"IBA Game" für Patrick-Henry-Village: Spielen, bis der Heidelberger Stadtteil steht
Mit dem "IBA Game" kann jeder seine Utopie für Patrick Henry Village verwirklichen. Es basiert auf dem beliebten Computerspiel "Minecraft".

Vor der Silhouette von Alter Brücke und Schloss kann man im "IBA Game" das Patrick Henry Village selbst gestalten. Foto: privat
Von Sebastian Riemer
Heidelberg. Wie wird Patrick Henry Village (PHV) in zehn Jahren aussehen? Wie leben, arbeiten und lernen die künftigen Bewohner der ehemaligen US-Siedlung im Westen der Stadt? Die Internationale Bauausstellung (IBA) will mit ihrer "Planungsphase Null" mögliche Wege in die Zukunft des neuen Stadtteils aufzeigen.
Dabei soll nun auch das meistverkaufte Computerspiel der Welt helfen: Minecraft. Millionen von Spielern auf der ganzen Welt lieben die Aufgabe, aus würfelförmigen Blöcken eine 3D-Welt zu bauen. Für die IBA hat ein internationales Team aus Architekten und Spieldesignern nun eigens eine PHV-Version des Spiels entwickelt: "IBA Game 20.000 Blocks". "Wir wollen wissen, was die jungen Leute sich für dieses Gelände vorstellen", sagt der Architekt Anton Savov von der Technischen Universität Darmstadt. Die "Digital Design Unit", in der Savov arbeitet, beschäftigt sich mit der Frage, wie die digitale Welt die Architektur, das Planen und das Bauen verändert. "Da ist PHV natürlich ein idealer Testfall", sagt er. Jeder, der ein Minecraft-Nutzerkonto hat, kann das "IBA Game" ab Freitag, 23. September, im Internet spielen.
Hintergrund
Zweites Bürgerforum zu Patrick Henry Village am Freitag
RNZ. Beim zweiten Bürgerforum zum Patrick Henry Village (PHV) am Freitag, 23. September, ab 18 Uhr im Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum Dezernat 16, Emil-Maier-Straße 16, stellen die beiden
Zweites Bürgerforum zu Patrick Henry Village am Freitag
RNZ. Beim zweiten Bürgerforum zum Patrick Henry Village (PHV) am Freitag, 23. September, ab 18 Uhr im Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum Dezernat 16, Emil-Maier-Straße 16, stellen die beiden Architekten Winy Maas und Carlo Ratti ihre Szenarien für die ehemalige US-Fläche zu den Themen "Wissenschaften und Wirtschaft" sowie "Vernetzungen und Infrastruktur" vor. Für Heidelberg ist eine enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft unerlässlich - welche Stadträume und Gebäude sind dafür im PHV erforderlich? Mit dieser Frage beschäftigt sich für die IBA Winy Maas von MVRDV. Das weltweit bekannte Architektur- und Planungsbüro formulierte aus den über zwei Monate gesammelten Impulsen der Stadtgesellschaft ein mögliches Szenario für PHV, das Winy Maas vorstellt. Auch Carlo Ratti entwickelte für PHV ein Zukunftsszenario zur digitalen Stadt und Mobilität. Die zentralen Ergebnisse seiner Arbeit mit der Stadtgesellschaft präsentiert er ebenfalls an diesem Abend.
Savov und sein Team haben PHV in 300 Baufelder unterteilt. Betritt ein Spieler das Spiel, wird er automatisch einem Feld zugeordnet und hat dann zehn Minuten Zeit, diese Fläche zu bebauen. Auf einem Feld können bis zu vier Spieler gleichzeitig agieren. Der Clou: Nur wenn sie zusammenarbeiten, können sie öffentliche Gebäude wie Cafés, Bibliotheken, Parks oder Gemeinschaftsgärten bauen.
"Uns war wichtig, dass man Spaß am Spiel hat, aber auch, dass die Ergebnisse einen Sinn ergeben", sagt Savov. Und so hat das Spiel durchaus einen pädagogischen Aspekt, was die Entwickler aber lächelnd abstreiten: Denn mit der Zusammenarbeit wird zugleich die Dichte des Bauens belohnt. Wer also ein besonders urbanes Quartier baut, bekommt "als Belohnung" gemeinschaftlich genutzte Flächen. Darunter ist auch Ausgefalleneres wie ein Stadion oder ein Zoo. Damit folgen die Spielemacher einem planerischen Trend, große Flächen an möglichst viele kleine Investoren zu vergeben. So entstehen vielfältige Quartiere mit gemischten Nutzungen, statt uniformer, am Reißbrett geplanter Siedlungen.
Auch interessant
Die Macher hoffen, auf den 300 Feldern am Ende 300 Variationen zu sehen, wie sich die Nutzer PHV künftig vorstellen. Und dann? "Wir können aus den Ergebnissen gut ablesen, welche Dichte, welche Nutzungen und welche Strukturen sich die Mitspieler wünschen", meint Savov. Die spannendsten Entwürfe aus dem Spiel sollen dann Städtebauer Kees Christiaanse als Inspiration dienen. Der niederländische Städteplaner leitet für die IBA die "Planungsphase Null" und wird im Februar 2017 eine erste Entwicklungsvision für Patrick Henry Village präsentieren.
Info: Ab 23. September kann das Spiel auf www.20000blocks.wordpress.com gespielt werden. Zudem stehen beim IBA-Bürgerforum am Freitag im Dezernat 16 Computer bereit, die ab 17.30 Uhr jeder nutzen kann. Am 15. Dezember kann dort ab 17.30 Uhr noch einmal jeder mitspielen.



