Wanderwege - Teil 4

Wir wandern entlang des Neckarsteigs

Die vierte Etappe auf dem Neckarsteig führt von Hirschhorn nach Eberbach

15.06.2020 UPDATE: 20.06.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 50 Sekunden
Erholung für Auge und Seele: Die sanften Hügel des Odenwalds. Foto: Barbara Wagner​

Der Neckarsteig ruft wieder. Heute geht es von Hirschhorn nach Eberbach. Die Etappe startet am Bahnhof – Ideal für die Anreise mit der S-Bahn. Hirschhorn liegt im südlichsten Teil von Hessen. Eine Buntsandsteinmauer umgibt die wunderschöne Altstadt. Der Neckar macht hier eine Schleife die den etwas älteren Ortsteil Ersheim einschließt. Ein kleiner Abstecher in die dortige Kapelle aus dem Jahre 773 ist empfehlenswert.

Hintergrund

Entlang des Neckarsteigs

Die letzten Wochen der Corona-Einschränkungen haben gezeigt, dass viele ihre Heimat per pedes oder mit dem Fahrrad ganz neu kennenlernen und Unbekanntes in der eigentlich bekannten Region entdecken.

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Entlang des Neckarsteigs

Die letzten Wochen der Corona-Einschränkungen haben gezeigt, dass viele ihre Heimat per pedes oder mit dem Fahrrad ganz neu kennenlernen und Unbekanntes in der eigentlich bekannten Region entdecken. Darum wollen wir in den kommenden Wochen hier im Reise-Magazin in Zusammenarbeit mit Christiane Bachert vom Neckarsteig-Büro in Mosbach den "Neckarsteig" in einer 9-teiligen Serie "erwandern" – der Qualitätswanderweg folgt dem malerischen Flusslauf auf 128 Kilometern von Heidelberg nach Bad Wimpfen.

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Die Herren von Hirschhorn errichteten im 13. Jahrhundert die Burg Hirschhorn. Das Städtchen wurde von mehreren Katastrophen heimgesucht. Ein Brand 1556 äscherte die Stadt ein, zehn Jahre später zerstörte ein Hochwasser die Stadtmauer. Nicht weniger desaströs wirkten sich die Pest, die Ausbeutung durch Lehnsherren und der Dreißigjährige Krieg aus. Das Blatt wendete sich erst, als die Staatsstraße und die Neckartalbahn Hirschhorn erschlossen. Mit dem Bau der Staustufe 1933 konnte der Ortsteil Ersheim erschlossen werden. Damit stand der Ausdehnung der Stadt nichts mehr im Wege.

Ab dem Bahnhof wandert man in Richtung Ortszentrum. In der Fußgängerzone hat man noch die Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken oder ein Eis zu essen. Sehr schön ist es auch, einfach nur am Marktplatz zu sitzen und dem Treiben zu folgen. Die Marktkirche wurde 1628/30 von Friedrich von Hirschhorn als protestantische Stadtkirche erbaut. Am ehemaligen Mitteltor führt ein Weg zur Klosterkirche hinauf. Um 1400 begannen die Hirschhorner Ritter die Karmeliterklosterkirche und das Kloster bauen zu lassen, die sie 1406 dem Orden übergaben. Als Grabeskirche des Geschlechtes wurde sie reich ausgestattet. Während der Reformation vertrieben, bestimmten die Karmeliter das religiöse Leben in Hirschhorn bis zur Aufhebung des Klosters 1803. Die Klosterkirche war dem Verfall preisgegeben, bis sie nach mühevoller Instandsetzung 1912 erneut geweiht werden konnte. Über einen Treppenweg gelangt man zur Burg, die eigentlich als Hotel betrieben wird. Aktuell ist sie wegen Umbau allerdings geschlossen. Baubeginn der Burg war um 1650. Die alte Burgkapelle mit ihren wertvollen Fresken aus dem 14. Jahrhundert, heute Trauzimmer des Standesamtes, bietet ein einmaliges Ambiente. Mit der sehr gut erhaltenen Burganlage mit dem Renaissance-Palast, der wuchtigen Schildmauer und dem Bergfried, bietet sie einen herrlichen Blick ins Neckartal.

Hintergrund

Etappe: Hirschhorn - Eberbach

Start: Hirschhorn Bahnhof

Ziel: Eberbach Altstadt/ Pulverturm

Streckenlänge: 11,5 Kilometer

Höhenmeter: 450 hoch und runter

Dauer: 4:15 h

Rastmöglichkeiten: Hirschhorn Schloss, Steinerner Tisch,

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Etappe: Hirschhorn - Eberbach

Start: Hirschhorn Bahnhof

Ziel: Eberbach Altstadt/ Pulverturm

Streckenlänge: 11,5 Kilometer

Höhenmeter: 450 hoch und runter

Dauer: 4:15 h

Rastmöglichkeiten: Hirschhorn Schloss, Steinerner Tisch, Hoppehütte, Waldklassenzimmer

Anreise: Hirschhorn (S-Bahnhofstation: Bahnhof)

Abreise: Eberbach (Bahnhof)

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Wir durchqueren die Burganlage und verlassen den Komplex durch das Tor. Auf Serpentinen folgt man dem Pfad über den felsigen Bergrücken unermüdlich bergan. Langsam wechselt der Fichten- in einen Buchenwald. Nach dem langen Anstieg sollte man eine Rast an der Hoppehütte einlegen. Von hier blickt man direkt auf die Neckarschleife.

Etwa 800 Meter weiter kann man am Steinernen Tisch eine Rast einlegen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde diese Anlage für herrschaftliche Jagdgesellschaften angelegt. Damals war der Blick auf das Schloss Hirschhorn noch frei. Folgt man der Neckarsteig-Markierung, blaues "N", umrundet man den Umlaufberg Tannenkopf und kann einen Blick auf das Eberbacher Teilort Igelsbach erhaschen. Igelsbach gehört zu zwei Bundesländern: Der südwestliche Teil zu Hessen, der nordöstliche Teil zu Baden-Württemberg.

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Ein meist trockener Bachlauf, der Gretengrund, bietet an heißen Sommertagen Schatten. Folgt man ihm bergab, erreicht man das Waldklassenzimmer. Es dient Kindergärten, Schulen und Vereinen als "Stützpunkt" für Aktionen in der Natur. Für vorbeiwandernde bleibt die Einrichtung allerdings geschlossen.

Langsam nähern wir uns wieder dem Neckartal. Vor der Bahnlinie überquert man die B 45 und folgt dem Weg bis er in einen Pfad in den Wald hinaufführt. Der Höhenweg verläuft oberhalb der Uferstraße und ermöglicht einen wunderbaren Blick auf das Tagesziel Eberbach. Die Nähe der Stadt merkt man schon bald anhand der Verkehrsgeräusche. Der Wegverlauf führt nun zu einer befahrenen Straße, die man überqueren muss. Man erreicht die Neckaranlagen, an denen Bronzeskulpturen Kulturgeschichte erzählen. Vier aufwendig gestaltete, lebensgroße Skulpturen erzählen von alten Berufen, fast vergessenen Tätigkeiten, die doch einst charakteristisch für Eberbach und die Region waren: einen "Reifschneider", eine "Rindenklopferin", eine "Treidlergruppe" und einen "Steinhauer".

Vom Neckar aus zeigt sich die dichte mittelalterliche Häuserzeile, eingerahmt von zwei der vier erhaltenen Stadttürme. Vermutlich wurde Eberbach 1227 gegründet, als König Heinrich VII. die Burg vom Wormser Bischof als Lehen empfangen hat. Eberbach wurde Reichsstadt und hatte dann verschiedene Pfandherren. Historische Gebäude, eine malerische Altstadt und mächtige Mauern verleihen dem Ort ein imposantes Aussehen. Der Neckarsteig führt mitten in die schöne Altstadt und man sollte es nicht versäumen, durch die kleinen Geschäfte zu schlendern und die netten Cafés zu besuchen. Die berühmte Viktoria-von-Eberbach-Torte der Konditorei Café Viktoria wurde 1963 per Luftpost an Queen Elisabeth geschickt. Bis heute beliefert die Konditorei Kunden in aller Welt und ist ein Besuchermagnet. Für Kinder bestens geeignet ist der Kinderspielplatz am Pulverturm. Die Eltern folgen dem Treiben vom Waldsofa aus und lassen den Wandertag Revue passieren.