Heidelberg

Kino-Besucher sammelten nach Film Müll auf Heiligenberg

Nach einem Kinofilm über Plastikverbrauch wurden die Zuschauer aktiv. Der Verein "Patron" hatte zum Saubermachen aufgefordert.

16.02.2024 UPDATE: 16.02.2024 06:00 Uhr 2 Minuten, 14 Sekunden
Auch auf der Thingstätte auf dem Gipfel des Heiligenbergs wurden die Teilnehmer einer Müllsammelaktion fündig. Zigarettenstummel und Plastikteile gehörten zu jenen Dingen, die die Kinobesucher aufsammelten. Foto: han

Von Hannes Huß

Heidelberg. Nach dem Dokumentarfilm "Plastic Fantastic" hätten sie angesichts des Zustands des Planeten auch einfach resignieren können. Doch die rund 50 Zuschauer, die am Sonntagmittag aus der Kamera kamen, haben sich für einen anderen Weg entschieden.

Die Bilder von Müll fressenden Kühen in Afrika, von einer US-Stadt mit außergewöhnlich vielen Krebstoten und von verdächtig freundlichen Lobbyisten aus dem Film noch vor Augen, bekamen die Kinobesucher von den Aktivisten von "Patron" wiederverwendbare Müllbeutel und Greifzangen in die Hand gedrückt.

Das war ihre Gelegenheit, selbst aktiv zu werden. Und so taten sich die Zuschauer, das Forstamt und Umweltorganisationen wie Patron, der BUND und der Nabu zusammen, um gemeinsam auf den Heiligenberg wandern, um auf dem Weg unachtsam weggeworfenen Müll aufzusammeln. Dafür teilten sie sich in kleine Teams auf, die auf dem Heiligenberg wieder zusammentreffen sollen.

Der gemeinsame Spaziergang war eine Müllsammelaktion des Allgäuer Patron-Vereins und stellt eine Ausnahme dar: "Normalerweise versuchen wir, große Regionen abzudecken", erklärt Martina Mayer von Patron auf dem Philosophenweg. So rief der 2021 gegründete Verein schon im ganzen Schwarzwald zum Saubermachen auf, in Kooperation mit lokalen Tourismusbehörden.

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Die Wanderung auf den Heiligenberg ist im Vergleich deutlich kleiner, einfach ein "schönes, unkompliziertes Event", wie Mayer sagt. Das Ziel sei immer, die Teilnehmer zum eigenständigen Saubermachen zu motivieren, denn eigentlich könne man das jeden Tag tun. Auch Mayer selbst nimmt ihren Beutel und ihre Greifzange inzwischen automatisch auf jede Wanderung mit, erzählt sie. Von der Situation auf dem Philosophenweg sei sie nicht "extrem verschrocken". Natürlich liege dort einiges an Müll herum, aber das sei immer so auf "leichter begehbaren Wegen".

Neben dem Müllsammeln geht es dem Verein aber in erster Linie um die Gemeinschaft: "Das zieht einfach die richtigen Leute an", schwärmt Martina Mayer. Auch Laura Howes aus Neuenheim ist ganz angetan von der Aktion: "Es tut wirklich gut, Leute kennenzulernen, die meine Ansichten teilen", erzählt sie, während sie Zigarettenstummel, Kabelbinder und sonstigen Müll aufsammelt.

"Ich bin oft in der Natur, und das ist super schön, aber ich sehe jedes Mal Müll", so ihre Erfahrung. Auch den täglichen Plastikverbbrauch, wie ihn der Kinofilm thematisiert hatte, findet sie erschreckend. "Ich war gestern einkaufen, und die Tomaten im Lidl waren natürlich in Plastik eingepackt."

Dass der Verein auch zum Müllsammeln in Heidelberg einladen würde, war schon länger geplant. Tillmann Steinhilber, einer der Geschäftsführer des Kamera-Kinos, ist selbst Mitglied im Verein und wollte schon länger mit ihm kooperieren: "Wir haben nach einem Film gesucht, und dann hat ‚Plastic Fantastic‘ perfekt gepasst." Die Wanderung auf den Heiligenberg ist für ihn gut mit seinem Ziel zu vereinbaren, "Kino mit gesellschaftlich relevanten Themen zu verknüpfen". Dass am Sonntag mehr als 50 Leute den Heiligenberg erklommen und alle Kooperationspartner, wie eben Nabu und der Bund, sofort zusagten, wertet Steinhilber als "krassen Erfolg".

Nach gut anderthalb Stunden trafen alle Gruppen wieder zusammen: Der Verein fuhr mit dem Auto Bier auf den Berg und ging mit den Teilnehmern den Müll durch. Fabian Birker aus dem Vorstand des Vereins freut sich über eine "gelungene Veranstaltung", auch wenn sie eben nicht den sonst üblichen Müllsammelaktionen entsprach: "Ansonsten gehen wir ja in ländliche oder bergige Regionen." Während neben ihm Mitglieder des Vereins die verschiedenen Arten von Abfall erklären, will er aber noch eines klarstellen: "Uns geht es nicht darum, zu bewerten, wer Müll weggeworfen hat. Wir wollen, dass der Müll wieder entsorgt wird."

Info: Mehr Informationen über den Verein und seine Aktionen gibt es online unter www.patron-nature.org 

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