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Gärtnerberuf bringt viel Abwechslung

Gärtner brauchen Geduld, Fingerspitzengefühl und Kreativität

16.07.2018 UPDATE: 16.07.2018 15:00 Uhr 2 Minuten, 43 Sekunden

Berlin (dpa) – Säen, pflegen, düngen – es dauert, bis eine Pflanze so weit entwickelt ist, dass sie verkauft werden kann. Somit braucht Rachel Ulrich für ihren Beruf Geduld und Fingerspitzengefühl. Die 22-Jährige hat vor kurzem ihre Gärtnerausbildung mit Fachrichtung Zierpflanzen abgeschlossen. Sie lernte und arbeitet jetzt im Schul-Umwelt-Zentrum Mitte in Berlin. Egal bei welchem Wetter - sie ist viel im Freien. "Es ist einfach toll, im Einklang mit den Jahreszeiten und der Natur etwas Eigenes zu schaffen", erzählt Ulrich.

Deutschlandweit entscheiden sich jedes Jahr rund 5200 junge Leute für eine Gärtner-Lehre. Diese können Azubis in einer von sieben Fachrichtungen beginnen, erklärt Bertram Fleischer vom Zentralverband Gartenbau (ZVG). Zur Wahl stehen Fachrichtungen wie Obst, Gemüse, Stauden, Bäume oder eben Zierpflanzen, wie bei Ulrich. Möglich sind aber auch Tätigkeiten im Garten- und Landschaftsbau sowie in Friedhofsgärtnereien.

Ihren Berufsalltag empfindet sie als abwechslungsreich. Morgens um sieben Uhr geht es los. Als Erstes heißt es: gießen, gießen und noch mal gießen. Außerdem muss sie Pflanzen ein- oder umtopfen sowie Triebe regelmäßig schneiden und stutzen, damit sie besser verästeln. Mitunter kommen auch Pflanzenschutzmittel zum Einsatz, damit Schädlinge nicht die Blätter und Blüten befallen.

Zusätzlich gehört es zu ihren Aufgaben, Balkonkästen oder Schalen zu bepflanzen. Dabei ist mitunter die eigene Kreativität gefragt – denn nicht immer haben Kunden bestimmte Wünsche und Vorstellungen. "Ein Sinn von Ästhetik sowie handwerkliches Geschick sind für den Beruf unabdingbar", sagt Fleischer. Ebenso muss man wissen, welche Pflanzen zusammenpassen.

Wer sich für eine Gärtner-Ausbildung interessiert, sollte mindestens die mittlere Reife haben und körperlich fit sein. Denn: "Manchmal ist der Alltag ganz schön anstrengend", erzählt Ulrich. Das harte Arbeiten, oft in gebückter Haltung, und das Tragen von schweren Pflanzen - all das kann einem Gärtner zusetzen. Inzwischen hilft aber auch moderne Technik bei der körperlichen Arbeit. "Deshalb lernen Gärtner nicht nur den Umgang mit Pflanzen, sondern auch die Bedienung von Computern und speziellen Maschinen", erklärt Fleischer.

Die dreijährige Ausbildung findet nicht nur im Betrieb statt, sondern auch in der Berufsschule. Dort bekommen angehende Fachkräfte im ersten Jahr ein breites Wissen über Pflanzen und die Zusammensetzung von Böden vermittelt. Ab dem zweiten Jahr spezialisieren sie sich auf eine Fachrichtung. Auf dem Stundenplan steht aber auch, wie man Kunden berät oder Pflanzen erfolgreich vermarktet.

Der Gärtnerberuf sei erfüllend, "der Nachteil ist die vergleichsweise schlechte Bezahlung", sagt Ulrich. Nach ZVG-Angaben liegt die Ausbildungsvergütung zwischen rund 500 Euro im ersten und 925 Euro im dritten Ausbildungsjahr - Schwankungen sind möglich je nach Fachsparte, Art des Ausbildungsbetriebs, Tarifvertrag und Bundesland. "Von dem Geld kann man kaum finanziell auf eigenen Beinen stehen", sagt Ulrich.

Der Bruttolohn für ausgelernte Fachkräfte kann nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit zwischen etwas mehr als 14 Euro und rund 16 Euro pro Stunde liegen. Bei einer 40-Stunden-Woche ergibt dies einen Verdienst zwischen rund 2360 Euro und 2620 Euro im Monat. "Die Höhe des Verdiensts wird aber von Faktoren wie Standort und Firmengröße beeinflusst", erklärt Fleischer.

Nach der Ausbildung können Gärtner je nach Fachrichtung in Gärtnereien für Zierpflanzen, Stauden oder im Obst- und Gemüseanbau sowie in Baumschulen arbeiten. Dort säen und pflegen sie Jungpflanzen, bis diese bereit für den Verkauf sind. Oder sie arbeiten im Garten- und Landschaftsbau oder auf Friedhöfen. Die Fachkräfte arbeiten zunehmend auch in der Umweltpädagogik: Viele Gärtnereien bieten speziell für Schulkinder Führungen an, um ihnen die Natur nahezubringen.

Auch in botanischen Gärten, Tierparks, Sportanlagen und bei Kommunen finden sie Arbeit. Nach einjähriger Berufserfahrung kann sich ein Gärtner fortbilden und nach zwei Jahren einen Meister machen. Auch ein Studium ist möglich - mehrere Universitäten und Fachhochschulen bieten gartenbauliche Studiengänge an. Danach kann man als Führungskraft arbeiten oder in die Forschung wechseln.

Auch Ulrich kann sich vorstellen, ein Studium aufzunehmen. Denkbar ist für sie auch, im Ausland zu arbeiten - zumindest für einige Zeit in Australien, Israel oder in Großbritannien. "London hat es mir angetan", erzählt die 22-Jährige. Dort, in Tschechien und Polen habe sie bereits Praktika in Gärtnereien absolviert. Unabhängig vom Land gefalle es ihr, durch die Straßen zu schlendern und Pflanzen zu sehen, deren Namen sie kennt. "Meine Ausbildung hat ganz klar meine Wahrnehmung erweitert", sagt sie.