Heidelbergerin soll Hunde-Fahrscheine für 1500 Euro kaufen
Ein Jahresticket kostet 745 Euro pro Tier. Die Handschuhsheimerin kritisiert die VRN.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Eigentlich soll das Deutschland-Ticket mehr Menschen dazu bringen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und das Auto stehenzulassen. Für Hunde gilt das offenbar nicht. Gerti Klein wohnt in Handschuhsheim und fährt seit Jahren mehrmals in der Woche mit ihren beiden Hunden Doni und Eleni mit dem Hangbus vom Ortskern nach oben ins Mühltal, um dort spazieren zu gehen.
Früher nutzte sie dafür die "Karte ab 60" und nahm die Hunde mit. Nach einem Ticket für die Tiere sei sie vom Busfahrer nie gefragt worden, berichtet Klein. Sie persönlich ging davon aus, dass die Hunde auf ihrem Ticket mitfahren dürfen – schließlich können Inhaber der "Karte ab 60" auch bis zu drei Kinder unter sechs Jahren mit in Bus und Bahn nehmen.
Seit die Handschuhsheimerin das Deutschland-Ticket nutzt, ist alles anders. Der Busfahrer möchte nun, dass sie zusätzlich Tickets für die Hunde kauft, für 2,10 Euro – pro Hund. Gerti Klein wandte sich daraufhin an das Verkehrsunternehmen. Das schlug ihr vor, ein Jahresticket zu kaufen – für 745 Euro pro Hund, also insgesamt rund 1500 Euro.
Ist der ÖPNV für Hunde wirklich so teuer? Die RNZ hat beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) nachgefragt. Die Antwort in aller Kürze: ja, jedenfalls für größere Hunde. Die Hundemitnahme sei nur dann unentgeltlich, wenn sich die Hunde in einer Hundetransportbox befänden oder es sich um Führhunde handele, teilt ein Sprecher mit.
Alle anderen Hunde benötigten ein Einzelticket, ein Fünf-Fahrten-Ticket oder eine Jahreskarte für Hunde, außer sie würden anstelle einer erwachsenen Person bei einem Fahrschein mit Mitnahmeregelung mitgenommen, heißt es weiter. Weder die "Karte ab 60" noch das Deutschland-Ticket hätten eine solche Mitnahmeregelung. Offensichtlich hat der Busfahrer bei Doni und Eleni in der Vergangenheit wohl einfach zwei Augen zugedrückt.
Offenbar wird das Thema auch beim VRN diskutiert. "Zum Thema Hundemitnahme gibt es immer wieder Beschwerden. Es gibt Fahrgäste, die sich für eine kostenlose Hundemitnahme aussprechen, und Fahrgäste, die sich durch mitgenommene Hunde gestört fühlen oder ängstigen. Das gilt auch für das Fahrpersonal", so der VRN-Sprecher. Das Thema sei in den Gremien des VRN mehrfach beraten worden. "Eine grundsätzlich unentgeltliche Mitnahme für alle Hunde konnte nicht beschlossen werden", heißt es abschließend.
Gerti Klein nimmt jetzt das Auto. Sie sagt: "Wenn das die Verkehrspolitik ist, wird das Umsteigen vom Auto auf Bus massiv behindert."