Am Philosophenweg heißt es jetzt: Ende Geländer!
Rückbau der 1,30 Meter hohen Brüstung hat begonnen - Endlich wieder freie Sicht auf die Altstadt

Die überschüssigen Rohre warten auf einem Laster des Tiefbauamts auf ihren Abtransport. Im Hintergrund die Spaziergänger, die noch über die hohen Stangen schauen müssen. Foto: Rothe
Von Holger Buchwald
Für viele Heidelberger war das Geländer am Philosophenweg das Aufregerthema des Frühjahrs. Doch nun haben Touristen und Einheimische bald wieder freie Sicht auf Altstadt, Schloss und Neckar. Gestern haben Mitarbeiter des städtischen Tiefbauamts damit begonnen, das Geländer deutlich zu kürzen. Dabei hatten sie es erst vor zwei Monaten um 30 Zentimeter auf 1,30 Meter erhöht.
Die Stadtverwaltung steht inzwischen zu diesem "Fehler". "Die Kritik der letzten Wochen hat uns bewusst gemacht, dass wir über das Ziel hinausgeschossen sind", kommentierte Stadtsprecher Timm Herre den Vorgang. Spätestens bis zum Ende der Pfingstferien soll der Rückbau abgeschlossen sein. Das Geländer soll danach an den meisten Stellen wieder nur noch einen Meter hoch sein. Nur an den besonders gefährlich eingestuften Stellen am Philosophengärtchen und am Rothenbühl wird es 1,10 Meter messen.
Obwohl auf Neuenheimer Gemarkung gelegen, war das Geländer am Philosophenweg auch Thema bei einem Altstadtspaziergang mit dem Oberbürgermeister, den der Verein Alt-Heidelberg am vergangenen Freitag organisiert hatte. "Die Erhöhung des Geländers war etwas vorschnell", gab Eckart Würzner im Amtsstübel in der Kettengasse zu: "Das wird jetzt zügig korrigiert." In der Tat waren bereits gestern die städtischen Mitarbeiter am Werk. Sie waren so schnell, dass sich die Spaziergänger an der Meriantafel schon wieder bequem auf die Bänke setzen und einen Blick auf Heidelberg genießen können, ohne eine lästige Stange des Geländers im Blickfeld zu haben.
Der Rückbau sei möglich, ohne dass die Stadt gegen ihre Verkehrssicherungspflicht verstoße, heißt es inzwischen aus dem Rathaus. Ursprünglich hatte die Verwaltung noch die Erhöhung des Geländers damit begründet, dass - laut einer neuen Verwaltungsvorschrift des Landes - Geländer auf einem kombinierten Geh- und Radweg 1,30 Meter hoch sein müssen. Zwar dürften auf dem Philosophenweg gar keine Radler fahren, hieß es damals, da sich aber viele an dieses Verbot nicht hielten und dies auch bekannt sei, müsse die Stadt auch in diesem Bereich vorsorgen.
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Diese Argumente zählen nun nicht mehr. Stattdessen will Würzner den Philosophenweg besser beschildern lassen, damit allen Radlern auch wirklich klar wird, dass sie dort nichts zu suchen haben. Zudem wird die Anzahl der erlaubten Segways, die sich zur gleichen Zeit in diesem Bereich aufhalten dürfen, von neun auf sechs reduziert. Weiterhin darf nur ein Anbieter von Segway-Touren den gesamten Abschnitt von der Albert-Ueberle-Straße bis zur Hirschgasse befahren.
45 000 Euro hat die Instandsetzung des Geländers gekostet. In diesem Preis inbegriffen war aber nicht nur die Erhöhung der Brüstung, sondern auch die Ertüchtigung der Fundamente und die Sanierung der Stützmauern, betont Stadtsprecher Herre. Wie viel nun der Rückbau kosten wird, kann er nicht exakt beziffern: "Die Arbeitszeit von zwei städtischen Mitarbeitern." Materialkosten fallen so gut wie keine mehr an.
Von Beginn an war klar, dass das aktuelle Geländer nur ein Provisorium sein wird. Nach wie vor ist geplant, dass die einfache Rohrkonstruktion durch eine verkehrssichere und ästhetisch ansprechende Variante ersetzt wird. Bei der Frage, wie diese aussehen soll, darf dann auch der Gemeinderat mitreden.
Info: Das Thema hatte es bereits als "Hammer der Woche" ins ZDF geschafft.