriktionen blockieren. Die Stadträte folgten daher den Empfehlungen des Bezirksbeirats Weststadt: Die Touristeninformation könnte demnach in Zukunft auch an irgendeinem anderen Ort am Hauptbahnhof stehen. Auch über eine unterirdische Lösung für Fahrradabstellplätze sollte noch einmal nachgedacht werden. Bleibt nur noch ein Tabu: Nach Ansicht beider Gremien sollen die alten Bäume an der Kurfürsten-Anlage grundsätzlich erhalten werden.
Merkel forderte ein klares Votum vom Bauausschuss: "Wir müssen uns jetzt entscheiden, damit die Landschaftsarchitekten wissen, welche Richtung sie einschlagen sollen." Und das bekam sie. Einstimmig erteilten die Stadträte ihr den Auftrag, verschiedene Vorschläge für den Bahnhofsvorplatz zu erarbeiten. Nur eines war Manuel Steinbrenner (Grüne) ganz wichtig. Bei der Aufschlüsselung der Kosten solle die Verwaltung darauf achten, dass die Zahlen vergleichbar seien.
Den Fahrradabstellplätzen kommt bei den Planungen eine Schlüsselrolle zu. Hans-Martin Mumm (GAL) sieht die Vorschläge für eine Tiefgarage oder automatisierte Abstellvorrichtungen skeptisch: "Die Leute fahren doch auf den letzten Drücker zum Hauptbahnhof, kurz bevor ihr Zug fährt. Da möchten sie doch nicht auch noch ihre Fahrräder umständlich irgendwo abgeben." Dies sah Uwe Petry vom Planungsbüro VAR, der zusammen mit seinem Kollege Raimund Haubrich von H2S Architekten eine Machbarkeitsstudie zum Fahrradparken ausgearbeitet hatte, anders. Es werde auch in Zukunft immer mehr Fahrradfahrer geben. Petry: "Der Trend geht zu hochwertigen Rädern, die sicher geparkt werden." An einem Bahnhof brauche man beides: Geschützte und schnelle Abstellmöglichkeiten. Bleibt die Kostenfrage. Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke) schlägt vor, die Umgestaltung der Bahnhofsvorplätze Schritt für Schritt und in verschiedenen Modulen anzugehen. Wenn die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) im Spätjahr nächsten Jahres mit ihren Arbeiten beginne, könnte der Platz am nördlichen Bahnhofsausgang in Angriff genommen werden. Nach und nach könnten dann die weiteren Pläne umgesetzt werden. Weiler-Lorentz: "Wir können jetzt nicht einfach ein paar Millionen Euro mehr in den Haushalt stecken, die wir nicht haben."



