Heidelberg

Das sind die zehn gefährlichsten Stellen für Radfahrer

Zwei RNZ-Redakteurinnen fahren mit Bert-Olaf Rieck vom ADFC unübersichtliche Stellen ab. Probleme gibt's vor allem im Innenstadtbereich.

13.09.2024 UPDATE: 13.09.2024 04:00 Uhr 5 Minuten, 34 Sekunden
Auch ohne Baustelle ist der Mittermaierstraßen-Radweg zu schmal für Radfahrer. F: jus

Von Julia Schulte und Anica Edinger

Heidelberg. Fahrräder haben sich verändert: Sie sind größer und schneller geworden. Anhänger, Lastenräder, elektrische Akkus: Der Markt hat sich im letzten Jahrzehnt rasant weiterentwickelt. Hier liegt die Krux an vielen Radwegen heute in Heidelberg: "Sie sind für die ,neuen‘ Räder nicht ausgelegt", wie Bert-Olaf Rieck vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Heidelberg sagt.

Gemeinsam mit der RNZ hat sich Rieck auf den Weg durch Heidelberg gemacht – und die zehn gefährlichsten Stellen für Radlerinnen und Radler gezeigt.

Grafik: RNZ

Vieles davon spielt sich in der Innenstadt ab. Und es zeigt sich immer wieder: "Die Infrastruktur hat mit der Weiterentwicklung von Fahrrädern nicht mitgehalten", so Rieck. Dazu kommt: Als die Straßen geplant wurden, seien nur Autos und vielleicht noch Fußgänger mitgedacht worden – gut ersichtlich auf der B37. "An die Radfahrer hat dort keiner gedacht", so Rieck.

Gute und breite Wege für alle, das sei die Ideallösung, betont Rieck bei der Tour mit der RNZ immer wieder. Nur: "Dafür fehlt in Heidelberg der Platz."

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Von der Poststraße aus kann man als Radler nicht legal in die Kleine Plöck fahren. Foto: ani

1. Querung Rohrbacher Straße im Bereich Kleine Plöck / Bismarckplatz: Sie ist eine der wichtigsten Radachsen der Stadt: die Ost-West-/West-Ost-Verbindung über Plöck, Kleine Plöck, Poststraße und Alte Eppelheimer Straße. Wer von der Poststraße kommt, der kann die Rohrbacher Straße Richtung Kleine Plöck nicht queren, ohne eine Ordnungswidrigkeit zu begehen.

Viele hangeln sich über die Gleise durch – was wegen der Gefahr des Steckenbleibens schon ein gewisses Risiko birgt. Wer von der Bergheimer Straße kommt und über den Bismarckplatz fährt, der begeht ebenso eine Ordnungswidrigkeit: "Das ist absolut illegal", sagt Rieck.

Früher gab es vor dem Oranje-Blumenladen einmal einen aufgemalten Radweg auf dem Gehweg – "der schuf aber mehr Probleme, als er löste". Wer also von Bergheim aus in die Altstadt will, der muss absteigen, sein Rad über den Bismarckplatz oder vorbei am Blumen Holländer in die Kleine Plöck schieben. Auch in Gegenrichtung ist es nicht viel besser: Aus der Kleinen Plöck kommend muss man sich über Schienen vortasten und wird gegebenenfalls von einer wartenden Straßenbahn blockiert.



Ein unübersichtliches Eck ist die Radführung am St. Vincentius Krankenhaus. Foto: ani

2. B37 in Höhe St. Vincentius Krankenhaus: Wer nicht auf der B37 fahren möchte, der biegt am St. Vincentius Krankenhaus ein und radelt quasi hinter der Stadthalle vorbei bis zum Marstall. "Ein sehr unübersichtliches Eck", so Rieck. Egal, aus welcher Richtung man kommt: "Man sieht nicht, was einen erwartet." Radlerinnen und Radler schnitten häufig die Kurven und seien schnell unterwegs, wer nicht aufpasst, der könne an dieser Stelle auch schon einmal mit einem entgegenkommenden Radler kollidieren.

Dazu kommen Fußgänger, die an dieser Stelle natürlich auch unterwegs sind. Es gilt also: Umsichtig fahren – oder eben die B37 nehmen. Dort kann man auch schneller unterwegs sein, weil man nicht auf Kopfsteinpflaster fährt.



Der Marstallturm versperrt die Sicht. Radler kommen aus beiden Richtungen. Foto: ani

3. B37 Neckarstaden in Höhe der beiden Marstalltürme / Bushaltestelle Marstallstraße: Direkt am Marstall vorbei, führt der Radweg Richtung Alte Brücke, wenn man an der Stadthalle vorbeigefahren ist. Erneut: Wer nicht auf der B37 fährt, der muss sich gut umschauen – besonders, wenn er den Marstall passiert hat und an der Bushaltestelle Marstallstraße rauskommt. Wegen des Marstallturms sieht man beim Einbiegen nicht, was auf einen zukommt. Zumal der Radverkehr dort aus beiden Richtungen kommt. "Das ist wirklich gefährlich", sagt Rieck.

Hier empfiehlt er auf jeden Fall, auf der B37 zu fahren, sagt aber auch: "Man braucht ein gewisses Selbstbewusstsein." Drängelnde Lkw- oder auch Autofahrer machen es für den gemeinen Radfahrer, der nicht gerade mit dem Rennrad unterwegs ist, wirklich nicht angenehm. "Besser wäre", findet Rieck, "wenn Tempo 30 gelten würde." Das ist momentan nur nachts der Fall – wegen des Lärmschutzes.



Bert-Olaf Rieck am provisorisch gesicherten Radweg Richtung Schlierbach. Foto: ani

4. B37 zwischen Karlstor und S-Bahnhof Schlierbach-Ziegelhausen: Je weiter man von der Altstadt Richtung Schlierbach fährt, desto schlechter wird der Radweg. "Er rutscht links immer mehr in den Neckar ab", sagt Rieck. Auf der rechten Seite ragen Pflanzen vom Seitenstreifen auf den Radweg. Es ist eng. Hier ist Rieck richtig besorgt: "Wenn hier jemand mit Vollstoff ankommt, muss man schon aufpassen, dass nichts passiert."

Und das ist keine Seltenheit. Denn Radler aus Schlierbach oder Neckargemünd kommend wollen schnell in die Stadt, einige sind auch mit E-Rädern unterwegs, die sowieso schnell werden. "Heute würde man das anders anlegen: wesentlich breiter", sagt Rieck. Immerhin ist die abstürzende Böschung mit Warnplanken gesichert. Das macht den Weg zwar noch enger, aber dafür herrscht keine Absturzgefahr.

Eine Wohltat sei da der neue Radweg von Neckargemünd aus kommend. Hier wurde eine Autospur umgewidmet – ein wahrer Segen, findet Rieck.



Kein Durchkommen für zwei Lastenräder: die Arkaden am Nordbrückenkopf. Foto: ani

5. Theodor-Heuss-Brücke in Fahrtrichtung Norden: Wer über die Sofienstraße und die Theodor-Heuss-Brücke nach Neuenheim möchte, der kann entweder auf dem Radweg oder auf der Straße fahren – "Rennradfahrer machen das etwa", sagt Rieck. Aber Achtung: "Man muss mutig sein." Denn Autos sind dort flott unterwegs. In Neuenheim angekommen, geht es durch die Arkaden am Nordbrückenkopf – "eine echte Problemstelle", so Rieck.

Zwischen den Säulen wird es richtig eng: "Zwei Lastenräder kommen nicht aneinander vorbei." Ganz zu schweigen von Anhängern oder Rädern mit Packtaschen. Auch Fußgänger sind dort gerne auf dem Radweg unterwegs. Die Lösung: "Auf der Fahrbahn wäre Patz für eine Radspur", ist die Meinung des ADFC.



Auch ohne Baustelle ist der Mittermaierstraßen-Radweg zu schmal für Radfahrer. F: jus

6. Mittermaierstraße: Der Radweg ist hier zu schmal. Häufig laufen zudem Fußgänger auf ihm, weil der Fußweg, der ohne Abgrenzung nebenan verläuft, ebenfalls nicht breit genug ist. Seit ein paar Monaten ist die Radwegbenutzungspflicht hier deshalb aufgehoben, Radfahrer können also auf der Fahrbahn fahren.

Der ADFC sieht das positiv – allerdings nur für eine sehr eingeschränkte Gruppe von sicheren und schnellen Radlern und zu verkehrsarmen Zeiten. Vor allem wenn sich der Verkehr mal wieder auf der Straße staue, bringe das nichts, so Rieck. Für mehr Sicherheit würde er zudem Tempo 30 für Autofahrer bevorzugen.



Zweirichtungsverkehr, eine Ampel auf dem Radweg und eine Tankstellenausfahrt. F: jus

7. Radweg an der Shell-Tankstelle am Franz-Knauff-Kreisel: Hier häufen sich die Probleme: Der Radweg, der vom Eisengreinweg in die Rohrbacher Straße führt, ist beidseitig befahrbar und schmal. Radler könnten Richtung Rohrbach auch durch den Kreisel fahren und so direkt auf der rechten Seite in die Rohrbacher Straße gelangen, anstatt diese zunächst über die Ampel zu queren, erklärt Rieck – allerdings ist diese Alternative nicht ersichtlich.

Zudem ist der Radweg stark befahren, die Kurve, die er an der Tankstelle macht, ist unübersichtlich, und häufig stehen Falschparker am Beginn des Eisengreinwegs. Dazu befindet sich an dieser Stelle die Ein- und Ausfahrt der Tankstelle.

Und: Die Ampel, an der Radfahrer die Rohrbacher Straße queren, steht mitten auf dem ohnehin schon engen Radweg, sodass Radler, die von Süden kommen, gezwungen sind, auf den Fußgängerweg auszuweichen.



Der Radweg der Berliner Straße gleicht eher eine Holperpiste. Foto: jus

8. Radweg Berliner Straße: Von der Ernst-Walz-Brücke kommend Richtung Norden sind die Baumwurzeln problematisch, die den Radweg an einigen Stellen nach oben drücken. "Die werfen einen fast vom Rad", sagt Rieck. An einer Stelle zwischen Brücke und Mönchhofstraße, wo sich der Asphalt besonders hoch erhebt, sagt Rieck: "Bei der Kante gibt es schon die Pflicht, etwas zu machen."

Ein weiteres Problem ist hier der Mini-Bordstein zwischen Rad- und Gehweg. "Da kann man leicht stürzen", so Rieck. Die Lösung wäre hier für ihn, den Radverkehr auf die Fahrbahn zu verlegen. "Aber eigentlich müsste die Berliner Straße komplett umgebaut werden."



Wer darf hier wo fahren? Unübersichtliche Lage auf der Kurfürsten-Anlage. Foto: jus

9. Kleinschmidtstraße, Einmündung Kurfürsten-Anlage: Radfahrer, die aus der Kleinschmidtstraße kommend die Kurfürsten-Anlage queren wollen, um durch die Schwanenteichanlage in die Poststraße zu gelangen, müssen an dieser Stelle absteigen. Denn eine Querung der Kurfürsten-Anlage wurde bei dem Radweg, der von der Kleinschmidtstraße in die Kurfürsten-Anlage mündet, nicht mitgedacht.

In die andere Richtung, von der Schwanenteichanlage kommend in die Kleinschmidtstraße, gibt es einen Radstreifen. Diesen würden auch viele Radfahrer in die entgegengesetzte Richtung nutzen, so Rieck – weil von dieser Seite nicht wirklich erkennbar sei, ob und wie man den Streifen benutzen darf.

Zudem ist die korrekte Alternative umständlich: Radler müssen absteigen, zu Fuß die Kleinschmidtstraße über die Ampel queren und anschließend die Kurfürsten-Anlage über die Doppel-Ampel, was laut ADFC fast nicht innerhalb von einer Ampelphase zu schaffen ist.



Vor dem Carré ist der Radweg nicht befahrbar – aber benutzungspflichtig. Foto: jus

10. Radweg Carré / Kurfürsten-Anlage: "Rund ums Carré ist es eigentlich überall problematisch", sagt Rieck. Ein besonderes Problem sieht er bei dem stadtauswärts führenden Radweg der Kurfürsten-Anlage. Diesen haben Wurzeln derart hochgedrückt, dass er nicht mehr befahrbar ist.

Radler haben keine andere Wahl, als weiter rechts auf dem Fußweg zu fahren. Ein weiteres Problem an der Stelle: Die aufgemalte weiße Linie, die Rad- und Fußweg voneinander trennt, ist quasi nicht erkennbar. "Kein Wunder, dass die Fußgänger überall laufen", so Rieck.

Radfahrer müssten hier eigentlich auf der Fahrbahn fahren, sagt er. Das allerdings ist verboten: Der holprige Radweg ist benutzungspflichtig – "trotz des absurden Zustands", so Rieck. Aus seiner Sicht ist die Stelle ein klarer Fall: Die Stadt müsste die Radwegbenutzungspflicht aufheben.

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