Heidelberger Frühling

Besucheransturm in der Hauptstraße erreichte neue Rekorde

Das Festival eröffnete mit einer Auswahl an musikalischen Leckerbissen. Es gibt 168 Konzerte in vier Wochen.

27.03.2022 UPDATE: 28.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden
Der „Heidelberger Frühling“ feierte „Restart“: Am Anatomiegarten in der Hauptstraße spielte am Samstagnachmittag das Duo Kartoffelstampfer aus Hildesheim – David Kaedi an der Klarinette und Louis Alberding an der Gitarre. Foto: Philipp Rothe

Von Rolf Kienle

Heidelberg. Frisch, frühlingshaft, voller strotzender Energie und völlig unerwartet: Eine Klassik-Boyband eröffnete als erste Formation den "Heidelberger Frühling" in der Aula der Neuen Universität. Die Hanke Brothers gingen sympathisch und mit leichter Hand über die Grenzen der klassischen Musik hinweg und signalisierten: Der Frühling ist da, geht raus und hört Musik!

"Schöner kann ein Programm nicht loslegen", sagte Festival-Intendant Thorsten Schmidt am Samstagnachmittag – nachdem er sein Programm in den beiden letzten Jahren vergebens geplant hatte. Jetzt kann er tatsächlich loslegen. Allerdings anders als in der Vergangenheit. Der "Frühling" macht Heidelberg zur Bühne. Gespielt wird in der Mensa, im Café, auf den Plätzen der Stadt, in der Kirche, im Karlstorbahnhof, im Alten Hallenbad oder im Dezernat 16. Bis Ende April stehen 168 Konzerte auf dem Plan, 68 bei freiem Eintritt. Mit Künstlern wie Igor Levit, Thomas Hampson, Thomas Quasthoff oder Martin Grubinger.

Was mit "ein paar Begeisterten" vor 25 Jahren begann, hat heute eine große Fangemeinde. Der "Frühling" hat, wie Oberbürgermeister Eckart Würzner bei der Eröffnung sagte, "großartige Künstlerinnen und Künstler nach Heidelberg geholt". Er dankte den Sponsoren, die es möglich machen, dass Konzerte kostenlos angeboten werden können. Erleben, was Musik ausmacht – das ist ein Argument für Uwe Schröder-Wildberg, den MLP-Vorstandsvorsitzenden, zum "Frühling" zu gehen. Er empfinde Momente des reinen Glücks, dass die Veranstaltungsreihe wieder stattfinde, sagte er. Die Corona-Pause habe dazu geführt, dass die Lebensperspektive vieler Künstler "bescheiden aussah". Daher habe man beschlossen: "Wir müssen jetzt was tun für die Künstler und sie direkt unterstützen." Mit MLP gemeinsam stehen 50 Kooperationspartner hinter dem Festival.

Beim „KlaWir“ im Heidelberger Hauptbahnhof gab es am frühen Samstagabend Piano-Musik zu hören. Foto: Studio visuell

Dass das Festival in die Stadtteile geht, liegt vor allem daran, dass die Stadthalle noch nicht saniert ist. Deshalb ist ein Großteil des Programms dezentral zwischen Emmertsgrund und Wieblingen, zwischen Handschuhsheim und Kirchheim zu erleben. Thorsten Schmidt will mit dieser Neuplanung auch den Menschen für "ihre treue Begleitung danken." Er verwies darauf, dass er vor 25 Jahren mit dem Gedanken angetreten war, alles anders zu machen. Das entspreche der aktuellen Ausrichtung.

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Intendant Schmidt ist sich sicher, dass das, was mit dem "Heidelberger Frühling" entstanden ist, ganz originär zu der Stadt gehört. Und er erinnerte daran, dass man es angesichts des Krieges in der Ukraine als "Privileg begreifen" müsse, jetzt vier Wochen Musik genießen zu können. "Das müssen wir uns bewusst machen."

Die Auswahl der vier Formationen, die bei der Eröffnung in der Neuen Uni spielten, steht für die Bandbreite des Festivals. Die Hanke Brothers mit ihrem so erfrischend-lebhaften und virtuosen Spiel ebenso wie das kraftvolle Vokal-Ensemble Sozusingen, die beiden Kartoffelstampfer David Kaedi und Louis Alberding (Klarinette und Gitarre) mit ihrem Jazz, sowie Nicolae Gutu und Marcus Sundermeyer (Cello und Akkordeon) mit Jazz, Tango und Klezmer – sie alle zeichnet eine geballte Portion Spielfreude aus.

Nicolae Gutu und Marcus Sundermeyer wechselten im Anschluss an die Eröffnung in die Marstall-Mensa und hatten dort eine Art Kontrastprogramm: Junge und ältere Klassikfreunde, aber auch Studierende, die vom plötzlichen Auftritt der beiden Musiker beim späten Mittagessen positiv überrascht wurden. Ähnlich dürfte es Alberding und Kaedi ergangen sein, die ihren Auftritt am bestens frequentierten Anatomiegarten hatten. Dort waren bereits zwei "Kollegen" am Werk – teils, weil das Geigeüben zu Hause für Verdruss bei den Nachbarn sorgen dürfte, teils, weil der Besucheransturm in der Hauptstraße am Samstag neue Rekorde erreicht und sich das auch in der aufgestellten Kasse bemerkbar gemacht haben dürfte.

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