Heidelberger Druckmaschinen künftig nur noch mit zwei Vorständen
Aufsichtsrat und Vorstand beschlossen "weitere Verschlankung der Führungsstruktur" - Die Gewerkschaft begrüßt Entscheidung

Von Barbara Klauß
Wiesloch. Heidelberger Druckmaschinen verkleinert erneut seinen Vorstand – von drei auf zwei Mitglieder, wie der Druckmaschinenhersteller am Dienstag mitteilte. Aufsichtsrat und Vorstand hätten eine "weitere Verschlankung der Führungsstruktur" beschlossen, hieß es. An der Spitze stehen künftig nur noch der Vorstandsvorsitzende Rainer Hundsdörfer und Finanzchef Marcus Wassenberg. Ulrich Hermann, derzeit zuständig für die Bereiche Vertrieb und Digitalisierung, werde das Unternehmen zum Ende des laufenden Geschäftsjahres im beiderseitigen Einvernehmen verlassen, hieß es in der Mitteilung.
Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Heidelberg, Mirko Geiger, begrüßte diesen Schritt ausdrücklich. "Damit beginnt das Unternehmen endlich am richtigen Ende mit der Verschlankung", erklärte er.
Im Gegenzug zur Verkleinerung des Vorstands will das Unternehmen die Ebene darunter stärken, indem es ein so genanntes Executive Committee einrichtet, das direkt an den Vorstand angebunden sein soll. Ihm gehören laut einem Brief von Hundsdörfer und Wassenberg an die Mitarbeiter Vertreter aus sieben Bereichen – wie neue Geschäftsmodelle, Controlling oder Produktion – an. Sie sollen das operative Geschäft von der Entwicklung bis zum Vertrieb gemeinsam verantworten. Ziel sei es, kürzere Entscheidungswege und eine einheitliche Umsetzung zu erreichen, heißt es in dem Brief. "Eindeutige Richtungsentscheidungen sind zwingende Voraussetzung für unseren Erfolg. Hier wollen wir in Zukunft besser sein und alle an einem Strang ziehen." Künftig sollen "Vorstand und Executive Committee in enger Abstimmung als Entscheidungsteam dafür sorgen, dass Projekte und Strategien unmissverständlich beschlossen und mit Nachdruck umgesetzt werden".
"Mit der Zusammenführung unserer Vorstandsbereiche und der Einrichtung eines Executive Committees sollen unsere internen Prozesse noch effizienter werden, so dass wir die laufende Neuausrichtung von Heidelberger Druckmaschinen mit noch mehr Schlagkraft vorantreiben können", sagte Vorstandschef Hundsdörfer laut offizieller Mitteilung.
Ulrich Hermann habe in den vergangenen drei Jahren mit innovativen Impulsen die Weiterentwicklung des Unternehmens gestaltet – mit der erfolgreichen Einführung digitaler Geschäftsmodelle, dem Subskriptionsgeschäft sowie der Gründung der Heidelberg Digital Unit, erklärte Aufsichtsratschef Martin Sonnenschein. "Die weitere Umsetzung kann nach seiner strategischen Konzeption sowie unternehmerischen Aufbauarbeit jetzt durch das operative Management erfolgen."
Anfang November erst hatte Heidelberger Druckmaschinen bekannt gegeben, den Vorstand von vier auf drei Mitglieder verkleinern zu wollen. Technik-Chef Stephan Plenz werde seinen bis Juli 2020 laufenden Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen nicht verlängern, hieß es damals. Der Posten werde nicht nachbesetzt.
Ziel der erneuten Verkleinerung ist es, die Profitabilität des Unternehmens "zügig und nachhaltig" zu verbessern, wie es im Brief an die Mitarbeiter heißt. "Daran werden alle Aktivitäten und Projekte gemessen, vom Produkt bis zum Serviceauftrag. Wir werden alle nicht wertstiftenden Aktivitäten einstellen und die Komplexität unseres Unternehmens verringern."
Der traditionsreiche Druckmaschinenbauer, der im Stammwerk in Wiesloch rund 5000 Mitarbeiter beschäftigt, steckt mitten in der Transformation zum digitalen Unternehmen. Zudem macht dem Unternehmen eigenen Angaben zufolge die konjunkturelle Abkühlung zu schaffen. Im Januar musste der S-Dax-Konzern seine Ziele für das laufende Geschäftsjahr zum zweiten Mal nach unten korrigieren. Vorstandschef Hundsdörfer beteuerte immer wieder, dass man "mit Hochdruck" an einem Maßnahmenpaket arbeite, um das Unternehmen wieder profitabel zu machen. Dazu sollen unter anderem Partner gesucht, Prozesse und Strukturen effizienter gestaltet und Randaktivitäten verkauft werden.
"Das Management arbeitet sehr ernsthaft an diesem Thema", sagt Gewerkschafter Geiger. Im März werde man sich die Vorschläge des Vorstands, wie er das Unternehmen nun aufstellen will, genau ansehen. Arbeitnehmervertreter hatten immer wieder klar gemacht, dass weitere Maßnahmen nicht zulasten der Belegschaft gehen dürften.
"Die Aufgaben, die vor uns liegen, sind umfangreich und werden konsequente Entscheidungen erfordern", erklärten Hundsdörfer und Wassenberg den Mitarbeitern in ihrem Brief. "Nur so werden wir Heidelberg zukunftssicher aufstellen und wieder zurück in die Erfolgsspur bringen."