Abifeiern auf der Neckarwiese

Neckargemünder Schüler wollten ihren Dreck beseitigen

Falsche Wetterprognose machte Helfern einen Strich durch die Rechnung - Stadt räumte Fehleinschätzungen ein

08.05.2017 UPDATE: 09.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Einen Tag nach den Abschlussfeiern, am Donnerstag, sah die Neckarwiese aus wie eine Müllhalde. Foto: Priebe

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Das wäre mal ein starkes Signal gewesen: Schüler, die tags zuvor noch auf der Neckarwiese gefeiert haben, treffen sich am nächsten Morgen, um den Dreck zu beseitigen. Die Idee dazu hatte Marion Marker-Schrotz, die Rektorin der Neckargemünder Realschule. Sie wollte ein Zeichen setzen, dass auch Schüler Verantwortung übernehmen - und die Aufräumarbeiten nicht nur den "Heidelberger Diensten" überlassen: "Mich ärgert allein schon, dass diese private Feierei am Ende das Geld des Steuerzahlers kostet", sagt die Rektorin. Um Punkt 8 Uhr morgens sollten ihre 89 Schüler auf der Neckarwiese antreten, die Rektorin hätte selbst Anwesenheitslisten geführt - es wäre also ein regulärer Schultag gewesen.

Doch daraus wurde nichts: Die Wetterprognosen standen schlecht, Regen und sogar Gewitter waren für den Donnerstag gemeldet, also wurde der Termin noch am Mittwoch von der Stadt abgesagt - was Marker-Schrotz durchaus bedauert: "Ich hätte die Schüler auch bei Regen rausgeschickt." Nur: Leider war die Wettervorhersage falsch, vom Regen keine Spur, der setzte erst am Nachmittag ein. Dummerweise hatte auch die Stadt, was den Mittwoch anging, der Prognose geglaubt, auch da sah es nach Regen aus, der aber dann auch nicht kam - dafür umso mehr Schulabsolventen auf die Neckarwiese, die sie bei halbwegs manierlichem Wetter in eine Müllhalde verwandelten.

Umso mehr gab man sich bei der Stadtverwaltung geknickt, dass man Wetter und Situation falsch eingeschätzt hatte: "Wir haben wirklich nicht damit gerechnet, dass am Mittwoch derartig viele auf die Neckarwiese kommen und dass sie nachher so vermüllt aussieht", sagt ein Stadtsprecher der RNZ. "Wir haben den Bedarf falsch eingeschätzt." Dennoch bedankte er sich bei den Neckargemündern für das "tolle Angebot": "Wir würden uns sehr freuen, wenn es das im nächsten Jahr wieder geben würde." Zumindest könnte sich Marker-Schrotz durchaus vorstellen, dass sie dann noch einmal einen Anlauf unternimmt.

Das ist gut möglich, schließlich hat die Schule ein soziales Profil - und es ist nicht das erste Mal, dass sie sich für eine saubere Neckarwiese einsetzt: Bereits vor drei Jahren verteilten ihre Schüler an die Feiernden Mülltüten - und wurden dabei angepöbelt, wie Marker-Schrotz berichtet. Was sie allerdings wundert: Bisher ist ihre Schule ganz allein auf weiter Flur. Von ihren Heidelberger Kollegen hat sie bisher noch nicht gehört, dass man sich ihrem Beispiel anschließen werde: "Im Gegenteil, man wird eher dafür belächelt." Dabei glaubt sie, dass es wohl noch nicht mal so sehr die Realschüler waren, die für die Verwüstungen und die Saufexzesse verantwortlich waren - denn die kämen ja mit ihren 16 Jahren kaum legal an den Alkohol, den ihnen wohl die volljährigen Abiturienten besorgen: "Wenn die Realschüler alleine feiern, hält es sich wohl noch in Grenzen. In diesem Jahr hatten aber alle zur selben Zeit Abschlussprüfungen, da kam alles zusammen."

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Zur Wahrheit gehört auch, dass in Neckargemünd "nicht alle Schüler hundertprozentig begeistert waren", wie Marker-Schrotz berichtet: "Wir haben in den Klassen diskutiert, und dann wurde mehrheitlich entschieden - und dann hätten alle antreten müssen. Dafür, so habe ich argumentiert, haben die Schüler auch keinen Unterricht. Statt nach der Party mit müden Augen in der Schule wären sie im Freien beim Saubermachen munter geworden." Und es wäre wohl ein kurzer Schultag gewesen: In zwei Stunden, so schätzt die Rektorin, wären ihre 89 Schüler wohl fertig gewesen.

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