Für viele Händler gibt es "wenige Lichtblicke"
Viele Gewerbetreibenden sind unzufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft, sagt Verbandsgeschäftsführer Genth.



Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes HDE
Von Gernot Heller, RNZ Berlin
Berlin. Stefan Genth ist Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes HDE.
Hat das bisherige Weihnachtsgeschäft die Stimmung im Einzelhandel aufgehellt oder verdüstert?
Vor dem Weihnachtsgeschäft war die Stimmung im Einzelhandel extrem angespannt. Die anhaltende Pandemie, die aktuelle Energiekrise und die schwache Verbraucherstimmung belasten die gesamte Branche. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen haben viele Händlerinnen und Händler große Hoffnung in das diesjährige Weihnachtsgeschäft gesetzt.
Die Erwartungen wurden bislang allerdings nicht erfüllt. Der Blick auf den Verlauf des Weihnachtsgeschäfts fällt durchwachsen aus. Nur ein Viertel der Händlerinnen und Händler ist zufrieden mit dem bisherigen Geschäftsverlauf in der Weihnachtszeit, rund die Hälfte der Handelsunternehmen ist unzufrieden. Noch läuft das Weihnachtsgeschäft nicht so gut wie erhofft, aber die traditionell umsatzstarke Zeit zwischen den Jahren könnte die gedämpfte Stimmung zum Jahresende etwas aufhellen.
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Wo lief es im Weihnachtsgeschäft bislang am besten, wo relativ schlecht?
Zufrieden zeigen sich insbesondere Händlerinnen und Händler in den Bereichen Lebensmittel, Bekleidung und Sport sowie größere Handelsunternehmen. In die positive Entwicklung des Weihnachtsgeschäfts im Bekleidungshandel spielten die niedrigen Temperaturen hinein, die viele Menschen zum Kauf warmer Winterbekleidung in die Geschäfte geholt haben. Abgesehen von den wenigen Lichtblicken in einzelnen Branchen fehlt es dem Weihnachtsgeschäft bislang an Höhepunkten. Die letzten Monate des Jahres stehen ganz klar unter dem Eindruck der Krisen und das bekommt der Einzelhandel zu spüren.
Die Insolvenzwelle im Handel läuft. Wird die Welle noch anwachsen?
Schon in der Zeit pandemiebedingter Lockdowns wurde deutlich, dass der Einzelhandel leise stirbt. Gerade in den Innenstädten mussten in den vergangenen Jahren viele Händlerinnen und Händler ihr Geschäft aufgeben, weil sie ihre Rücklagen während der Krise aufgebraucht haben. Seit 2019 ist die Zahl der Geschäfte um 41.000 zurückgegangen. Das hinterlässt Spuren an allen Handelsstandorten. Und mit Blick auf die aktuelle Energiekrise und die hohe Kostenbelastung bleiben die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel schwierig.
Wie wird das Geschäftsjahr schließen, wie sieht es für das nächste Jahr aus?
Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Einzelhandel das Gesamtjahr 2022 mit einem leichten Umsatzminus von 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr abschließen wird und dass sich die Umsätze im Online-Handel normalisieren. Wie sich die Lage der Branche dann in den nächsten Wochen und Monaten entwickeln wird, hängt maßgeblich vom weiteren Verlauf der Krisen ab. Die Auswirkungen der Energiekrise werden uns in das nächste Jahr hinein begleiten.
Hat die Ampel-Regierung genug getan für den Einzelhandel in Zeiten einer Mega-Inflation mit einem massiven Energiepreisanstieg?
Mit den beschlossenen Entlastungsmaßnahmen ist die Bundesregierung auf dem richtigen Weg. Denn es sind die hohen Energiekosten, die seit Monaten eine enorme Belastung für Händlerinnen und Händler darstellen und das gleich dreifach. Die Handelsunternehmen sehen sich mit hohen Energiekosten für den Betrieb des eigenen Geschäfts konfrontiert, während auch die Kosten entlang der Lieferkette steigen und die Verbraucherstimmung unter der Kostenentwicklung leidet.
Daher ist die Einführung der Energiepreisbremsen ein wichtiges Signal für Unternehmen und Verbraucher. Ein Problem bleibt jedoch der im EU-Beihilferahmen festgelegte Referenzzeitraum 2021. Die Werte aus dem vergangenen Jahr sind überhaupt nicht repräsentativ, da viele Handelsunternehmen zu dieser Zeit vom Lockdown betroffen waren. Hier braucht es eine Klarstellung, um Händlerinnen und Händler auch wirklich durch die Preisbremsen zu entlasten.