Die Realschulen wollen reinigen, die Gymnasien nicht
Nach den wüsten Abschlussfeiern auf der Neckarwiese fragte die RNZ in den Schulen, ob sie ihre Schüler zum Saubermachen schicken wollen

Von dem Müll feiernder Schüler übersät waren auch in diesem Jahr wieder die Neuenheimer Neckarwiesen. Foto: Priebe
Von Alexander Maisenhelder
Heidelberg. Sollen die Schüler den Müll, den sie bei ihren Abschlussfeiern auf der Neckarwiese produziert haben, selbst beseitigen? Diese Idee hatte die Realschule Neckargemünd - allerdings kam die Aktion wegen schlechter Wetterprognosen nicht zustande. Aber wie sieht es bei den Heidelberger Schulen aus? Die Realschulen sind prinzipiell bereit dazu, die Gymnasien erklären sich nicht für zuständig.
> Realschulen: Claus Heinrich, Rektor der Gregor-Mendel-Realschule (Kirchheim), sagt: "Die drei staatlichen Realschulen treffen sich am 3. Juli, um über eine mögliche Zusammenarbeit ab dem nächsten Jahr zu sprechen." Er hat die Idee, jedes Jahr im Turnus eine der beteiligten Schulen für die Reinigung nach den inoffiziellen Feiern zu verpflichten. Doch konkrete Pläne hierfür gibt es noch nicht. Und die stellvertretende Schulleiterin der Theodor-Heuss-Realschule (Altstadt), Bettina Philipp, erinnert sich, dass ihre Schüler vor fünf oder sechs Jahren schon einmal sauber gemacht haben. Im nächsten Jahr möchte sich ihre Schule wieder engagieren, so Philipp.
> Gymnasien: So viel Einsatzbereitschaft kann diese Schulform nicht aufbieten, auch wenn sie "seit Jahren missbilligt", wie das Neckarvorland nach den Partys aussieht und wie mit den Polizisten umgegangen wird. Aber im Grunde sei man dafür nicht zuständig: "Diese Feiern finden in der Freizeit der Schüler außerhalb der Schulgelände statt", schreiben die Schulleiter der neun Heidelberger Gymnasien (Bunsen, Helmholtz, Hölderlin, Kurfürst Friedrich, Internationale Gesamtschule, Thadden, Englisches Institut, College, St. Raphael) auf RNZ-Anfrage; man könne also nicht "reflexhaft in Verantwortung genommen werden". Außerdem schritten weder Stadtverwaltung noch Polizei gegen die Feiern ein - im Brief steht sogar ausdrücklich das Wort "billigen": So werde auf der Neckarwiese sogar Erste Hilfe angeboten.
Und im Übrigen: Da außerhalb der Schule und der Unterrichtszeit, sozusagen in der Freizeit der Schüler, gefeiert werde, gelte der Grundsatz: Eltern haften für ihre Kinder (und wenn sie bereits volljährig seien, eben die jungen Leute selbst). Auch die Alternative, dass der Jahrgang drunter den Müll der Abiturienten beseitigen könne, hält man für abwegig: "Unterrichtsausfall für Reinigungsarbeiten, zumal für Schüler, die gar keine Verursacher sind, müssen wir aufgrund unseres Bildungsauftrags ablehnen. Zumal zu fragen bleibt, ob daraus nicht gleichsam die Rechtfertigung für Fehlverhalten kommender Abschlussjahrgänge gefolgert würde."
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Doch ganz will man sich den Bemühungen nicht versagen, die Neckarwiese sauber zu machen: "Ein in Verantwortung und auf Initiative des Gesamtelternbeirates und der Schülervertretungen heraus erfolgendes Engagement zur Prävention und zur Beseitigung der angerichteten Schäden begrüßen wir und würden es mit unseren Möglichkeiten unterstützen."
Ganz grundsätzlich sorgten zudem die Gymnasien in ihrem eigenen Umfeld dafür, dass die Schüler für die Sauberkeit verantwortlich sind - und beteiligten sich an den Frühlingsputzaktionen der Stadt.



