Heidelberg: Mit Riesenschritten zum Bahnhofsplatz Süd
Gemeinderat entscheidet am 6. Oktober: Hauptausschuss stimmt für die Vergabe der Baufelder B1 und B2 an die Gustav-Zech-Stiftung aus Bremen

25 000 Quadratmeter groß ist das Gelände südlich des Bahnhofs. Die Zech-Stiftung will hier Büros, Einzelhandelsflächen und Wohnungen bauen. Auch ein elfgeschossiges Hochhaus ist erlaubt. Foto: Rothe
Von Holger Buchwald
Es ist eine der wichtigsten Flächen der Heidelberger Bahnstadt und das Verbindungsglied zum Bahnhof und zum restlichen Heidelberg. Nun hat die Stadt einen Großinvestor für die beiden Baufelder B1 und B2 gefunden. Mit großer Mehrheit stimmte der Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderates in seiner Sitzung am Mittwochabend dafür, der Gustav-Zech-Stiftung aus Bremen den Zuschlag für das fast 25.000 Quadratmeter große Areal zu erteilen, das auch den südlichen Bahnhofsvorplatz und zwei Tiefgaragen mit einschließt. Nur Bernd Zieger (Linke) stimmte dagegen, Hilde Stolz (Bunte Linke) enthielt sich.
Hilde Stolz war es auch, die Wolfrat Voigt, Präsident des Gustav-Zech-Stiftungsrats zunächst beleidigte. Wenn man im Internet zur Zech Group und der Stiftung recherchiere, könne man den Eindruck gewinnen, dass es sich dabei um eine "Immobilienkrake" handele. Voigt, der in der Sitzung die Stiftung vorstellte, nahm es mit Humor. "Das mit der Krake ist neu", sagte er nach der Sitzung: "Meistens werden wir mit Haien verglichen."
Die anderen Ausschussmitglieder waren ohnehin von Voigts Vortrag angetan. Denn die Zech Group und die Stiftung haben viele hochkarätige Referenzprojekte - den Alten Wall in Hamburg, aber auch den Vodafone Campus oder den Kö-Bogen in Düsseldorf, entworfen von Stararchitekt Daniel Libes-kind. Die Holding mit einer Jahresleistung von 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2015 beschäftigt 8000 Mitarbeiter in acht Dachgesellschaften. Für das Heidelberger Projekt wird allerdings die Stiftung verantwortlich sein, deren Zweck es ist, ihr Vermögen zu verstetigen und zu bewahren. "Wir haben einen sehr guten Kooperationspartner gefunden", ist Oberbürgermeister Eckart Würzner überzeugt. Die Gespräche seien bisher sehr sachlich und fair verlaufen. Konkrete Ideen für B1 und B2 konnte oder wollte Voigt indessen noch nicht präsentieren. Am Bahnhofsvorplatz Süd seien Büros für Dienstleistungen und Einzelhandel, aber auch Wohnungen geplant. Um einen möglichen Ankermieter zu präsentieren, sei es noch zu früh.
Wenn der Gemeinderat in seiner Sitzung am nächsten Donnerstag, 6. Oktober, zustimmt, geht alles ganz schnell. Bereits am 18. Oktober soll es eine frühzeitige Bürgerbeteiligung geben. Ort und Zeit stehen allerdings noch nicht fest, zumal die Stadt der Abstimmung im Kommunalparlament nicht vorgreifen will.
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In einem beschleunigten Verfahren soll ein Hochbaurealisierungswettbewerb ausgelobt werden. Noch in diesem Jahr soll der Ausschreibungstext stehen. Doch dem Ansinnen von Felix Grädler (Grüne) und anderen Stadträten, einen gemeinsamen Wettbewerb mit dem benachbarten Konferenzzentrum auszuloben, erteilte Stadtplanungsamtschefin Annette Friedrich eine Absage. "Es ist selbstverständlich, dass beide Orte etwas miteinander zu tun haben", sagte sie. Aber ein Konferenzzentrum zu bauen, sei eine Spezialaufgabe. "Dafür ist nicht jeder Architekt geeignet. Dasselbe gilt für Büro- und Wohnungsbau." Daher sei es "besser, effizienter und sinnvoller", beide Wettbewerbe voneinander zu trennen und parallel durchzuführen.
Friedrich rechnet damit, dass B1 und B2 schneller entwickelt werden können. Läuft alles nach Plan, könnte ab Ende 2018 gebaut werden. Wolfrat Voigt sagte zu, dass man den Wunsch des Gemeinderates gerne berücksichtigen möchte, eine Sichtbeziehung vom Querbahnsteig des Hauptbahnhofs hin zum Konferenzzentrum zu gewährleisten. "Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe." Nach den bisherigen Planungen würden die Passagiere, die mit dem Zug in Heidelberg ankommen, nämlich als erstes auf die Wand des B2-Gebäudes blicken. Um auf den Bahnhofsvorplatz treten zu können, müssten sie einmal nach rechts abbiegen.