Erstes Bürgerforum zum IBA-Prozess für Patrick Henry Village

Renommierte Städtebauer und Bürger entwickeln gemeinsame Vision - "Das kann man nicht am Reißbrett planen" 

01.06.2016 UPDATE: 02.06.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde

Volles Haus im Dezernat 16: Städtebauer Kees Christiaanse leitet die Ideensuche der Internationalen Bauausstellung für eine "Wissensstadt von Morgen" in Patrick Henry Village. Foto: Alex

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Kees Christiaanse hält sich nicht mit Kleinkram auf. Mit der Hamburger Hafencity leitet der Niederländer eines der größten Städtebauprojekte Europas, in London kümmerte er sich um die Zukunft des Olympiageländes nach den Spielen von 2012. Und jetzt? Nimmt er sich Heidelberg vor. Christiaanse, einer der weltweit wichtigsten Stadtplaner, wird die "Planungsphase Null" der Internationalen Bauausstellung (IBA) für die Zukunft der ehemaligen US-Wohnsiedlung Patrick Henry Village (PHV) leiten.

Am Dienstag stellte Christiaanse sich beim ersten Bürgerforum der IBA zu PHV im Dezernat 16 den Heidelbergern vor - und erklärte seine Prinzipien für modernen Städtebau. Etwa: "Wir brauchen kompakte Quartiere mit eigener Identität, die zugleich im großen Ganzen aufgehen." Und der Klassiker moderner Stadtplanung: "Wir brauchen eine Mischnutzung aus Wohnen, Arbeiten, Wissenschaft und Kultur." Aber Christiaanse sagte auch: "Projekte müssen langsam wachsen, die Entwicklung braucht Zeit - und die einzelnen Bauvorhaben sollten kleinteilig an Investoren und Architekten vergeben werden." Da schoss wohl nicht nur so dem ein oder anderen Vertreter der Stadt kurz die Bahnstadt durch den Kopf.

Hintergrund

Heidelberger können als "lokale Experten" mitmachen

> Themenworkshops: Noch bis zum 6. Juni können sich Heidelberger Bürger für eines der vier Teams zu den Themen "Wissenschaften und Wirtschaft", "Vernetzungen und Infrastruktur", "Bildung und Lernräume" sowie

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Heidelberger können als "lokale Experten" mitmachen

> Themenworkshops: Noch bis zum 6. Juni können sich Heidelberger Bürger für eines der vier Teams zu den Themen "Wissenschaften und Wirtschaft", "Vernetzungen und Infrastruktur", "Bildung und Lernräume" sowie "Stoffkreisläufe" anmelden. Dadurch verpflichten sich die "lokalen Experten" zur aktiven Teilnahme an jeweils einem zweitägigen Workshop, einer Feedbackrunde sowie einem Bürgerforum. Interessieren sich mehr als drei Bürger für ein Thema, entscheidet das Los. Infos unter www.iba.heidelberg.de, per E-Mail an m.bellers@iba.heidelberg.de oder unter Telefon 06221 / 65865015.

> Bürgerforen: Am 23. September geht es um die Themen "Wissenschaften und Wirtschaft" sowie "Vernetzungen und Infrastruktur". Die Themen "Bildung und Lernräume" sowie "Stoffkreisläufe" werden am 15. Dezember behandelt. Zeit und Ort werden noch bekannt gegeben.

> Fachvorträge: Die Leiter der vier Teams präsentieren in Vorträgen ihre internationalen Projekte: Winy Maas und Nathalie de Vries (Wissenschaften und Wirtschaft) am 14. Juni, Carlo Ratti (Vernetzungen und Infrastruktur) am 30. Juni, Markus Neppl (Bildung und Lernräume) am 26. Juli sowie Herbert Dreiseitl und Kathrin Bohn (Stoffkreisläufe) am 12. September. Beginn ist jeweils um 19 Uhr, der Ort wird noch bekannt gegeben.

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Doch natürlich sollen der 62-Jährige und sein Rotterdamer Büro "KCAP Architects & Planners" die Ideen für PHV nicht alleine entwickeln. "Das kann man nicht am Reißbrett planen", so Christiaanse. "Die Investoren, Architekten und Bürger müssen früh mitmachen." Gemeinsam mit der IBA hat er dafür einen Prozess aufs Gleis gesetzt, der bis Februar 2017 läuft. "Bis dahin wollen wir gemeinsam die Vision einer Wissensstadt von Morgen erarbeiten", beschrieb IBA-Chef Michael Braum die Zielsetzung.

Vier Teams - geleitet von renommierten Städtebauern - beschäftigen sich jeweils mit spezifischen Aspekten, die für PHV wichtig sein werden: "Wissenschaften und Wirtschaft", "Vernetzungen und Infrastruktur", "Bildung und Lernräume" sowie "Stoffkreisläufe". Bei letztgenannter Gruppe geht es um die Frage, was Patrick Henry Village als Stadtteil der Zukunft ökologisch leisten kann - etwa in Sachen Ernährung, Wasserkreisläufe oder Luftreinigung. Das passt zu Christiaanses Credo, "die Stadt über die Landschaft zu denken, nicht über Gebäude". In jedem Team sitzen drei Bürger als "lokale Experten" - noch kann man sich bewerben (siehe Artikel rechts).

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"Wir hoffen, dass unser PHV-Masterplan ein lebendiger Organismus wird, der aber zugleich auch früh Fakten schafft, die man sieht", sagte Christiaanse. Man wolle das Gefühl erzeugen, dass da nicht nur rumgesponnen werde, sondern die Ideen auch umgesetzt würden. So seien etwa auch Zwischennutzungen denkbar. Und auch wenn er dem Prozess nicht vorgreifen wollte, sagte Christiaanse doch: "Viele der Gemeinschaftsbaracken in PHV haben keine architektonische Qualität - da brauchen wir eine Intervention." Zudem sei eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr überlebenswichtig für das neue Quartier.

Knapp 150 Heidelberger waren ins Dezernat 16 gekommen - und wer den langen Informationsteil durchhielt, konnte am Ende gleich noch ein paar erste Anregungen geben. Während Mietervereinsleiter Christoph Nestor fragte, warum es eigentlich keine eigene Gruppe für das Thema Wohnen gebe (IBA-Chef Braum: "Das spielt natürlich in allen Teams eine Rolle!"), meinte die ehemalige Grünen-Fraktionschefin im Gemeinderat, Barbara Greven-Aschoff: "Wir sollten auch die Umlandgemeinden intensiv in den Planungsprozess einbinden." Keine unwichtige Anregung, schließlich liegt das knapp 100 Hektar große Gelände als Insel mitten in der Region - bis zur Heidelberger Altstadt sind es sechs Kilometer Luftlinie, bis zum Schwetzinger Zentrum ebenfalls.

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