Heidelberg

Der "Andere Park" in der Südstadt wird wieder teurer

Für den ersten Bauabschnitt werden 1,3 Millionen Euro mehr fällig. Die Stadträte sind sauer: "Irgendwann können wir uns nichts mehr leisten."

19.07.2021 UPDATE: 20.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden
Ende des Jahres soll der erste Bauabschnitt des „Anderen Parks“ in der Südstadt fertig sein. Einige Spielgeräte stehen bereits, zum Teil auch der rote Bodenbelag, der sich als Erkennungszeichen durch die Grünfläche ziehen wird, jedoch vergleichsweise kostspielig ist. Foto: Philipp Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Er soll anders werden, die neue Südstadt durchziehen und eine hohe Aufenthaltsqualität schaffen. Doch mit zunehmendem Baufortschritt zeigt sich: Der "Andere Park" ist nicht nur ein außergewöhnliches, sondern auch ein sehr teures Projekt für die Stadt – und das ausgerechnet in einer finanziell schwierigen Zeit. Für den ersten der drei Bauabschnitte soll der Gemeinderat am Donnerstag (16.30 Uhr, Rathaus) eine knappe Million Euro mehr freigeben, als ursprünglich geplant war. Im Konversionsausschuss sorgte das vergangene Woche bereits für Ärger, die Stadträte stimmten der Vorlage nur zähneknirschend zu.

Für den ersten Teil des Parks, der Ende des Jahres fertig werden soll, werden dann insgesamt 4,25 Millionen Euro fällig – fast die Hälfte davon erhält die Stadt jedoch im Rahmen der Städtebauförderung vom Bund. Die Preissteigerung ist dabei nicht die erste bei dem Projekt. Schon im Frühjahr 2020 stimmten die Stadträte zu, 371.000 Euro mehr zu investieren. Auch für Abschnitt zwei sind die Kosten bereits um 400.000 Euro gestiegen.

Für die höheren Ausgaben gibt es mehrere Gründe, wie Finanzbürgermeister Hans-Jürgen Heiß erklärte. "Der wichtigste ist die Marktsituation." So hätten sich die Preise für Unternehmen und Baustoffe deutlich stärker erhöht, als es bei der Planung absehbar war. Hinzu kamen laut Volker Schwarz vom Landschaftsamt "zahlreiche Altlasten, die wir auf der Fläche gefunden haben" und mit denen nicht zu rechnen gewesen sei. "Das hat zu begründeten Nachträgen durch die Unternehmen geführt, denen wir stattgeben mussten." So sei nun ein Mehrbedarf von fast 1,3 Millionen Euro zusammengekommen. Dem hat die Verwaltung jedoch auch Einsparpotenziale gegenübergestellt: Sie schlägt unter anderem vor, die geplante Calisthenics-Anlage zu streichen. Insgesamt könnten die Ausgaben um etwa 333.000 Euro gesenkt werden – womit die Mehrkosten noch bei knapp einer Million Euro lägen.

"Das ist sicherlich eine nicht wünschenswerte Entwicklung", bedauerte Bürgermeister Heiß. Das Projekt abzubrechen oder komplett umzuplanen, sei jedoch keine Option: "Wir bekommen zwei Millionen Euro Fördergelder dafür. Die dürfen wir auf keinen Fall gefährden." Und die Zuschüsse erhalte die Stadt nur, wenn sie das Projekt wie geplant umsetze: "Der Spielraum für Streichungen und Einsparungen ist gering", so Schwarz, der jedoch betonte: "Der erste Bauabschnitt ist mit Abstand der komplexeste." Zwar sei dort und auf den weiteren Abschnitten auch mit weiteren Nachträgen zu rechnen, jedoch in geringerem Ausmaß. "Da rechnen wir nicht mehr mit deutlichen Mehrkosten."

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Bei den Stadträten kam die Nachricht überhaupt nicht gut an. Vor allem Judith Marggraf (Grün-Alternative Liste) ärgerte sich massiv: "Das ist ein Betrag, den man nicht gerade als Peanuts bezeichnen kann", betonte sie. Bei den Haushaltsberatungen habe man sich vor wenigen Wochen noch um deutlich kleinere Beträge gestritten. "Überspitzt formuliert: Wir verbauen hier Edelsteine und können uns irgendwann im Rest der Stadt nichts mehr leisten", spielte sie auf den roten Bodenbelag an, der sich als Erkennungssymbol durch den Park ziehen soll – jedoch relativ teuer ist. Noch vor fünf Jahren hätte sie gesagt, der Stadt geht es ja gut, man könne sich das leisten. "Aber heute geht es uns nicht mehr so gut." Auch andere Stadträte zeigten sich frustriert über die hohen Kosten und wollten zumindest eine Zusicherung, dass das Projekt nicht noch teurer wird.

Am Ende versprachen Heiß und Schwarz, bei Nachträgen durch die Firmen künftig extrem restriktiv zu sein und auch mal einen Rechtsstreit zu riskieren. So bleibe man vermutlich nah am Ausschreibungsergebnis und es stünden keine großen Kostensteigerungen mehr an. Das sorgte immerhin dafür, dass die Vorlage eine relative Mehrheit erhielt: Sieben Stadträte stimmten zu, fünf enthielten sich, drei sprachen sich dagegen aus. "Das war sehr ärgerlich", fasste Heiß die Debatte zusammen, "trotzdem vielen Dank!"

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