Heidelberg

Fulminanter Festakt zum 25. Geburtstag des "Frühling"

Dieses ganz besondere "Frühlings"-Gefühl: Musiker und Redner begeisterten an einem emotionalen Abend.

27.03.2022 UPDATE: 28.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
Der „Frühling“ in Heidelberg ist einfach einzigartig. Das zeigte sich auch beim Festakt zum 25. Geburtstag des Musikfestivals, der am Freitagabend vor 450 Ehrengästen in der Aula der Neuen Universität stattfand. Foto: Studio visuell

Von Sebastian Riemer

Heidelberg. Thorsten Schmidt brachte es am Ende dieses emotionalen Abends vor 450 Ehrengästen auf den Punkt: "Im Zentrum unserer Arbeit steht der Mensch." Dass der Gründungsintendant des "Heidelberger Frühling" da keine Phrase drosch, zeigte der Festakt zum 25. Geburtstag des Festivals am Freitag in der Aula der Neuen Universität. Denn da sprachen und musizierten Wegbegleiter, die wissen, was den "Frühling" so einzigartig macht.

Wenige können das Alleinstellungsmerkmal dieses Festivals so gut erklären wie Igor Levit. "Fünf Minuten vor dem Konzert stand ich in der Stadthalle zitternd hinter der Bühne", erzählte der Pianist von einem Moment aus dem Jahr 2015. Der Mann, der heute mit 35 Jahren ein Weltstar und jetzt auch Co-Künstlerischer Leiter des "Frühling" ist, sollte damals die Goldberg-Variationen spielen – doch er hatte Angst vor dem Scheitern. Da trat Thorsten Schmidt an ihn heran: "Er sagte mir: ,Alle hier wollen Dir das Beste. Du kannst fallen. Es ist okay.’ ... Das hatte mir noch nie zuvor jemand gesagt." Und Levit spielte sich frei, spielte damals ein sensationelles Konzert.

Johannes Mnich, Ex-Projektleiter der Festival-Akademie und heute Intendant der Tauber-Philharmonie, moderierte den Festakt locker und gekonnt. Musikalisch gehörte die Bühne jungen Künstlern – ganz der Festival-DNA der Nachwuchsförderung verschrieben. Mit den LGT Young Soloists begeisterte ein preisgekröntes Streicher-Ensemble von hochtalentierten Solisten zwischen 14 und 23 Jahren die Zuhörer.

Und als dann Theresa Pilsl und Daniel Gerzenberg "Da unten im Tale" von Johannes Brahms präsentierten, war es wieder ganz da, dieses so besondere "Frühlings"-Gefühl. Zuvor hatte Christopher Warmuth – lange beim "Frühling" und heute Dramaturg an der Bayrischen Staatsoper – die Geschichte der beiden Fellows der Lied-Akademie des Festivals erzählt. Wie die Sopranistin und der Lied-Pianist beide mit frischem Liebeskummer – ihre jeweiligen Beziehungen zerbrachen nur eine Woche zuvor – in Heidelberg ankamen und ausgerechnet diese Brahmssche Liebeserklärung an eine Verflossene auf dem Programm stand. "In den Proben wurde manchmal mehr geweint als gesungen", erinnerte sich Warmuth. Doch irgendwann seien Empfindung und Lied – tatsächlich ist Brahms nämlich schon hinweg über seine Ex – plötzlich in Einklang gekommen. "Theresa und Daniel sind in Heidelberg mit ihrem Kummer fertig geworden", so Warmuths Fazit. Das sei einer dieser Brennglas-Momente des Festivals.

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Einen weiteren Teil der Festivalidentität brachte der ehemalige Programmchef Dominik Winterling, heute Managing Director des bedeutendsten Sinfonieorchesters der Niederlande in Amsterdam, auf den Punkt: "Das magische Dreigestirn der programmatischen Devise: Inhalte, Inhalte, Inhalte." Der "Frühling" hat seine Zuhörer immer gefordert – aber vor allem beteiligt. "Das ist so einzigartig an diesem Festival, dass wir als Publikum es mitgestalten", sagte der Alzheimerforscher Konrad Beyreuther, der im Oktober 2001 mit 20 anderen den Freundeskreis des Festivals gründete. Heute hat dieser Förderverein 1200 Mitglieder und der "Frühling" ist undenkbar ohne sein Engagement und den Einsatz der vielen Sponsoren aus Heidelberg und der Region.

Das letzte Wort an diesem Abend hatte Intendant Thorsten Schmidt. Was sein Team und er seit 25 Jahren täglich tun dürften, sei ein Privileg: "Wie viele Menschen können von sich sagen, mir ihrer Arbeit andere Menschen glücklich zu machen und Menschen in so großer Zahl zusammenzuführen?" Und Schmidt versprach: "Wir fangen gerade erst an. Die Aufgabe ist noch lange nicht erledigt." Da erhoben sich die 450 Gäste in der Neuen Aula und applaudierten lange.

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