27 neue Wasserstoffbusse

Heidelberger Nahverkehr soll emissionsfrei werden

Bund und Land fördern H2-Infrastruktur in der Region mit 40 Millionen Euro - Neuer Betriebshof mit Tankstelle soll im Ochsenkopf entstehen

28.09.2020 UPDATE: 29.09.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
Bald könnten 27 Brennstoffzellen-Gelenkbusse von Daimler in Heidelberg unterwegs sein. Die Busse werden ab 2022 produziert und dürften den rein batteriebetriebenen Modellen – etwa dem eCitaro G auf diesem Foto – ähneln. Foto: Daimler

Von Denis Schnur

Heidelberg. Noch ist es nur eine – relativ kurze – Buslinie, die sich emissionsfrei durch Heidelberg bewegt. Seit gut einem Jahr gibt es die Linie 20, auf der ausschließlich Elektrofahrzeuge zwischen Hauptbahnhof und Altstadt unterwegs sind. Doch in den nächsten Jahren soll der gesamte Nahverkehr auf emissionsfreie Antriebe umgestellt werden. Dank einer deftigen Landesförderung dürfte das sogar schneller gehen als ursprünglich erwartet, wie die Stadtverwaltung kürzlich im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss betonte.

Denn die Metropolregion Rhein-Neckar ist eine der Wasserstoff-Modellregionen, die vom Bund gefördert werden. 20 Millionen Euro kommen vom Verkehrsministerium, um hier den Einsatz von Brennstoffzellen massiv voranzutreiben. Neben dem Bund hat auch das Land eine Förderung zugesagt – ebenfalls über 20 Millionen Euro. Und diese soll ganz gezielt genutzt werden: Durch sie, schreibt die Verwaltung in einer Vorlage, "besteht die einmalige und zeitlich begrenzte Chance, einen wesentlichen Teil der RNV-Linienbusflotte auf emissionsfreien Betrieb umzustellen und damit eine Grundvoraussetzung für einen klimaneutralen ÖPNV in Heidelberg zu schaffen".

Mit den 20 Millionen Euro könne die RNV bis zu 40 Brennstoffzellen-Busse kaufen sowie zwei Wasserstoff-Tankstellen errichten. Der größte Teil dieser Gelenkbusse – insgesamt 27 Stück – soll dabei in Heidelberg zum Einsatz kommen, acht Stück in der Nachbarstadt Mannheim. In beiden Städten will das Verkehrsunternehmen zudem Tankstellen bauen.

Die neuen Busse, die vermutlich von Daimler produziert werden, könnten ab 2022 geliefert werden. Sie sollen vor allem auf den Strecken zum Einsatz kommen, auf denen bislang herkömmliche Gelenkbusse fahren und für die die Reichweite reiner Elektrobusse nicht ausreicht. Nach und nach könnten so alle 22 herkömmlichen Gelenkbusse ersetzt werden. Zusätzlich könnte man die fünf weiteren Fahrzeuge nutzen, um das ÖPNV-Angebot auszubauen, betont die Verwaltung.

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Um die Tankstelle errichten zu können sowie Platz für die neuen Busse zu schaffen, müssten RNV und Stadt jedoch einen eigenen zweiten Betriebshof bauen – denn der aktuelle mitten in Bergheim sei zu klein: "Selbst bei einer Einbeziehung des Dezernat 16 reicht die Fläche nicht aus", betonte Baubürgermeister Jürgen Odszuck im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss.

Deshalb soll ein Grundstück im Gewerbegebiet Rittel – zwischen Hornbach und OEG-Gleisen – zum Betriebshof entwickelt werden. Das Areal im Wieblinger Weg 92 gehört ohnehin der Stadt und liege zentral genug, betont die Verwaltung in der Vorlage. Außerdem seien die "Sicherheitsabstände" zur Wohnbebauung groß genug – und die Busse müssten nicht durch das angrenzende Wohngebiet Ochsenkopf fahren. Rund 3,4 Millionen Euro will die RNV in den Betriebshof investieren und bald in die Umsetzung gehen. "Wenn wir 2022 mit dem Bau beginnen, wäre das gut", so Bürgermeister Odszuck.

Bei den Gemeinderäten kommen die Pläne gut an: "Wir haben jetzt die Chance, die komplette Flotte auf Wasserstoff-Busse umzustellen, ohne einen Euro zu zahlen. Die müssen wir nutzen", betonte etwa Sören Michelsburg (SPD). Und auch Alexander Föhr (CDU) zeigte sich begeistert: "Wir glauben, dass das eine absolute Zukunftstechnologie ist." Deshalb sei es richtig, dass die Stadt diesen Weg gehe. Christoph Rothfuß (Grüne) sagte ebenfalls: "Natürlich unterstützen wir diese Antriebsart."

Skepsis kam lediglich von der Bunten Linken, die zunächst wissen möchte, wie es mit dem großen RNV-Betriebshof in Bergheim weitergeht: "Außerdem wissen wir ja nicht, wie sich die Technologie entwickeln wird", erklärte Arnulf Weiler-Lorentz. Dessen Antrag, die Entscheidung zu verschieben, wurde jedoch klar abgelehnt.

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