Heidelberg

12.000 Menschen positionieren sich "gegen rechts" (Video /Fotogalerie)

Die Organisatoren vom Heidelberger "Bündnis gegen rechts" waren mit dem Verlauf der Demonstration zufrieden.

15.02.2025 UPDATE: 15.02.2025 21:58 Uhr 3 Minuten, 21 Sekunden
Foto: Kettenmann

Von Sarah Hinney

Heidelberg. 12.000 Menschen sind am Samstagnachmittag in Heidelberg auf die Straße gegangen, um gemeinsam ein Zeichen gegen rechts und für Demokratie und Vielfalt zu setzen – Jugendliche und Erwachsene, Familien mit Kindern und Senioren. Lousia Beisel vom Bündnis "Kein Schritt nach Rechts" ist überwältigt von der riesigen Menschenmenge, die um kurz vor 17 Uhr den Universitätsplatz füllt.

Das Bündnis hat die Demo gemeinsam mit dem Queerfeministischen Kollektiv auf die Beine gestellt. "Uns war vorher nicht klar, wie viele kommen würden", sagt Beisel. Schon um 15 Uhr, als sich die Demonstranten an der Stadtbücherei versammelten, ist klar: Es werden viele – wenn auch nicht ganz so viele wie vor gut einem Jahr.

Damals waren 18.000 Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Remigrations-Pläne der AfD zu protestieren, die das Recherchenetzwerk Correctiv aufgedeckt hatte. Mit dieser Resonanz hatte niemand gerechnet, es dauerte zwei Stunden, bis sich der gesamte Demozug überhaupt in Bewegung gesetzt hatte.

Diesmal ist das anders. Die Organisatoren haben den Zug in Gruppen aufgestellt, der Start klappt daher tadellos. Zahlreiche Demonstranten haben Schilder und Transparente dabei, darunter finden sich Parolen wie: "Brandmauer statt Brandstifter", "Liebe statt Hass", "Menschenrechte statt rechter Menschen", "Gegen Nazis", aber auch "Herz statt Merz".

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Denn vielen Teilnehmern geht längst nicht mehr "nur" um die AfD, sondern auch um die CDU, die vor rund zwei Wochen Anträge zur Migrationspolitik mit Stimmen der AfD durchgesetzt hat.

Die AfD hat an diesem Samstag im wahrsten Sinne des Wortes einen schweren Stand, denn die in Teilen rechtsextreme Partei ist mit einem Wahlkampfstand am Bismarckplatz vor Ort. Bereits vor einer Woche fand hier eine spontane Protestaktion statt, nachdem vor zwei Wochen von der AfD "Abschiebetickets" verteilt wurden.

Jetzt führt der Demonstrationszug direkt an einem guten Dutzend AfD-Anhänger vorbei. In voller Lautstärke rufen die Protestierenden "Alle zusammen, gegen den Faschismus" und "Ganz Heidelberg hasst die AfD".

Teils kommt es aber auch zu persönlichen Wortgefechten. Die Polizei hat den Zugang zum Bismarckplatz von der Sophienstraße mit Absperrgittern versehen und ist mit zahlreichen Kräften vor Ort, um den Stand zu sichern. "Das war schon unangenehm, da vorbeizugehen, aber und wie unangenehm muss das erst für die gewesen sein", sagt Louisa Beisel vom Aktionsbündnis später.

Zwischenfälle gibt es keine – auch sonst an keiner Stelle der Demo, wie ein Polizeisprecher am Samstagabend auf RNZ-Nachfrage mitteilt. Das Einsatzkonzept sei aufgegangen, so das Fazit der Einsatzkräfte.

Es dauert lange, bis die vielen Menschen von der Poststraße über die Sophienstraße und die Hauptstraße am Universitätsplatz angekommen sind. Dort haben die Organisatoren auf der Bühne ein buntes Programm mit zahlreichen Redebeiträgen zusammengestellt.

Es sprechen etwa Vertreter von Migrationsbeirat, Flüchtlingshilfe, Mosaik, Kirche, Seebrücke, Behindertenbeauftragte und weitere. Parteivertreter dürfen nicht reden. Zunächst hieß es, dass nur CDU und FDP keine Redezeit bekämen, aber am Ende galt das für alle Parteien.

Gegen 17.30 Uhr sind viele Demonstranten ordentlich durchgefroren, harrten aber dennoch aus. So wie Günter Frank, Ruth Abraham, Inge Jörder und Michael Nijs. Sie rudern gemeinsam beim Heidelberger Ruderclub (HRK) und sind auch gemeinsam zur Demonstration gekommen.

"Die Politik von Merz und die AfD ist schon ein Grund", sagte Frank. "Ja, man muss in diesen schwierigen Zeiten Flagge zeigen und mit Zuversicht und aufrecht für die Demokratie einstehen", betont Abraham.

Auch wenn man nicht viel machen könne, sei doch hier zu sein mit vielen anderen, ein gutes Gefühl, so Inge Jörder. Michael Nijs kommt aus Belgien und darf am nächsten Sonntag nicht wählen. Sein Appell: "Es gibt viele Menschen, die nicht wählen dürfen und Teil der Gesellschaft sind. Denkt auch an diese Menschen bei der Wahl."

Update: Samstag, 15. Februar 2025, 21.56 Uhr


Von Sandra Kettenmann

Heidelberg. Noch im vergangenen Jahr wurde bei der "Nie wieder ist jetzt"-Demonstration der Teilnehmerrekord an einer Demonstration in Heidelberg mit über 18.000 Menschen geknackt. 

Am heutigen Samstag näherte man sich dem Rekord. Noch am Nachmittag sprachen Polizei und die Organisation vom Heidelberger "Bündnis gegen rechts" von über 12.000 Menschen, die sich ab etwa 15.30 Uhr von der Schwanenteichanlage bei der Stadtbücherei über die Poststraße, vorbei am Bismarckplatz, durch die Hauptstraße zum Universitätsplatz bewegten. Parolen wie "Ganz Heidelberg hasst die AfD", "Nazis raus" sowie das Lied "Wehr euch, leistet Widerstand" war lautstark in der Altstadt zu hören.

Rund 12.000 Menschen zogen in einem gigantischen Demonstrationszug von der Schwanenteichanlage durch die Hauptstraße. Foto: Tabea Nardone-Brown

Besonders laut und deutlich wurde es am Bismarckplatz. Hier hatte die AfD, sowie die SPD und die Linke, Informationsstände aufgebaut. Der Demonstrationszug führte die über 12.000 Menschen direkt daran vorbei. Rund 20 Polizeibeamten sicherten an vorderster Front, hinter Schutzbarrieren, die Stände sowie etwa zehn bis 15 AfD-Mitglieder und -Sympathisanten. Trotz dieser kritischen Stelle blieben die Teilnehmenden des Demonstrationszuges sowie des AfD-Parteistandes friedlich, auch wenn es zwischendurch zu kurzen verbalen Auseinandersetzungen kam. 

Der Demonstrationszug führte weiter durch die Hauptstraße und endete dann am Universitätsplatz. Der Kälte zum Trotz versammelten sich noch viele Teilnehmenden vor der Bühne, wo das "Bündnis gegen rechts" für ein Programm mit Rede- und Musikbeiträgen gesorgt hatte. Louisa Beisel vom Orgateam "Kein Schritt nach rechts Heidelberg" ist überwältigt von der großen Teilnehmerzahl: "Uns war nicht klar, wie viele Menschen kommen werden. Wir sind wirklich sehr glücklich über jede Person, die heute da ist."


Zum momentanen Zeitpunkt liegen der Redaktion für Heidelberg als auch für die Demonstration in Mannheim mit rund 2000 Menschen keine Berichte zu Vorfällen innerhalb der Demonstrationen vor.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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