Wanderwege - Teil 9

Wir wandern entlang des Neckarsteigs

Neunte und letzte Etappe: Von Gundelsheim nach Bad Wimpfen

22.07.2020 UPDATE: 25.07.2020 06:00 Uhr 4 Minuten, 49 Sekunden
Foto: Barbara Wagner

Zum Ende der Neckarsteig-Tour steht "Entspannung" an: Die Etappe von Gundelsheim über Bad Rappenau bis nach Bad Wimpfen ist die leichteste der neun Wanderabschnitte. Man kann deutlich spüren, wie sich die Landschaft verändert da sie immer mehr ins Heilbronner Land übergeht.

Hintergrund

Etappe: Gundelsheim – Bad Wimpfen

Start: Gundelsheim Bahnhof

Ziel: Bad Wimpfen Bahnhof

Streckenlänge: 13,5 Kilometer

Höhenmeter: 210 hoch, 230 runter

Dauer: 4 h

Rastmöglichkeiten: Burg Guttenberg, Bergkirche Heinsheim, Neckarufer in

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Etappe: Gundelsheim – Bad Wimpfen

Start: Gundelsheim Bahnhof

Ziel: Bad Wimpfen Bahnhof

Streckenlänge: 13,5 Kilometer

Höhenmeter: 210 hoch, 230 runter

Dauer: 4 h

Rastmöglichkeiten: Burg Guttenberg, Bergkirche Heinsheim, Neckarufer in Heinsheim, Kurpark Bad Rappenau, Rastplatz am Freibad Bad Wimpfen, Bad Wimpfen Altstadt

Anreise: Gundelsheim S-Bahnhof

Abreise: Bad Wimpfen S-Bahnhof

Weitere Informationen: Neckarsteig-Büro in Mosbach, Tel. 06261 / 84-1390, www.neckarsteig.de

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Gundelsheim verlässt man über die Bahnunterführung nahe der Altstadt und schwenkt gleich nach rechts auf die Streuobstwiese, um nicht direkt an der B 37 gehen zu müssen. Die Bundesstraße überquert man an der Fußgängerampel um an der Schleuse die Neckarseite zu wechseln. Den Verkehr im Rücken folgt man dem Markierungszeichen (blaues "N" auf weißem Grund) über einen schönen Feldweg zum Waldrand, eine der wenigen Steigungen des Tages. Im angenehm schattigen Wald zweigt der Weg nach rechts ab und führt bis zur Burg Guttenberg.

Die Burg thront hoch über Neckarmühlbach, einem Ortsteil von Haßmersheim, und ist schon von weitem zu sehen. Die Höhenburg wurde nie zerstört und seit fast 800 Jahren ständig bewohnt. "Sie können sich vorstellen, was sich alles ansammelt, wenn eine Familie 16 Generationen nicht umzieht", scherzt der Burgherr Freiherr von Gemmingen gerne. Bekannt ist die Burg durch die Deutsche Greifenwarte mit ihren spektakulären Flugvorführungen. Adlern und Geiern mit ihrer riesigen Spannweite beim freien Flug zuzuschauen, ist ein einmaliges Erlebnis. Während der Schau kreisen sie über dem Neckar und nutzen die Thermik aus. Besonders beeindruckend ist es, wenn sie direkt über die Köpfe der Besucher hinweg fliegen.

Das Burgmuseum lädt zu einer Entdeckungsreise in die Vergangenheit ein. In fünf Ausstellungsräumen, jeder einem anderen Jahrhundert gewidmet, werden außergewöhnliche Exponate gezeigt. Einen grandiosen Ausblick auf das Neckartal bietet der 40 Meter hohe Bergfried. Plagt der Hunger, ist man in der Burgschenke gut aufgehoben. Getreu dem Motto: "Wie Oma es kochte und Opa es mochte" kann man auf der Terrasse bei herrlichem Ausblick ein (Ritter)Mahl genießen. Auch ein – neu gestaltetes – Trauzimmer gibt es auf Burg Guttenberg.

Die Silhouette von Bad Wimpfen mit dem Blauen Turm. Foto: Michael Meinhardt

Wir verlassen die Burg auf der westlichen Seite und gehen parallel zur Straße im schattigen Mischwald bis wir über einen kleinen Pfad schließlich auf offenes Feld gelangen. Es ist nicht mehr weit bis zum Jüdischen Friedhof. Etwas verborgen unter alten Bäumen und umgeben von einer Steinmauer liegt der Friedhof, der als einer der ältesten noch erhaltenen Judenfriedhöfe Deutschlands gilt. Hier wurden zeitweise die Juden von etwa 25 Gemeinden der Region bestattet. Eine der letzten Bestattungen fand im Jahre 1937 statt. Bad Rappenau bietet regelmäßig Führungen an. Dabei erfährt man unter sachkundiger Anleitung interessante Details zu den rund 1137 künstlerisch wie historisch wertvollen Grabsteinen aus fünf Jahrhunderten und lernt die Symbole, die die Grabsteine schmücken, zu deuten. Wichtig zu wissen: Männer sollen beim Betreten des Friedhofes eine Kopfbedeckung tragen. Der Neckarsteig führt an der Mauer des Jüdischen Friedhofes entlang über offenes Feld.

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Bad Rappenau liegt nur wenige Kilometer entfernt und ist einen Abstecher wert. 2008 fand in der Kurstadt die Landesgartenschau statt. Die herrlichen Garten- und Parkanlagen sind heute noch ein Aushängeschild. Besonders sehenswert ist das rund 30 Meter lange und über acht Meter hohe Gradierwerk. Wäre keine Corona-Zeit, könnten Allergiker und Asthmapatienten von der Heilwirkung für die Atemwege profitieren. Sole rieselt über geschichtetes Reisig und bildet dabei ein Aerosol, das positive Wirkungen auf die Gesundheit hat. Die wertvollste Bademodesammlung der Welt findet man seit Juli im BikiniARTmuseum. Badebekleidung von Weltstars wie Marilyn Monroe, Brigitte Bardot oder Elke Sommer sollten unbedingt besichtigt werden.

Nach dem Jüdischen Friedhof bleibt man auf dem Neckarsteig. Der Weg geht vorbei an einem Produzenten von Humusprodukten und Biomassebrennstoffen über die Verbindungsstraße bis man am Ortsrand von Heinsheim, einem Teilort von Bad Rappenau, die Bergkirche erreicht.

Nach der Wanderung entlang des Neckarsteigs kann man sich am Flussufer – wie am Auenweg in Heinsheim (o.) – eine Rast gönnen. Foto: Barbara Wagner

Die mittelalterliche Kirche wurde erstmals 1288 erwähnt und steht vermutlich auf einem sogenannten "Druidenplatz". In fränkischer Zeit war dieser ein Missions- und Taufplatz, was die noch fließende Brunnenquelle bestätigt.

Die Fresken auf dem Kreuzgewölbe der Kirchendecke stammen aus der Zeit um 1288 und zeigen die vier Evangeliensymbole. Das älteste Fresko stammt aber aus dem Jahre 1280 und wurde 1963 freigelegt. Es zeigt den Hl. Christophorus mit dem Christuskind auf der Schulter. Die einst den Fußboden bedeckenden Grabplatten des Ehrenberger Rittergeschlechts sind nun an den Wänden des Chorraumes aufgestellt. 1959 fand man bei Renovierungsarbeiten noch fast vollständig erhaltene Rittergruften. Am Brunnen bei der Kirche sollte man unbedingt einen Moment innehalten und die Stimmung des Ortes genießen.

Über 100 Stufen führen in das beschauliche Örtchen hinab. Kurz vor dem Ludwigsplatz steht auf der rechten Seite die ehemalige Synagoge von Heinsheim, 1796 errichtet. Waren es zeitweise über 110 Gemeindemitglieder, so schrumpfte zu Zeiten des Nationalsozialismus die Zahl der Gläubigen deutlich. 1938 gab die jüdische Gemeinde die Nutzung als Synagoge auf und verkaufte das Gebäude an einen Landwirt aus dem Ort. Zuletzt wurde das Haus als Schlosser-Werkstatt genutzt, 2013 konnte es der Freundeskreis "Ehemalige Synagoge" erwerben. Der Verein will in der ehemaligen Synagoge einen "lebendigen Ort für Erinnerung, Dialog und Kultur" einrichten. Im Rahmen des "Heinsheim-Tag" bietet die Gäste-Info Bad Rappenau regelmäßig einen Tagesausflug an, bei dem man die Stationen Jüdischer Friedhof, Bergkirche, sowie die ehemalige Synagoge erwandern kann. Sehenswert ist auch das Schloss Heinsheim, in dem heute ein Hotel untergebracht ist.

Die Staufferstadt Bad Wimpfen ist geprägt durch die ehemals größte staufische Kaiserpfalz nördlich der Alpen mit der mittelalterlichen Burganlage, Türmen und Toren, Fachwerkhäusern und Kirchen. Der Geschichte auf den Grund gehen, kann man am besten im Rahmen einer Stadtführung. Dabei lernt man romantische kleine Gässchen, verborgene Winkel und etliche Symbole der Stadt kennen. Allen voran der Blaue Turm, wo seit 650 Jahren ohne Unterbrechung die Türmertradition gepflegt wird. Blanca Knodel heißt die aktuelle Bewohnerin des Turms – sie ist die einzige Türmerin Deutschlands.

Nach den Bränden 1674, 1848 und 1984 hat der Turm sein Aussehen stets verändert. Der Sockel und Eingang im Erdgeschoss ist erst Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Ebenso wie der Aufsatz mit seinen Türmchen und Zinnen, in dem sich die Türmerwohnung befindet. Der Turm wurde um 1200 als westlicher Bergfried der staufischen Kaiserpfalz erbaut und diente bis ins 19. Jahrhundert als Hochwachturm. So manches Feuer wurde von hier oben in 53 Metern Höhe entdeckt. Aktuell ist der Turm für die Öffentlichkeit leider geschlossen, er wird einer "Schönheitsoperation" unterzogen. Da aufgrund der Corona-Pandemie die großen Märkte und Veranstaltungen nicht stattfinden können, hat sich die Stadt etwas Besonderes einfallen lassen: Unter dem Motto "Shopping, Kulinarik, Musik und mehr…" findet eine Sommeraktion statt – kleine, aber feine Themenveranstaltungen. Da lohnt sich ein Blick auf die Website der Stadt www.badwimpfen.de.

Natur, Kultur und Kulinarik begleiten den Wanderer den gesamten Weg von Heidelberg bis nach Bad Wimpfen. Man erlebt die nähere Umgebung auf Schusters Rappen intensiv und beeindruckend. Da die Geschwindigkeit durch das Wandern vorgegeben ist, hat man die Gelegenheit, sich der Hektik des Alltags zu entziehen und die Entschleunigung zuzulassen. Wer sich den Wanderpass in Heidelberg in den Rucksack gesteckt und immer fleißig abgestempelt hat (oder die QR-Codes entlang der Strecke gescannt hat), kann sich nun beim Neckarsteig-Büro seine verdiente Wandernadel abholen. Oder man teilt seine Erinnerungen mit allen anderen über die Bildergalerie auf der Neckarsteig-Website.

So oder so bleiben sehr viele schöne Eindrücke. Zum Schluss noch eine Empfehlung: Machen Sie den Neckarsteig noch einmal zu einer anderen Jahreszeit. Sie werden feststellen, dass sich der Steig mit einem völlig neuen Gesicht zeigt.