Isa Willingers Dokumentarfilm "Plastic fantastic" läuft in der Gloriette
Die gigantische und weiter expandierende Plastikproduktion wird zum lebensbedrohlichen Problem für die Umwelt. Willingers Film zeigt erschreckende Bilder vermüllter Flüsse, Meere und Strände.

Von Wolfgang Nierlin
Heidelberg. Eine gespenstische Fahrt in die Tiefe eines Salzstocks eröffnet den Film. Eine unbekannte Fracht wird dort versiegelt. Erst viel später erfahren wir, dass es sich um toxische Abfälle einer Plastik-Verbrennungsanlage handelt, die dort "für die Ewigkeit" aufbewahrt werden.
Mit dieser Szenerie korrespondiert ein Satz, der mit Blick zum Sternenhimmel am Anfang von Isa Willingers Dokumentarfilm "Plastic fantastic" steht: "Es gibt 500 Mal mehr Plastikpartikel in den Meeren als Sterne in unserer Galaxie."
Längst ist der Müll einer gigantischen, immer mehr expandierenden Plastikproduktion zum lebensbedrohlichen Problem für die Umwelt geworden. Jede Minute lande eine Lastwagenladung Plastikmüll im Meer, informiert eine der Einblendungen im Film. Später sieht man auf einer dreigeteilten Leinwand erschreckende Bilder vermüllter Flüsse, Meere und Strände.
In Gesprächen mit Fachleuten, Betroffenen und Aktivisten in den USA, in Deutschland und in Afrika wechselt Isa Willinger mit ihrem Film immer wieder die Perspektive und setzt auf diese Weise harte Kontraste.
Während der Fotojournalist James Wakibia in Kenia schwerwiegende Umweltschäden zeigt, sammelt und untersucht die Ozeanografin Sarah-Jeanne Royer das angeschwemmte Mikroplastik an einem Strand auf Hawaii. Sie spricht über vermeidbare Einwegverpackungen und erklärt, wie synthetische Fasern auch in den menschlichen Körper gelangen.
Für die kämpferische schwarze Aktivistin Sharon Lavigne aus Lousiana steht deshalb fest, dass die hohe Zahl an Krebstoten in ihrer Gemeinde durch eine angrenzende Chemiefabrik verursacht werde.
Die komplexen Zusammenhänge erhalten eine weitere Dimension, wenn der Umweltanwalt Steven Veit über Plastik als Teil im "Öl-Gas-Puzzle" spricht, das durch seinen CO₂-Ausstoß auch die Klimakrise verschärft.
Wiederholte Blicke auf die Zentren der Macht und der Finanzwelt sind an die Verantwortung der Politik adressiert, entbinden jedoch nicht vom eigenverantwortlichen Konsumverhalten. Das apokalyptische Schlussbild der auf einer Mülldeponie streunenden Hunde zeigt, wie ernst die Lage ist.
Info: Heidelberg, Gloriette, 27.1., 29.1. Sondervorstellung in Kooperation mit Patron e.V. und anschließender Sammelaktion im Neuenheimer Wald am 11.2. um 11.30 Uhr in der Kamera.



