Adrenalinrausch in den Drakensbergen
Mit dem Hubschrauber und am Drahtseil kann man in Lesotho ganz einfach abheben.
Von Wibke Helfrich
Brett Tungay sieht so aus, wie man sich einen Hubschrauberpiloten klischeehaft vorstellt: smarter Typ mit Sonnenbrille, braungebrannt mit breitem Grinsen. Beim Blick auf seine Füße verwässert sich dieses Bild allerdings ein wenig. Seine Sicherheitsschuhe? Flip-Flops. "Kein Problem", wischt er unsere Bedenken beiseite.
Zugegeben, Hubschrauberfliegen ist mehr Hand- als Fußarbeit. Zwei große Joysticks im Cockpit sind der beste Beweis dafür. Aber kurz nach dem Abheben können wir sowieso nicht mehr klar denken, sondern nur noch staunen. Durch das große Panoramafenster des Helikopters haben wir einen fast 360-Grad-Rundumblick auf die zackigen Felsformationen der Drakensberge in Lesotho.
Brett erzählt uns, dass sie ihren Namen erhielten, als die ersten Siedler in diese Gegend kamen und sich über den Bergen Wolken bildeten, die wie Drachen aussahen. Auf Zulu heißen die bis zu 3000 Meter hohen, markanten Berge uKhahlamba ("Barriere aus Speeren”), sie sind die mächtigste Erhebung Südafrikas und ihre einzigartige Schönheit, Pflanzenvielfalt und vor allem die mehr als 35.000 Felsmalereien haben die Region in der Provinz KwaZulu-Natal zum Unesco-Weltkulturerbe gemacht.
Hintergrund
Infos:
Anreise: Die Drakensberge sind am besten über den Flughafen Durban zu erreichen. Flüge mit Umsteigen in Johannesburg gibt es ab 900 Euro.
Übernachten: Die Montusi Mountain Lodge liegt inmitten der
Infos:
Anreise: Die Drakensberge sind am besten über den Flughafen Durban zu erreichen. Flüge mit Umsteigen in Johannesburg gibt es ab 900 Euro.
Übernachten: Die Montusi Mountain Lodge liegt inmitten der Drakensberge. Die Chalets haben einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge. Wanderungen können direkt von der Lodge aus unternommen werden. Übernachtung ab 220 Euro: www.montusi.co.za.
Das Dragon Peaks Mountain Resort liegt auf einem Staudamm im Champagne Valley und bietet eine große Auswahl an Unterkünften von Zelten bis hin zu Apartments für zwölf Personen. Übernachtung ab 40 Euro: www.dragonpeaks.com.
Unternehmungen: Canopy-Touren gibt es mittlerweile an sieben Standorten in Südafrika. Sie kosten 40 Euro für Erwachsene und 35 Euro für Kinder: www.canopytour.co.za/locations/drakensberg
Bergflying bietet ab 85 Euro verschiedene Pakete für Hubschrauberrundflüge über die Drakensberge an: www.bergflying.co.za
Weitere Infos: https://www.southafrica.net/de/de/travel
Einige dieser Malereien der San, auch Buschmänner genannt, hatten wir am frühen Morgen bei unserem Spaziergang zur "Bushman Cave" gesehen. Die San gelten als die ältesten Nachfahren des sogenannten Homo sapiens. Schon vor Jahrtausenden lebten sie im südlichen Afrika. Noch vor Sonnenaufgang waren wir direkt von unserer Lodge auf einen Hügel gestiegen.
Die Landschaft war in ein unwirkliches Licht getaucht: Wir wanderten durch das von der Sonne bereits gelb angeleuchtete Gras, während die noch im Schatten liegenden Steilwände der Berge blau schimmerten. Vorbei an einem See ging es weiter hinauf zur Höhle. Nach der Hitze der aufgehenden Sonne war es hier angenehm kühl.
Kein Wunder, dass dieser Ort seit Jahrtausenden ein wichtiger Ort für die San ist. An den Felswänden entdecken wir Zeichnungen von Antilopen. Doch für uns heißt es wieder raus in die Sonne und hoch auf den Berg. Unser erstes Abenteuer an diesem Tag ist die Besteigung des 1600 Meter hohen Montusi.
Steile Felswände, Wasserfälle, Flusstäler, uralte Wälder, enge Schluchten und hohe Berge sind der perfekte Outdoor-Spielplatz für Adrenalinjunkies: Hier kann man wandern, reiten, klettern oder bei einer Canopy-Tour durch die Baumkronen "rutschen".
Und wie unser Helikopterflug ist auch die Canopy-Tour zum "Abheben". Nachdem wir mit Klettergurt und Helm ausgestattet wurden, geht es über Holzstege in die Baumkronen. Wir sind dicht unter den höchsten Ästen der uralten einheimischen Bäume, die hier wachsen.
Kap-Esche, Kap-Kastanie und fast 50 Meter hohe Yellowwood-Bäume. So zwischen den Blättern empfinden wir die Höhe als angenehm. Doch schon bei der ersten Seilrutsche sieht es anders aus. Die höchste führt 115 Meter in die Tiefe.
Unser erster Guide Garreth rutscht schon mal rüber, um uns dann auf der anderen Seite in Empfang zu nehmen. Thomas unser zweiter Guide hängt uns fachmännisch in die Drahtseile ein und wiederholt mit uns die Sicherheitsunterweisung, die er uns bereits zu Beginn der Tour gegeben hat: Beide Hände unter den Karabiner und nicht das Drahtseil berühren.
Wir schlucken alle einmal kräftig und rutschen dann nacheinander los. Am Anfang beschleunigt die Seilbahn, und die Baumwipfel und weiter oben die Berggipfel zischen an uns vorbei. Doch gegen Ende wird es langsamer und wir landen wunderbar sanft auf der nächsten Plattform, wo uns Garreth in Empfang nimmt.
Inzwischen sind wir auch mit dem Hubschrauber auf einem Hochplateau auf knapp 2200 Metern gelandet. Der Flug war gigantisch. Ganz nah flogen wir an Felsen vorbei, durch enge Täler und Schluchten. Der Flug war wie 3D-Kino. Brett Tungay macht diesen Job nicht nur zum Vergnügen. Er fliegt auch Wissenschaftler in die Berge, die zum Beispiel die Eier von bedrohten Gänse- und Bartgeiern schützen oder Nashörnern das Horn abschneiden, um sie vor Wilderern zu bewahren.
Für uns war der Flug ein reines Vergnügen – wir sind immer noch ganz aufgeregt von diesem Adrenalinkick, und während wir die herrliche Aussicht auf die umliegenden Gipfel bewundern, feuert Brett unseren südafrikanischen Adrenalinrausch mit einem Glas Sekt an.