Heidelberg

Freiwillige Helfer räumten in der Natur auf

Von Zigaretten bis zum Handstaubsauger. Vom Regen blieben sie verschont.

27.03.2024 UPDATE: 27.03.2024 04:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Im Laufe des Vormittags füllten sich die orange-farbenen Müllsäcke der Teilnehmer deutlich – nicht nur mit Kippen, sondern auch mit großen Dingen wie Verkehrsschildern. Foto: Rothe

Von Laura Kress

Heidelberg. Thomas Trabold vom Biotopschutz kämpfte sich durch das Gebüsch, in der Hand ein Verkehrsschild. Es ist nur einer von vielen kuriosen Funden, die die rund 50 freiwilligen Helfer beim "Naturputztag", der Müllsammelaktion der Umweltbildungsplattform "Natürlich Heidelberg" des Amtes für Umweltschutz, in Rohrbach machten. In orangenen Warnwesten, ausgestattet mit Müllsäcken und -zangen zogen die Helfer am Sonntagmorgen durch die Weinberge entlang des Soldatenweges – und das trotz dunkler Wolken und nicht gerade frühlingshafter Temperaturen.

Zu Beginn sprach Trabold ein Dankeschön aus: "Ich hätte nicht gedacht, dass heute so viele kommen." Es habe Jahre gegeben, da seien sie zu zwölft gewesen. Seit 2007 ruft das Amt für Umweltschutz im Frühling zum gemeinsamen Müllsammeln auf – diesmal in Rohrbach, Ziegelhausen und auf dem Königstuhl.

Der Zeitpunkt für die Aktion ist kein Zufall. "Die Vegetation ist jetzt noch nicht so weit", erklärte Trabold. "In ein paar Wochen wäre alles zugewuchert." Außerdem wolle man eine Überschneidung mit der Brut- und Setzzeit vermeiden, um die Vögel nicht zu stören.

Denn es sind ja gerade die Tiere, die "Natürlich Heidelberg" mit dieser Aktion schützen möchte. Zwar machen sich manche Tiere den Müll der Menschen zunutze, funktionieren etwa alte Autoreifen zum Unterschlupf um. Grundsätzlich bringt Müll aber mehr Schaden als Nutzen. "Vögel können sich in Nylonfäden verheddern", so Trabold. Oft treten aus dem Müll außerdem Schadstoffe aus, zum Beispiel aus Zigarettenstummeln.

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Davon finden die Helfer am Sonntag eine Menge. "Zigaretten, Flaschen, Chipstüten, ein Einweggrill", zählte Helfer Johannis Scharr seine Ausbeute auf. Wenig später fischte er sogar einen Handstaubsauger aus den Sträuchern, hielt ihn triumphierend wie eine Trophäe in die Luft. Nach und nach weckte die Aktion bei dem ein oder anderen Helfer nämlich nicht nur das Umweltbewusstsein, sondern auch den Ehrgeiz. Wessen Müllsack ist am Ende am vollsten? Und wer macht den kuriosesten Fund?

Müll fanden die Helfer allerdings nicht nur auf öffentlichen Spazierwegen, sondern auch auf Privatgrundstücken – laut Trabold ein großes Problem. "Wir sind nicht befugt, Müll von den Grundstücken zur räumen", erklärte er. Man könne nicht mehr tun, als die zuständigen Ämter zu informieren, die aber nur selten etwas unternehmen würden. Und so stapeln sich auf manchen Gartengrundstücken verrostete Fahrräder, alte Trampoline oder Sofas.

"Die Aktion schärft auf jeden Fall das Bewusstsein", sagte Frauke Isenberg, die seit über zehn Jahren regelmäßig teilnimmt, früher noch gemeinsam mit ihren Kindern. "Heute ist mein Sohn erwachsen und schläft bis 13 Uhr", lachte sie. Für sie war das frühe Aufstehen aber kein Opfer: "Es macht Spaß, zusammen an der frischen Luft zu sein."

Ab und zu nutzte Trabold die Gelegenheit, um mit den Helfern sein Wissen über die Region zu teilen, zum Beispiel über deren Geologie. "Normalerweise liegt Sandstein unterhalb vom Muschelkalk", erklärte er, als die Gruppe vor einem alten Steinbruch Halt machte. Hier sei das wegen des Rheingrabenbruchs umgekehrt. Eine weitere Rohrbacher Besonderheit: In dem Heidelberger Stadtteil wachsen besonders viele Mispeln. Damit beauftragte Fremdfirmen sie nicht fällen, hat das Landschaftsamt die Bäume mit grüner Farbe markiert. "Er ist ein wandelndes Lexikon", meinte Helferin Ulrike Lohe beeindruckt.

Nach zwei Stunden türmten sich 50 gefüllte Müllsäcke übereinander, die Michael Kraft von der Stadtreinigung auf die Ladefläche seines Wagens lud. "Ich finde die Begeisterung der Leute toll, sich so für die Umwelt einzusetzen", sagte er. Wie zur Belohnung setzte der Regen auch erst dann ein, als alle Helfer zurückgekehrt waren.

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