Wieso die Stadt das Geländer am Philosophenweg erhöhte

In den letzten Wochen hat kaum etwas die Heidelberger mehr aufgeregt als ein Geländer, das 40 Zentimeter höher ist als früher.

28.04.2015 UPDATE: 29.04.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 34 Sekunden

Ein neuer, 40 Zentimeter höherer Geländeraufsatz verschandelt am Philosophenweg den Blick auf die Altstadt. Foto: Kaz

hö/kaz. In den letzten Wochen hat kaum etwas die Heidelberger mehr aufgeregt als ein Geländer, das 40 Zentimeter höher ist als früher. Nur: Das befindet sich ausgerechnet an Heidelbergs sensibelster Lage, dem Philosophenweg. Und die nun 1,30 Meter hohe Begrenzung ist für viele deswegen ein Ärgernis, weil es zumindest eher kleinen Flaneuren die Aussicht nimmt. Eine Besucherin, die "nur" 1,65 Meter groß ist, erinnert das alles "an ein Tiergehege". Höhergewachsene stützen sich neuerdings lässig darauf ab, um sich besser fotografieren zu lassen.

Der Grund für das höhere Geländer: Im letzten Jahr erfuhr das Tiefbauamt von einer Verwaltungsvorschrift des Landes, wonach Geländer an kombinierten Geh- und Radwegen auf Brücken und Stützmauern eine Höhe von 1,30 Metern haben müssen. Nun könnte man einwenden, dass auf dem Philosophenweg das Radfahren sowieso nicht erlaubt ist. Aber dennoch, so sagen die Stadtjuristen, greift die Verkehrssicherungspflicht des Tiefbauamts - denn bekanntermaßen fahren ja trotz des Verbots Räder auf dieser Strecke. Und wenn die Stadt davon weiß, muss sie, sozusagen aus "Fürsorgepflicht", die Geländer auf eine solche Höhe bringen, als wäre hier das Radfahren erlaubt. Käme es doch einmal zu einem schweren Unfall mit einem Radler, könnten die Tiefbauamtsmitarbeiter sogar strafrechtlich belangt werden. Stadtsprecher Timm Herre sagt: "Die Stadt ist angehalten, das Unfallrisiko für alle Nutzer durch eine entsprechende Erhöhung des Geländers zu mindern." Mit anderen Worten: Die Stadt wollte Rechtssicherheit - und zwar möglichst schnell.

Es gibt aber für ästhetisch Empfindsame noch einen weiteren Grund zur Beschwerde: Die neue Metallkonstruktion ist genauso ungeschlacht wie die alte, das neue Rohr wurde einfach nur draufgeschweißt - bei Gesamtkosten von 45 000 Euro auch kein Wunder. Aber, so beruhigt Herre: "Das ist nur eine Übergangslösung. Gestalterisch kann das nicht so bleiben, das ist auch der Stadtverwaltung klar." Deswegen gebe es jetzt schon Arbeitsaufträge an die einzelnen Ämter, sich Gedanken über die Gestaltung eines Geländers zu machen, das erstens der Verkehrssicherungspflicht Genüge tut und zweitens stadtbildverträglich ist. Auch wenn Provisorien oft besonders langlebig sind, versichert Herre, dass die neuen schicken Geländer nicht erst am Sankt-Nimmerleinstag kommen. Die ersten Korrekturen sind bereits geplant: Am Liselotte-Stein und an den Sitzbänken an der Merian-Tafel wird der Aufsatz entweder auf einen Meter gestutzt oder ganz entfernt.

Allerdings: Mittlerweile hat die Protestwelle nicht nur die RNZ in Form von etlichen Leserbriefen erreicht, sondern auch die Stadtverwaltung: Aufgrund der Menge an Beschwerden verschickt sie nun ein standardisiertes Antwortschreiben, in der sie das Vorgehen erläutert.

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