Jetzt ist die Jury am Zug
Am gestrigen Mittwoch präsentierte Heidelberg sein Konzept – Der Sieger wird im Juni gekürt

Heidelberg digital vernetzt: Gewinnt die Stadt den Wettbewerb, gibt es Millionen für neue Projekte. Grafik: Stadt
Von Steffen Blatt
Das war ein guter Auftritt von Oberbürgermeister Eckart Würzner: In Berlin präsentierte er am gestrigen Mittwoch gemeinsam mit seiner Referatsleiterin Nicole Huber das Heidelberger Konzept der "Digitalen Stadt" für das Finale des gleichnamigen Wettbewerbs, der vom Branchenverband Bitkom ausgeschrieben wurde. Zwei Mal sieben Minuten hatten die beiden Zeit, die Jury durfte jeweils fünf Minuten nachfragen. Heidelberg hinterließ dabei einen guten Eindruck.
Denn die Stadt fängt bei der Digitalisierung nicht bei null an: Die elektronische Patientenakte etwa gibt es bereits, und in der Bahnstadt sind die Stromzähler digital vernetzt. Zudem lockt Heidelberg mit Flächen im Stadtteil Kirchheim, die von Grund auf unter dem Gesichtspunkt der Digitalisierung entwickelt werden können: Auf den Patton Barracks ist ohnehin ein Technologiepark für die IT-Branche geplant. Und bei Patrick Henry Village sprach Würzner gar von einem "Expo-Gelände", auf dem modellhaft die digitale Stadt der Zukunft entstehen soll: autofrei, ohne CO2-Ausstoß und mit Investitionen von rund fünf Milliarden Euro.
Dabei hängt nicht alles am Gewinn des Wettbewerbs, dessen Sieger am 12. Juni beim nationalen IT-Gipfel in Ludwigshafen gekürt wird. "Wir gehen auf jeden Fall in diese Richtung", stellte Würzner klar. Aber natürlich würden die Dienstleistungen und Produkte, die die Bitkom-Mitglieder zur Verfügung stellen, vieles beschleunigen. Man geht von einem Gegenwert zwischen zehn und 20 Millionen Euro aus. Sollte Heidelberg gewinnen, würde die Stadt eine Digitalagentur gründen, die schon am 1. Juli ihre Arbeit aufnehmen könnte. Sie würde Projekte zur Digitalisierung sammeln und Partner zusammenführen. "Wir müssen nicht alles selbst machen", so der OB.
Doch die Konkurrenz ist groß, vier weitere Städte sind neben Heidelberg im Finale. Darmstadt will mit dem Thema Datensicherheit punkten - zwei Fraunhofer-Institute in der Stadt forschen dazu. Kaiserslautern bietet ähnlich wie Heidelberg ein Gelände für einen Modellstadtteil an: das ehemalige Areal der Firma Pfaff mitten in der Stadt. Wolfsburg hat natürlich den Autobauer VW im Rücken und Mobilität als Schwerpunkt. Paderborn schließlich greift nicht nur auf seine Geschichte zurück - Computerpionier Heinz Nixdorf kommt aus der Stadt -, sondern kann auch ein Spitzencluster zur Digitalisierung sowie die Unterstützung von Hochschulen und Unternehmen in ganz Ostwestfalen vorweisen.