Auf einmal waren 40 Fensterläden weg (Update)
Erst berichtete die Polizei von einem Diebstahl – Doch dabei gab die GGH den Auftrag zum Abmontieren

Heidelberg. (hö) Zuerst las sich die Polizeimeldung, die die RNZ erreichte, wie eine richtige Räuberpistole: Da will in der Nacht zum Donnerstag ein Anwohner in der Hans-Thoma-Straße in Handschuhsheim seinen Fensterladen schließen – und dann ist der weg. Wie auch alle anderen an seiner Straßenseite – insgesamt 40 Stück, Schaden: mehrere Tausend Euro. Da waren offenbar ganz gerissene Ganoven am Werk – und er meldete das der Polizei, die dann später eine Pressemitteilung herausgab und nach Zeugen für die dreiste Tat suchte.
Doch eine Recherche der RNZ ergab: Es handelte sich keineswegs um einen Diebstahl. Nach einigen Telefonaten stand fest, dass es sich bei dem betroffenen Hauskomplex um die "Blaue Heimat" handelt, die dem städtischen Wohnungsunternehmen GGH gehört. Und die GGH, so ergab ein Anruf dort, hat die Klappläden von einer Firma abmontieren lassen, um sie auszubessern. Im Rahmen dieser Aktion sollen auch die Eingangstüren und Hoftore neu gestrichen werden.
Wie Andreas Gast von der GGH-Immobilienverwaltung der RNZ gegenüber versicherte, wurden die Mieter auch per Rundschreiben informiert, dass die Entfernung der Holzläden kurzfristig erfolgen kann. Gast vermutet, dass der Mann, der am Mittwochabend seinen Klappladen vermisste, den Brief vielleicht nicht zur Kenntnis genommen hat.
Zugleich berichtete Gast, dass sein Unternehmen mittlerweile auch die Polizei informiert hat, was sich tatsächlich zugetragen hat – und zur Sicherheit rief die RNZ-Stadtredaktion noch bei der Pressestelle des Polizeipräsidiums an, damit die Meldung nicht weiter verbreitet wird.
Die "Blaue Heimat" gehört zu den bekanntesten Siedlungsprojekten in Heidelberg nach dem Ersten Weltkrieg und wurde 1926/27 errichtet. Vor 14 Jahren erklärte die GGH, die knapp 100 Wohnungen des ursprünglichen Bestandes – die erst 1951 errichtete Front zur Karl-Philipp-Fohr-Straße war ab 2004 saniert worden – abzureißen und neu zu bauen.
Doch in Handschuhsheim und unter den Bewohnern gab es erhebliche Widerstände und so vertagte die GGH das Thema. Später zogen in die freien Zwei-Zimmer-Wohnungen Auszubildende der Evangelischen Stadtmission ein. Allerdings verneinte die GGH immer wieder, dass es für das in die Jahre gekommene Areal Renovierungspläne gäbe.
Update: 1. August 2019, 19 Uhr