Im Nato-Neubau sitzen bald Kommissare statt Generäle
Startschuss für Bauprojekt des Landes - Hier entsteht neue Kriminalpolizeidirektion Heidelberg

Das neue alte Nato-Hauptquartier wurde erst 2006 gebaut. In drei Jahren zieht hier die Kripo ein. Foto: Rothe
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Es war ein Hauptquartier, erbaut in Friedenszeiten, ohne Bunker, aber dafür mit allerhand Sicherheitstechnik und schusssicheren Fenstern. Erst 2006 wurde der Nato-Neubau in den Campbell Barracks in der Römerstraße eingeweiht, nur sieben Jahre später zogen die Soldaten ab, seither steht das Gebäude leer.
Jetzt endlich gaben Bernd Müller von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Oberbürgermeister Eckart Würzner und Polizeipräsident Thomas Köber den Startschuss für den Umbau: Denn im Nato-Bau, aber auch in den beiden angrenzenden Kasernengebäude aus den 1930er Jahren, sollen die Kriminal- und die Verkehrspolizei an einem Standort konzentriert werden.
Seit der Polizeireform 2014 liebäugelt die Kripo mit dem Nato-Hauptquartier, gibt Köber zu: "Wir hatten das Gefühl, man müsse hier nur zwei Mal mit dem Staubsauger durch, dann könnten wir einziehen." Doch es war komplizierter, und das Land wollte für den Umzug keine zusätzlichen Gelder zur Verfügung stellen, er sollte einzig und allein mit dem Verkauf bestehender Immobilien finanziert werden.
Die aktuelle Verkehrspolizei in der Rohrbacher Straße wurde jüngst an die Hotel-Familie Hütter verkauft, die aktuelle Kriminalpolizeidirektion in Bergheim geht an das benachbarte Landratsamt. Mit Grundstückskauf und Umbauten bewegt das Land in den Campbell Barracks nun 40 Millionen Euro. Immerhin erlebt Köber in seiner Amtszeit noch den Startschuss für das Bauprojekt. Am 24. April geht er in den Ruhestand.
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Für einen ursprünglich geplanten Neubau auf dem Nachbargrundstück fehlt bisher das Geld. Doch Köber machte deutlich, dass man diesen zweiten Bauabschnitt nicht aus den Augen verlieren dürfe. In den beiden alten Kasernengebäuden und dem Nato-Hauptquartier können nämlich nur 350 Arbeitsplätze entstehen.
Genug für die Kriminalinspektionen, die sich um Kapitalverbrechen und Cybercrime kümmern. Auch die Fahndung, die Spurensicherung, und der Kriminaldauerdienst sowie der Staatsschutz finden hier Platz. Aber zum Beispiel die Inspektion für Organisierte Kriminalität muss weiterhin in angemieteten Räumen in der Hebelstraße (am Media-Markt) bleiben.
Bernd Müller schwelgte am Dienstag beim offiziellen Baubeginn in Erinnerungen. Er habe das ehemalige Nato-Hauptquartier schon einmal seiner Bestimmung übergeben, 2006 an den Vier-Sterne-General Burwell B. Bell. "Er wusste schon damals, dass die Amerikaner abziehen werden", so Müller. Jetzt ergäben sich aus der Konversion der ehemaligen US- und Nato-Flächen grandiose Chancen für Heidelberg. Und damit auch für die Kripo, die Ende 2021 in die Campbell Barracks einziehen soll.
Für den Umbau konnte wieder das Architekturbüro Kessler De Jonge gewonnen werden, das bereits das Nato-Hauptquartier entworfen und dafür Preise eingeheimst hatte. "Jetzt werden wir die alten Kasernengebäude komplett entkernen und das Innere auf den modernsten Stand bringen", erklärte Mieke De Jonge. Der Innenbau sei aufwendig, so müssen dort zum Beispiel auch die chemischen Labore für die Spurensicherung untergebracht werden.
Der Nato-Neubau werde hingegen nur modifiziert: "Das Raumprogramm der Polizei ist anders als das der Nato", so De Jonge. Der große Keller, in dem die Nato-Generäle einst den Ernstfall probten, wird zum Archiv. Zudem entstehen nur kleinere Anbauten: eine Kfz-Werkstatt, Garagen und in der Mitte zwischen den drei Häusern eine große Carport-Anlage mit begrüntem Dach.
Jürgen Obländer vom Eigenbetrieb Bau und Vermögen des Rhein-Neckar-Kreises freut sich, dass es endlich losgeht. Anfang 2022 solle dem Landratsamt die alte Polizeidirektion übergeben werden. "Bis alles fertig ist, wird es dort aber noch anderthalb Jahre dauern." Das Polizeirevier Mitte bleibt als Mieter in der Römerstraße.



