Das erste autofreie Quartier der Stadt entsteht im "Hospital"
Die Stadträte luden zu einem Rundgang auf der Konversionsfläche ein. Hier soll Wohnraum für 2000 Menschen entstehen.

Von Maria Stumpf
Heidelberg. Rund 600 Wohneinheiten mit verschiedenen Wohnkonzepten für insgesamt rund 2000 Menschen werden auf dem Areal entstehen, ein Park und Freiräume sollen zu wesentlichen Merkmalen werden und der Autoverkehr wird an die Ränder in Parkhäuser verbannt. "Es wird unserer erstes richtig autofreies Quartier sein", betonte Baubürgermeister Jürgen Odszuck.
Die Fraktionen von CDU, "Die Heidelberger" und FDP im Gemeinderat hatten für Donnerstagabend zu einer Besichtigungstour auf die Fläche des früheren US-Hospitals in Rohrbach eingeladen – und das Interesse war groß. "Seit 40 Jahren leben wir im Hasenleiser. Das war uns viele Jahre hier versperrt", erklärte eine ältere Frau ihr Kommen: "Ich bin total gespannt."
Viele Menschen hätten sie in jüngster Zeit darauf angesprochen, was geplant sei in ihrer Nachbarschaft, begrüßten die Stadträte Werner Pfisterer (CDU) und Larissa Winter-Horn (Die Heidelberger) die rund 100 Bürgerinnen und Bürger beim Treffpunkt an der Freiburger Straße. Mit dabei war auch OB Eckart Würzner, der einen Überblick über die Ziele für das rund neun Hektar große Areal gab. "Grün muss es sein", stand am Ende seiner Erläuterungen, bevor Baubürgermeister Jürgen Odszuck in die Details ging.
Bei der Konversionsfläche "Hospital" handelt es sich um eine ehemalige Nachrichtenkaserne der Wehrmacht aus den 1930er-Jahren. Die US-Armee machte daraus unter anderem ein großes Militärkrankenhaus. 2020 wurden bereits viele Bestandsgebäude abgerissen, im Ostteil des Areals blieben dagegen einige erhalten.
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Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH ist auf dem Gelände größter Bauträger. Für 40 Prozent des Wohnraums gilt der Grundsatz, dass man höchstens 30 Prozent des verfügbaren Einkommens für Miete bezahlen muss. Weitere Bauträger sind das Immobilienunternehmen Deutsche Wohnwerte, Epple-Immobilien und Kraus Immobilien.
An der Karlsruher Straße werden nach einigen Umbauten im Bestandsgebäude Montessori-Schule und -Kindertagesstätte einziehen. Daneben sind auch Gewerbeeinheiten angedacht. Angrenzend entsteht zurzeit das Collegium Academicum (CA) als selbstverwaltetes Wohnheim für Studierende und Auszubildende mit rund 180 Wohnplätzen sowie Räumen für Kultur in Bestands- und Holzneubauten.
In der Nachbarschaft baut die Stadt das zweite Heidelberger Ausbildungshaus. Aufgrund der aktuellen politischen Situation wird angedacht, dass dort zunächst auf Zeit Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht werden.
Richtung Ortenauer Straße entsteht ein Park mit rund 8000 Quadratmetern, teilweise mit altem Baumbestand. Wichtigster Eingang zum Quartier ist die bereits gepflasterte Fläche an der Freiburger Straße vor dem ehemaligen Theater. Hier wird es auch ein großes Quartiersparkhaus geben. Die Erschließungsstraße wird über diesen "Freiburger Platz" geführt, grundsätzlich sind die Wohnhäuser nicht mit dem Auto anfahrbar. "Höchstens mal zum Be- und Entladen großer Teile", so der Baubürgermeister.
In Erdgeschosszonen der umliegenden Gebäude mit Wohnungen sind kleinere Ladenzeilen angedacht. Große Supermärkte wird es nicht geben. Das ehemalige Theater steht wegen seiner Dachkonstruktion unter Denkmalschutz. Es ist gut erhalten und soll künftig ein wichtiger Veranstaltungsort im Quartier sein.
Ein besonderes Schmuckstück ist die Sporthalle daneben – eine ehemalige Reithalle. Auch sie steht unter Denkmalschutz. Beachvolleyballer ziehen hier ein. Das Gebäude bleibt unbeheizt (außer in den Sanitäranlagen), es gibt nur Infrarotstrahler für den Winter. Auch die Glasfronten bleiben erhalten.
Aus der kleinen Chapel, der Kapelle der US-Army, wird ein Bürgerzentrum für Stadtteilverein und Quartiersmanagement. Die Lebenshilfe Heidelberg hat bereits einen Standort an der Freiburger Straße und erhält in direkter Nachbarschaft einen Erweiterungsbau.
"Sehr informativ", freuten sich die Teilnehmenden nach rund 60 Minuten Rundgang. Einige lobten, dass der Autoverkehr aus dem Quartier verbannt wird, andere befürchten Nachteile für ältere Menschen. "Wir würden gerne hier wohnen", sagte ein junges Paar, das zurzeit in Rohrbach lebt. "Aber hoffentlich gibt das keinen zu großen Kontrast zwischen den Alteingesessenen im Hasenleiser und Leuten, die hier eine zweite Bahnstadt machen wollen", überlegte ein Mann.
Und alle hofften wohl irgendwie, dass "da eine Gaststätte oder ein Café für uns Anwohner eröffnet", fasste Stadtrat Pfisterer zusammen.



