Wir wandern entlang des Neckarsteigs
Die fünfte Etappe auf dem Neckarsteig führt von von Eberbach nach Neunkirchen

Unsere fünfte Etappe führt die Wanderer von der Kleinstadt Eberbach am Rande der Metropolregion nach Neunkirchen im "Kleinen Odenwald". Sie ist an sich die längste und damit auch die anspruchsvollste Etappe auf dem Neckarsteig.
Hintergrund
Entlang des Neckarsteigs
Die letzten Wochen der Corona-Einschränkungen haben gezeigt, dass viele ihre Heimat per pedes oder mit dem Fahrrad ganz neu kennenlernen und Unbekanntes in der eigentlich bekannten Region entdecken.
Entlang des Neckarsteigs
Die letzten Wochen der Corona-Einschränkungen haben gezeigt, dass viele ihre Heimat per pedes oder mit dem Fahrrad ganz neu kennenlernen und Unbekanntes in der eigentlich bekannten Region entdecken. Darum wollen wir in den kommenden Wochen hier im Reise-Magazin in Zusammenarbeit mit Christiane Bachert vom Neckarsteig-Büro in Mosbach den "Neckarsteig" in einer 9-teiligen Serie "erwandern" – der Qualitätswanderweg folgt dem malerischen Flusslauf auf 128 Kilometern von Heidelberg nach Bad Wimpfen.
Startpunkt ist am Pulverturm mitten in der Altstadt Eberbachs. Er stammt aus dem 13. Jahrhundert und steht an der Nordwestecke der historischen Stadtbefestigung in unmittelbarer Nähe des Thalheim’schen Hauses. Es war einst Sitz des Kurpfälzischen Amtskellers, dann Fürstlich Leiningensches Jagdpalais und später Rathaus der Stadt Eberbach. Heute beherbergt das Gebäude das Informationszentrum des Naturparks Neckartal-Odenwald. Groß und Klein können hier auf 280 Quadratmetern Ausstellungsfläche mit allen Sinnen und mit viel Spiel, Spaß und Wissenswertem allerhand über Streuobstwiesen und Buchenwälder der Umgebung sowie über Tier-, Mineral- und Pflanzenwelt der Landschaft erfahren. Das Beste daran: Die Ausstellung ist für Besucher kostenfrei. Genau der richtige Einstieg für ein individuelles, ganzheitliches Naturerlebnis auf der fünften Etappe des Neckarsteiges.
Voll mit Informationen geht die Tour direkt an der mächtigen Stadtmauer entlang. Hier zeugen die Hochwassermarken davon, dass der Neckar nicht immer gnädig zu Eberbachs Bewohnern war. Stadteinwärts erreicht man den "Alten Markt". Hier steht das Hotel "Karpfen". Die meist in Italien und Böhmen vorkommende Maltechnik Sgraffito ziert die Vorderfront des Hauses. Sie ist eine Kratztechnik auf mehrfarbigen Putzunterlagen. Auf den 14 Bildern, vom Eberbacher Künstler Richard Hemberger im Jahre 1934 geschaffen, wird die Geschichte der Stadt festgehalten. Sie findet man an mehreren Häusern der Eberbacher Altstadt.
Hintergrund
Etappe: Eberbach - Neunkirchen
Start: Eberbach Altstadt/ Pulverturm
Ziel: Neunkirchen am Sportgelände
Streckenlänge: 18 Kilometer
Höhenmeter: 950 hoch, 700 runter
Dauer: etwa 6 Stunden
Rastmöglichkeiten: Ludwig-Neuer Hütte,
Etappe: Eberbach - Neunkirchen
Start: Eberbach Altstadt/ Pulverturm
Ziel: Neunkirchen am Sportgelände
Streckenlänge: 18 Kilometer
Höhenmeter: 950 hoch, 700 runter
Dauer: etwa 6 Stunden
Rastmöglichkeiten: Ludwig-Neuer Hütte, Ernst-Hohn-Pavillon, Teufelskanzel, Burgruine Stolzeneck, Reihersee
Anreise: Eberbach (S-Bahnhofstation: Bahnhof)
Abreise: Neunkirchen, Ludwigstraße:
a) verschiedene Buslinien (zu S-Bahnhofstationen Eberbach, Neckargerach oder Aglasterhausen)
b) Ruftaxi 8954 (Neunkirchen - Neckargerach)
Wir verlassen die Altstadt an der Nordostseite durch das Bettendorfsche Tor und erreichen den Rosenturm, der als einziger rund gebaut wurde. Beim ersten Anstieg folgt man der Neckarsteig-Markierung (blaues "N" auf weißem Spiegel) zunächst durch ein Wohngebiet, dann auf einem Pfad parallel zum Weg. Wer aufgepasst hat, hat sicher bemerkt, dass hier auch der "Eberbacher Pfad der Flussgeschichte" verläuft. Auf etwa zehn Kilometern Länge werden die Geschichte des Neckars und dessen Verlauf in Bezug auf Eberbach über die Jahrtausende gezeigt. Mit gewaltiger Kraft hat der Fluss die Landschaft immer wieder eindrucksvoll umgeformt. Talböden und eine Vielzahl von Umlaufbergen sind erhalten geblieben. 15 Infotafeln säumen den Weg und erklären, welche Spuren die Erdgeschichte hinterlassen hat.
Wir bleiben auf dem Neckarsteig und erreichen die Ludwig-Neuer Hütte. Bei einer kleinen Rast kann man hier die herrliche Aussicht auf den Neckar genießen. Etwas oberhalb liegt die Fundstelle des "Roten Krokodils", ein etwa 250 Millionen Jahre alter Saurier-Fußabdruck. Der Weg führt nun um den Scheuerberg sowie um den Schollerbuckel, einem ursprünglichen Umlaufberg, herum. Ab und zu tauchen kleine Steinmännchen auf. Man sieht sie normalerweise an Meeresstränden. Die 130 Hektar große Hochfläche, die sich um den Schollerbuckel zieht, ist nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch eine der artenreichsten Landschaften um Eberbach und einzigartiges Streuobstwiesengebiet der Region. Charakteristisch für diese vor 200 Jahren durch Rodung entstandene Kulturlandschaft ist das Zusammenspiel von Ackerflächen, Wiesen, Weiden, Heckenstreifen, Streuobstwiesen, Steinriegeln und Trockenmauern. Schafbewirtschaftung trägt dazu bei, diesen Naturraum zu erhalten. Je nach Jahreszeit begleiten den Wanderer herrliche Blumenwiesen, blökende Schafe oder reich behängte Obstbäume auf dem Weg, der durch das Gebiet auf den höchsten Punkt des sogenannten Breitensteins führt. Dort steht die Ernst-Hohn-Hütte und ist der ideale Zwischenstopp für eine Vesperpause. Auf dem wunderschönen Platz unter alten Kastanienbäumen steht erneut ein Waldsofa und lädt zum Ausruhen ein.
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Frisch gestärkt geht es nun auf schmalen Pfaden bergab bis zum Aussichtspunkt Teufelskanzel. Sie ist eine Felsformation oberhalb eines stillgelegten Steinbruchs auf dem Kranichsberg mit direktem Blick auf die Schleuse Rockenau. Seit 1981 steht das Gebiet zusammen mit einem alten Wald unter Naturschutz. An der Teufelskanzel endet auch der "Eberbacher Pfad der Flussgeschichte". Wir Neckarsteig-Wanderer gehen aber weiter bergab durch Mischwaldgebiet bis auf Neckarhöhe, um dort die Bundesstraße zu passieren. An der Schleusenanlage quert der Neckarsteig nun zum zweiten Mal den Fluss.
Auf der Forststraße und einem Waldpfad gelangt man zur Gemarkungsgrenze zwischen Eberbach und Neunkirchen und damit auch zur Ruine Stolzeneck. Seit 1284 befindet sich die Burg Stolzeneck in pfälzischem Besitz. Bereits 1612/13 wurde die Burg wegen Baufälligkeit und hohen Unterhaltungskosten vom Pfalzgrafen abgerissen. Übrig geblieben ist nur eine Ruine, die eine noch erhaltene und begehbare Schildmauer besitzt. Von dort oben hat man einen wunderbaren Blick über den Neckar bis nach Eberbach. Der Vorhof, gleichzeitig ein Waldjugendzeltplatz, wird vermietet und verspricht Naturerlebnis aus erster Hand. Dass es lediglich Brunnenwasser als "Ausstattung" gibt, entspricht dem Motto der Waldpädagogik: Einmal erleben ist besser, als hundert Mal hören.

Ab Schleuse Rockenau bis zum nun erreichten Reihersee ist man rund 6,5 Kilometer bergauf gewandert. Idealer Zeitpunkt, um eine Rast einzulegen, bietet die wunderschöne Hütte am Reihersee. Ursprünglich befand sich an gleicher Stelle eine kleinere Stauanlage. Der heutige See wurde 1973 als Nahrungsteich für die gefährdete Graureiherkolonie "Zwerrenberg" angelegt und mit Fischen besetzt. Sobald es dunkel wird, dient der Teich als Jagdrevier für Fledermäuse, die hier mithilfe von Ultraschall-Lauten Insekten jagen.
Gestärkt und erholt folgt man auf den letzten Kilometern dem Gürtelweg vorbei an der Fritz-Baumgartner-Hütte bis zum Waldrand, der direkt an das beschauliche kleine Örtchen Neunkirchen grenzt. Die etwa 1880 Einwohner zählende Gemeinde ist unter anderem bekannt durch die beeindruckende Zahl an Kirschenbäumen, die im Frühjahr herrlich blühende Alleen bilden. Üblicherweise findet dann auch das alljährliche Kirschenfest mit Krönung einer Kirschenkönigin sowie zwei Prinzessinnen statt. Aufgrund der Pandemie wurde in diesem Jahr allerdings lediglich die Kirschenversteigerung durchgeführt.
Um es den Wanderern zu ermöglichen, den ÖPNV als Beförderungsmittel zu nutzen, wurde in Neunkirchen vor einigen Jahren die Ruftaxilinie 8954 eingerichtet. Die Taxis fahren als Saisonverkehr (1. April bis 31. Oktober) an Samstagen, Sonn- und Feiertagen zwischen Neckargerach über Neckarkatzenbach bis nach Neunkirchen und wieder zurück. Wer das Angebot nutzen will, muss mindestens eine Stunde vor der Abfahrt unter der im Fahrplan angegebenen Telefonnummer die Fahrt anmelden. Das "Taxi" fährt tatsächlich nur bei Bedarf. Der Fahrpreis ist an die Busfahrpreise angeglichen und somit erschwinglich. Die Haltestelle der Busse und des Ruftaxis ist in der Ludwigstraße in der Ortsmitte Neunkirchens. Diese erreicht man, wenn man am Waldrand dem Zeilweg bis zur Schwanheimer Straße weiter zur Ludwigstraße folgt.
Wer noch etwas Zeit übrig hat, sollte es nicht versäumen, im genossenschaftlich geführten Bürgermarkt einzukaufen. Dort gibt es nicht nur Lebensmittel, vielmehr stehen auch die Auswahl der regional erzeugten Produkte und der Kunde als Mensch im Mittelpunkt. Einkauf und Treffpunkt für die Bürger Neunkirchens.



