Heidelberg

Der nächste Prozess wartet schon auf ihn

19-Jähriger belästigte eine Frau und drohte ihrem Freund - Auch seinem Nachbarn spielte er übel mit - Kommende Woche wieder vor Gericht

10.08.2020 UPDATE: 11.08.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
Justitia
Symbolfoto: David Ebener/dpa

Von Jonas Labrenz

Heidelberg. Ein 19-Jähriger wurde am gestrigen Montag am Amtsgericht wegen Verbreitung pornografischer Schriften, Nötigung, Beleidigung und Sachbeschädigung zu einer Jugendfreiheitsstrafe von acht Monaten verurteilt. Die Strafe ist zur Bewährung ausgesetzt.

Dabei wurden zwei Anklagen verbunden: Einmal ging es um explizite Bilder und Videos des Angeklagten, die er einer Gleichaltrigen gegen ihren Willen geschickt hatte, danach habe er ihren Freund bedroht. Zudem hatte der 19-Jährige seinem Nachbarn in Anwesenheit von dessen Familie – seiner damals hochschwangeren Frau und dem dreijährigen Sohn – gedroht und dessen Auto mit Graffiti beschmiert. Richterin Nicole Bargatzky attestierte ihm "schädliche Neigungen".

Fast genau ein Jahr ist es her, dass auf dem Handy der damals 18-Jährigen die Nachrichten des jungen Mannes ankommen. Es sind Bilder und kurze Videos. Sie zeigen ihn nackt und sein Geschlechtsteil in Großformat. Dazu kommen Sprachnachrichten, in denen er sie bittet, ihm Bilder von sich zu schicken. Sogar Geld bietet er ihr an, für "ein krankes Bild" von ihr. Dabei kennt die junge Frau ihn kaum. Ein Jahr zuvor haben sie mal miteinander geschrieben, nachdem eine Freundin den Kontakt hergestellt hatte. Zu einem Treffen ist es nie gekommen. Dann sei erst mal Funkstille gewesen.

Sehr spät am Abend habe er ihr dann plötzlich geschrieben, sie gefragt, wie es ihr geht. "Und dann ging’s ziemlich schnell", erinnert sich die junge Frau. Er schickte die Bilder, sie habe ihm gesagt, dass sie das nicht will. "Oft genug", wie sie betont. "Er hat aber nicht aufgehört." Schließlich habe sie ihn blockiert. Nachdem sie ihrem Freund davon erzählt hatte, schrieb auch er ihm, und verlangte eine Entschuldigung. Sonst würden sie ihn anzeigen. "Er wurde daraufhin gleich von ihm bedroht", sagt sie. Die Sprachnachrichten, die im Saal abgespielt werden, sind da eindeutig.

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Dem Nachbarn des Angeklagten ging es im Frühjahr ähnlich. Der 19-Jährige habe mit einem anderen Nachbarn und Freunden oft bei den Parkplätzen auf dem Grundstück herumgehangen, erzählt er. Der Stellplatz neben seinem Auto sei frei. Als sein Wagen irgendwann allerdings "voll Bier, Cola und Müll" gewesen sei, erklärt der Familienvater, habe er die Männer angesprochen. Das Verhältnis sei vorher normal gewesen, der Angeklagte habe sogar gegrüßt, doch seitdem gerieten sie immer wieder aneinander. Vor den Augen der hochschwangeren Frau und dem kleinen Sohn habe er ihm nach einem Spaziergang mal die Tür blockiert und ihm gedroht. Das Auto wurde beschmiert. Als der Familienvater sagte, er würde Anzeige erstatten, soll der Angeklagte gesagt haben: "Wenn du das machst, bist du nirgendwo mehr sicher."

Die Familie flüchtete für eine Woche zur Großmutter. Als sie zurückkamen, herrschte Chaos: "Die Wohnung war total verwüstet und unter Wasser gesetzt. Das Kinderzimmer zerstört, etliche Sachen wurden geklaut", so der Familienvater. Ob der Angeklagte auch dafür verantwortlich ist, wird sich in einem zweiten Verfahren zeigen, das am Montag stattfindet. Dann wird sich entscheiden, ob der 19-Jährige vielleicht doch ins Gefängnis muss.

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