Wanderwege - Teil 3

Wir wandern entlang des Neckarsteigs

3. Etappe: Von Neckarsteinach nach Hirschhorn - Sagenhafter Odenwald

07.06.2020 UPDATE: 13.06.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 3 Sekunden
Die Burg Hirschhorn ist eine sehr gut erhaltene Schlossanlage und liegt hoch über der Stadt. Foto: Andreas Held

Der Odenwald war lange Jahre als Urlaubsziel verkannt. Ohne Zweifel ist er aber ein Naturparadies direkt vor der Haustüre, das wir in diesen Wochen entlang des Neckarsteigs erkunden. Die nun dritte Etappe startet in der hübschen Vierburgenstadt Neckarsteinach, um das Tagesziel Hirschhorn zu erwandern.

Hintergrund

Etappe: Neckarsteinach – Hirschhorn
Start: Neckarsteinach Neckarufer
Ziel: Hirschhorn Bahnhof
Streckenlänge: 16,5 Kilometer
Höhenmeter: 500 hoch, 480 runter
Dauer: 5:00 h (abhängig von Rastzeiten, etc.)
Rastmöglichkeiten: Goetheblick,

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Etappe: Neckarsteinach – Hirschhorn
Start: Neckarsteinach Neckarufer
Ziel: Hirschhorn Bahnhof
Streckenlänge: 16,5 Kilometer
Höhenmeter: 500 hoch, 480 runter
Dauer: 5:00 h (abhängig von Rastzeiten, etc.)
Rastmöglichkeiten: Goetheblick, Jugendzeltplatz Kreuzschlag.
Anreise: Neckarsteinach (S-Bahnhofstation: Bahnhof)
Abreise: Hirschhorn (Bahnhof)

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Neckarsteinach befindet sich im südlichsten Teil von Hessen. Schiffsbau und der Gütertransport haben hier eine lange Tradition. Man sollte sich in dem Städtchen etwas umsehen: An zahlreichen Gartentüren und Hauswänden findet man Hinweise auf die Verbundenheit mit der Binnenschifffahrt. Sogar einen weltberühmten "Binnenschiffer" hatten sie hier zu Gast: Der amerikanische Autor Marc Twain legte im August 1879 an; er war per Floß auf dem Neckar unterwegs von Heilbronn nach Heidelberg. Eine historische Pause, auf die die Neckarsteinacher noch heute stolz sind.

Beeindruckend sind auch die Hochwassermarkierungen auf einem hohen Mast an der Anlegestelle der Ausflugsschiffe. Neckarsteinach ist heute ein Ziel der Weißen Flotte, die mit ihren Schiffen ab Heidelberg das Städtchen anfährt. Im Ortskern wiederum befindet sich die Mittelburg, links davon die Vorderburg. Beide wurden in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut und können nur mit Genehmigung besichtigt werden. Die Hinterburg sowie das Schwalbennest sind heute nur noch Ruinen, deren Türme aber einen grandiosen Ausblick auf das Neckartal bieten.

Wir starten die Wanderung am Neckarufer und folgen wieder der Neckarsteig-Markierung (blaues "N" auf weißem Grund) bis wir an einem Spielplatz die B 37 in Richtung Hinterburg überqueren. Den Blick auf den Neckar sollte man hier nicht versäumen. Schade, dass es für ein längere Rast heute noch zu früh ist.

Hintergrund

Entlang des Neckarsteigs

Die letzten Wochen der Corona-Einschränkungen haben gezeigt, dass viele ihre Heimat per Pedes oder mit dem Fahrrad ganz neu kennenlernen und Unbekanntes in der eigentlich bekannten Region entdecken.

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Entlang des Neckarsteigs

Die letzten Wochen der Corona-Einschränkungen haben gezeigt, dass viele ihre Heimat per Pedes oder mit dem Fahrrad ganz neu kennenlernen und Unbekanntes in der eigentlich bekannten Region entdecken. Darum wollen wir in den kommenden Wochen hier im Reise-Magazin in Zusammenarbeit mit Christiane Bachert vom Neckarsteig-Büro in Mosbach den "Neckarsteig" in einer 9-teiligen Serie "erwandern" – der Qualitätswanderweg folgt dem malerischen Flusslauf auf 128 Kilometern von Heidelberg nach Bad Wimpfen.

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Aber nicht nur Historisches kann man hier entdecken: ein Kunstpfad mit seinen Holzkunstwerken erfreut jedes kreative Herz. Der Wanderweg geht jetzt durch schönes Mischwaldgebiet über die ehemalige Trasse der Steinachtalbahn, die heute als Radweg nach Schönau genutzt wird. Es folgt ein Anstieg durch das Wohngebiet von Neckarsteinach, der etwas Kondition verlangt. Über den Bänkelsweg steigt man im Zick-Zack den Berg hinauf. Seinen Namen verdient er aufgrund der vielen Bänke, die direkt am Weg platziert wurden. Diese sind auch notwendig, betrachtet man die Höhenmeter, die man überwinden muss. Imposant ragt nun der "Hohe Darsberg" am Waldrand hervor. Einst heiratete Fußballweltmeister Toni Kross in der über die Landesgrenzen hinaus bekannten Hochzeitslocation mitten im Neckarsteinacher Forst.

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Nun wird der "Goetheblick" mit einem Sandstein-Wegzeichen angekündigt. Ein kleiner Stichweg führt zur romantischen Aussichtsstelle, von der man einen wunderbaren Blick ins Neckartal und auf den Dilsberg hat. Erschien uns der Dilsberg beim Start der Wanderung als hoher Berg, schaut man nun auf ihn hinab, da der Goetheblick höher gelegen ist. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt die Beine auszustrecken, um eine Rast einzulegen.

Idyllische Ausblicke auf den Fluss gibt es – wie hier in Hirschhorn – immer wieder während der Wanderung. Fotos: tg-Odenwald

Auf dem weiteren Weg in Richtung Hirschhorn gibt es immer wieder Ausblicke in das Steinachtal. Die Etappe ist jetzt geprägt vom schattenspendenden Wald, was das Wandern an heißen Tagen angenehm macht. Wir kommen an dem Bildstock "Rotes Bild" vorbei. Mit der Jahreszahl 1524 steht er genau an der Grenze des ehemaligen Klosters Schönau zu Hirschhorn. Auf der einen Seite befindet sich das Wappen von Worms mit dem Abtstab und einem "S" für Kloster Schönau und auf der anderen Seite sieht man das Hirschgeweih von Hirschhorn.

Zwei Sagen ranken sich um diesen Bildstock: Der ersten zufolge soll eine Frau als Folge eines Ehebruchs Vierlinge geboren haben. Diese verbarg sie in einem Korb, um sie an den Neckar zu tragen und zu ertränken. Beim Bildstock wurde sie von einem Förster gestellt, der die Kinder rettete. Der zweiten Sage nach hat sich ein ungetreuer Vormund am Roten Bild erhängt und geht dort heute noch um.

Historisch verbrieft geht es nun weiter: Direkt an der Wegstrecke liegt das Freischärlergrab. Das reich verzierte schmiedeeiserne Kreuz ist auf die Badische Revolution 1848/49 zurückzuführen. Während der Revolution wurde Hirschhorn – auf den heutigen Tag genau, nämlich am 13. Juni 1849 – von Aufständischen besetzt. Am 16. Juni rückten diese wieder ab, einige Tage später marschierten badische Freischaren auf dem Michelberg und in Ersheim auf. Bei den Kämpfen gab es einen Toten, der in diesem Grab beigesetzt wurde.

Der letzte Abschnitt, bevor man Hirschhorn erreicht, führt uns nun über einen schönen Forstweg bergab. Glücklicherweise erreichen wir Hirschhorn aus dieser Richtung, denn der kurze, sehr steile Pfad führt nun bergab durch den Wald bis zum Wohngebiet. Von hier kann man einen Blick auf die historische Altstadt und den Bahnhof werfen.

Bevor man mit der S-Bahn Hirschhorn verlässt, lohnt ein Besuch des Langbein-Museums. Die Ausstellung zeigt die "Naturalien- und Alterthümer-Sammlung" des Hirschhorner Gastwirtes Carl Langbein, die dieser im 19. Jahrhundert zusammengetragen hat. Der besondere Reiz liegt in der Vielfalt der teils kuriosen Exponate: von Tierpräparaten bis zu sakralen Ausstellungsstücken. Man findet das Museum gegenüber dem Rathaus, wenige Meter vom Bahnhof entfernt. Mit Eindrücken aus der Natur und schlussendlich auch aus Kunst und Kultur im Gepäck schließen wir die heutige Etappe.