Heidelberger Bäume brauchen fast vier Mal mehr Wasser als "früher"
Stadt kommt mit dem Gießen kaum hinterher - Noch reicht das, was der Neckar hergibt

Heidelberg. (ani) 250.000 Liter Wasser – am Tag: Das ist die Menge, welche die Mitarbeiter des Landschafts- und Forstamtes derzeit in der ganzen Stadt vergießen. Zum Vergleich: In einem "normalen Sommer" sind es nur 70.000 Liter täglich. Das zeigt: Dieser Sommer ist wieder einmal heiß. Sehr heiß. Und die Pflanzen in der Stadt leiden.
Erschwerend kommt hinzu, dass auch die vergangenen Sommer ihre Spuren hinterlassen haben. Die oberen Bodenschichten sind noch durch die Hitzeperioden in den letzten beiden Jahren ausgetrocknet, die Grundwasserspiegel abgesenkt. Auch die Niederschläge im Winter konnten den Wasserspeicher nicht auffüllen. Dazu kommt dieses Jahr stetiger Wind, der die Pflanzenstandorte zusätzlich austrocknet.
Deshalb sind die Mitarbeiter des Landschafts- und Forstamtes derzeit besonders gefragt. "Wir konzentrieren uns stark aufs Gießen, andere Arbeiten müssen zurückgestellt werden", sagt Wolfgang Morr, Betriebsleiter Regiebetrieb Gartenbau im Landschafts- und Forstamt. Die Stadt setzt derzeit sämtliche verfügbaren Gießfahrzeuge ein. Die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die der beauftragten Unternehmen arbeiten im Zweischichtbetrieb, um das notwendige Nass an Bäume und Anpflanzungen zu bringen. Blumenwiesen mussten zugunsten der Baumbewässerung aufgegeben werden. Denn besonders junge Bäume und solche an Straßenrändern leiden unter der Hitze, da sich die geteerten Straßen tagsüber massiv aufheizen.
Zum Gießen wird häufig Neckarwasser benutzt, insbesondere für die Neckarwiese in Neuenheim. Die Stadt hat dafür eine Sondergenehmigung, erklärt Walter Braun, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes. Denn mit der Gießkanne darf zwar jeder Wasser aus dem Neckar holen, doch wer große Mengen mit entsprechenden Geräten abpumpen will, braucht eine gesonderte Erlaubnis. Derzeit würden diese in Heidelberg in aller Regel auch noch erteilt.
"In Heidelberg gibt es noch genug Wasser", sagt Braun. 30 Kubikmeter Wasser fließen aktuell pro Sekunde in Heidelberg vorbei. Normalerweise liege dieser Wert bei etwa 100 bis 150 Kubikmeter Wasser. Sollte die Hitze anhalten, müsse man laut Braun überlegen, wer noch Neckarwasser anzapfen darf – und eventuell auch Verbote aussprechen. Braun hat dabei aber auch im Blick, dass man die Neckarwiese auch nicht zu "einem dürren Acker" verkommen lassen dürfe. Denn: "Wohin sollen denn die ganzen Leute, die wegen der Corona-Krise nicht in Urlaub fahren?", fragt Braun.



