Patrick Henry Village: Die "Wissensstadt der Zukunft"
Die Internationale Bauausstellung soll einen Plan zur Nachnutzung der Konversionsfläche ausarbeiten – Ende Mai geht es los

Patrick Henry Village ist mit knapp 97 Hektar fast so groß wie die Heidelberger Altstadt. Früher lebten in der Siedlung Tausende Amerikaner. Grafik: Peh & Schefcik
Von Steffen Blatt
Wenn in Heidelberg bisher die Nachnutzung von ehemaligen US-Flächen (Konversion) geplant wurde, lief das ungefähr so ab: Die Planer aus der Stadtverwaltung und von externen Dienstleistern machten sich erste Gedanken, was für eine bestimmte Fläche sinnvoll wäre. Damit ging es dann in öffentliche Foren, das Ping-Pong-Spiel zwischen Bürgerbeteiligung, Fachplanung und Gemeinderatsgremien begann. Bei Patrick Henry Village (PHV) soll das anders werden.
Denn wie die mit knapp 97 Hektar größte Konversionsfläche Heidelbergs einmal genutzt werden könnte, ist viel weniger klar als bei den anderen Arealen, die zum Teil mitten in der Stadt liegen. PHV jedoch ist überhaupt nicht an Heidelberg angebunden; Eppelheim, Sandhausen und Schwetzingen liegen näher als der Bismarckplatz (siehe Grafik). Es ergeben sich aus dem Gelände heraus keine naheliegenden Nutzungen, man kann viel offener an die Planungen herangehen.
Genau dafür soll nun die Internationale Bauausstellung (IBA) sorgen, die seit 2012 in Heidelberg läuft. Der zehnjährige Stadtentwicklungsprozess soll mit verschiedenen Projekten die Stadt- mit der Wissensgesellschaft zusammenbringen. Jetzt soll die IBA einen "dynamischen Masterplan" ausarbeiten, der als Grundlage für die weitere Entwicklung von PHV dienen soll. Vorgegeben ist nur eins: Auf der Konversionsfläche soll die "Wissensstadt der Zukunft" entstehen. Dafür hat IBA-Geschäftsführer Michael Braum renommierte Stadtplaner und Architekten gewonnen. Sie sollen sich in vier Teams Grundfragen wie der Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft, Vernetzung, Infrastruktur, Mobilität, Wohnen oder Bildung widmen. Eine fünfte Gruppe begleitet die verschiedenen Workshops und bringt die Erkenntnisse am Ende unter einen Hut.
Mit dabei ist etwa Carlo Ratti, der am Massachusetts Institute of Technology erforscht, wie digitale Technologien das Zusammenleben in Städten verändert. Der Stadtplaner und Architekt Kees Christiaanse hat unter anderem die Hamburger Hafen-City entworfen. Das Architekturbüro MVRDV spielt in einer Liga mit Daniel Libeskind oder Rem Koolhaas. Und das Ramboll Studio Dreiseitl ist Vorreiter bei ökologisch-nachhaltigen Planungen in städtischen Freiräumen. "Ich kenne die Teilnehmer persönlich und sie kennen sich auch untereinander. Sie sollen schließlich gut zusammenarbeiten", sagt Braum. Jede Gruppe bekommt außerdem einen "Kontaktarchitekten" aus Heidelberg als Ansprechpartner.
An den vier bisher geplanten Werkstattgesprächen werden auch jeweils drei Bürger teilnehmen, die sich dafür bewerben können, und außerdem ein Vertreter des Kirchheimer Stadtteilvereins. In mehreren Bürgerforen werden Zwischenergebnisse präsentiert. Auch Jugendliche und Studenten sollen in den Prozess miteinbezogen werden.
Der Zeitplan ist ehrgeizig: Am 31. Mai steht die Auftaktveranstaltung auf dem Programm, bis Februar 2017 soll der Masterplan stehen, der dann erneut in die Bürgerbeteiligung geht und weiter konkretisiert wird. Das Budget für den Prozess liegt bei 900 000 Euro. Nicht zu viel, meint Konversionsbürgermeister Hans-Jürgen Heiß: "Wenn wir den Masterplan damit auf eine breite Grundlage stellen, dann ist es gut angelegtes Geld."



