Heidelberg

Das sagt Uni-Rektor Eitel zu den wichtigen Entscheidungen 2019

Vor allem geht es um viel Geld - Er verteidigt Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer

23.01.2019 UPDATE: 24.01.2019 06:00 Uhr 3 Minuten, 30 Sekunden

Rektor Bernhard Eitel will im September für eine weitere Amtszeit gewählt werden. Foto: Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Exzellenz-Strategie, Hochschulfinanzierung, Wahl des Rektors - in diesem Jahr stehen bei der Ruperto Carola wichtige Entscheidungen an. Im zweiten Teil unseres Jahresinterviews erklärt Uni-Rektor Bernhard Eitel, was er sich von 2019 erhofft und warum er Studiengebühren für internationale Studenten für so wichtig hält.

Herr Eitel, in diesem Jahr stehen einige Entscheidungen an - die wichtigste am 19. Juli. Da steht fest, ob Heidelberg Exzellenz-Uni bleibt. Gehen Sie davon aus, dass es Grund zum Feiern gibt?

Natürlich! Wenn Sie in einen Marathonlauf gehen, wollen Sie gewinnen.

Bei welchem Kilometer sind wir denn gerade?

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Auf der Zielgeraden. Wir haben die Voranträge gestellt, dann die Hauptanträge in der Förderlinie Exzellenzcluster. Im September vergangenen Jahres fiel dann die Entscheidung, dass wir mit zwei Clusterinitiativen Erfolg hatten und damit die Eingangsvoraussetzung für den Wettbewerb um den Titel Exzellenzuniversität erfüllt haben. Jetzt haben wir den Antrag in dieser zweiten Förderlinie gestellt. Wir haben im März noch eine Begehung durch ein internationales Expertengremium unter der Leitung des Wissenschaftsrates. Diese letzte Hürde müssen wir noch nehmen.

Es sind hochkarätige Konkurrenten im Rennen. Was wären die Konsequenzen, wenn man nicht gewinnt?

Darüber mache ich mir jetzt keine Gedanken. Wenn wir beim Bild des Marathonlaufs bleiben: Ich denke nicht darüber nach, was passiert, wenn ich mir den Fuß verstauche. Ich will laufen und gewinnen.

Eine Entscheidung steht auch mit dem neuen Hochschulfinanzierungsvertrag des Landes an. Sind Sie schon in Verhandlungen?

Die Auftaktgespräche haben stattgefunden und wir haben uns in der Landesrektorenkonferenz abgestimmt. Das wird in diesem Jahr aber zu einem großen Thema werden. Die Finanzierung aus dem Hochschulfinanzierungsvertrag I wird 2020 auslaufen und wir brauchen mehr Geld, weil uns die zusätzlichen Aufgaben, die auf uns zukommen, finanziell den Boden unter den Füßen wegziehen.

Um welche Summen geht es?

Wir brauchen einen jährlichen Aufwuchs von mindestens drei Prozent. Und zudem brauchen wir eine einmalige Erhöhung der Grundfinanzierung - im Wesentlichen aus drei Gründen: Die Bewirtschaftung unserer Flächen ist deutlich teurer geworden, aber für diesen Zweck bekommen wir seit 1998 keinen zusätzlichen Cent. Außerdem hat die Landesregierung die Doktoranden als neue Statusgruppe anerkannt. Das sind bei uns in Heidelberg 7900 Menschen - die brauchen Infrastruktur und müssen betreut werden. Bislang gibt es auch dafür kein Geld. Der dritte Punkt und eine enorme Herausforderung ist die Digitalisierung: Wir müssen allein eine zweistellige Millionensumme in die Hand nehmen, um unser Campus-Management-System zu implementieren.

Sie fordern schon lange eine verlässlichere Finanzplanung. Mit Erfolg?

Die einzige Bewegung, die ich sehe, liegt bei den Studiengebühren. Ich bin ein nachdrücklicher Verfechter der Gebühren für ausländische Studierende aus Nicht-EU-Ländern und unterstütze da ausdrücklich Ministerin Bauer. EU-Bürger und Deutsche zahlen hohe Steuern. Aber ich sehe nicht ein, warum reiche Menschen aus China, Afrika, USA oder der Schweiz nichts für eine erstklassige Ausbildung in Deutschland zahlen sollen. Ich betone aber zwei Dinge: Wir wollen das Geld in der Universität einsetzen und nicht zu 80 Prozent an den Landeshaushalt abführen. Und wir müssen Härtefälle noch besser durch ein angemessenes Stipendiensystem ausgleichen. Hier engagieren wir uns bereits, müssen aber noch besser werden.

Sie fürchten keinen Rückgang der internationalen Studenten?

Wir haben - im Gegensatz zu dem, was vielfach im Land kolportiert wird - keinen Einbruch der Zahlen. Im Gegenteil: Bei uns sind die Zahlen der gebührenpflichtigen Neu- und Erstimmatrikulierten beträchtlich gestiegen. Warum? Weil wir eine Weltklasse-Ausbildung liefern und weil Heidelberg ein attraktiver Platz, eine weltoffene, liberale Stadt mit einer entsprechenden Atmosphäre ist. Wenn Eltern ihre Kinder zum Studieren ins Ausland schicken können, spielt neben der Qualität der Ausbildung immer auch das Renommee eine Rolle. Und auch wenn das viele nicht wahrhaben wollen, wirkt der Preis positiv auf das Renommee.

Aber als die Gebühren erstmals erhoben wurden, gab es auch bei der Uni Heidelberg eine Delle?

Das wissen wir nicht genau. Wir haben bis zu dem Zeitpunkt keine spezifischen Daten zu dem Kreis dieser gebührenpflichtigen Studierenden aus dem außereuropäischen Ausland erhoben.

Das heißt, Ihrer Meinung nach könnte man noch an der Preisschraube drehen?

Ich bin gegen eine Pauschalschraube. Warum muss ein Medizinstudium genauso teuer sein wie ein Studium in Geschichte, obwohl es ein Vielfaches kostet? Im Moment finanzieren wir mit unseren Steuern Studienplätze für Länder, die nicht die Studienplatzkapazität aufbauen wollen, die sie eigentlich bräuchten. Warum gehen so viele Ärzte in die Schweiz? Dort können höhere Gehälter gezahlt werden, das Land leistet sich aber nur wenige medizinische Fakultäten. Es ist eben billiger, die Mediziner bei uns abzuwerben.

Eine weitere Entscheidung, die in diesem Jahr ansteht, betrifft Sie ganz persönlich. Gehen Sie davon aus, dass Sie im September für eine weitere Amtszeit gewählt werden?

Das werden der Senat und der Universitätsrat entscheiden. Wenn die Universität will, stehe ich zur Verfügung.

Gibt es Gegenkandidaten?

Das weiß ich nicht. Das Verfahren liegt bei der Findungskommission und ich werde mich keinesfalls einmischen. Das habe ich auch schon beim Übergang von der ersten in die zweite Amtszeit so gehandhabt. Ich bin da völlig entspannt.

Vor einem Jahr konnten Sie noch keine Details zu den Plänen für das neue Audimax geben. Sieht das jetzt anders aus?

Wir sind inzwischen deutlich weiter. Ich gehe davon aus, dass wir die Pläne in diesem Jahr gemeinsam mit der Klaus-Tschira-Stiftung, die den Bau für das Land und uns realisiert, vorstellen. Ich hoffe, dass wir Ende des Jahres anfangen, die alte Mathematik abzureißen, damit wir auf dieser Fläche das Gebäude errichten können.

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