Bosch setzt auf Heidelberger Aleph Alpha
Der Automobilzulieferer will bis zum Jahresende für die eigene Belegschaft das KI-Sprachmodell "BoschGPT" einführen.

Von Matthias Kros
Stuttgart/Heidelberg. Der Stuttgarter Bosch-Konzern, weltweit größter Automobilzulieferer, entwickelt für seine Beschäftigten ein eigenes, auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierendes Sprachmodell. "Wir werden spätestens bis zum Jahresende ein eigenes BoschGPT am Start haben und es für alle Mitarbeiter freischalten", sagte Digital-Geschäftsführerin Tanja Rückert dem "Handelsblatt".
Die Technologie dafür soll von dem Heidelberger Start-up Aleph Alpha stammen, das als große europäische Hoffnung im Bereich KI gilt. "Wir arbeiten in Deutschland mit Aleph Alpha zusammen und passen deren Technologie an unsere Bedürfnisse an", sagte Rückert. Parallel schaue man sich aber auch andere Lösungen an.
BoschGPT solle menschliche Sprache verstehen und selbst Text generieren können, erklärte eine Konzernsprecherin am Freitag auf Anfrage. Die Beschäftigten könnten dann mit dem Sprachmodell so sprechen und schreiben wie mit einem anderen Menschen. Als Beispiel nannte die Sprecherin die unternehmenseigene Datenbank, die bislang Einträge nach Suchbegriffen speichere. Um bestimmte Informationen zu finden, müssten die Bosch-Beschäftigten also möglichst genau wissen, wonach sie suchen.
Je ungenauer das gesuchte Schlagwort, desto weniger treffend das Suchergebnis und umgekehrt. Eine auf KI basierende Lösung würde viel schneller und vor allem umfangreicher suchen – und finden, so die Sprecherin. Im Unternehmen bestehendes Wissen wäre so leichter und zugleich umfassender zugänglich und nutzbar. "Generative KI wird die Industrie verändern, ähnlich wie bei der Erfindung des Computers", sagte Rückert. Dieses Potenzial wolle Bosch für seine Kunden und Mitarbeiter "unbedingt" nutzen. Mehr Effizienz erwarte man von der KI vor allem für die immer wichtiger werdende Softwareentwicklung.
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Boschs Technologiepartner Aleph Alpha wurde im Jahr 2019 von Jonas Andrulis in Heidelberg gegründet. Das Unternehmen hat ein Sprachmodell namens "Luminous" entwickelt, das in der Lage ist, auf dem Niveau von Menschen mit Texten umzugehen, Fragen zu beantworten, Artikel zusammenzufassen und Präsentationen zu erstellen. Fachleute bezeichnen diese Technologie als Generative KI. Dabei unterscheidet sich "Luminous" Aleph Alpha zufolge von dem bekannteren Sprachmodell ChatGPT des US-Anbieters Open AI dadurch, dass für den Anwender nachvollziehbar ist, woher die Informationen der KI stammen.
Zudem richtet sich das Sprachmodell der Heidelberger – anders als ChatGPT – nicht an Privatleute, sondern an Unternehmen und Verwaltungen. So arbeitet mit Aleph Alpha etwa der Softwarekonzern SAP zusammen, der sich darüber hinaus finanziell an dem Start-up beteiligt hat. Zudem kooperiert der KI-Spezialist mit der Stadtverwaltung Heidelberg, wo seit einigen Monaten im Kundenbereich ein Modellversuch für den Einsatz des Sprachassistenzsystems "Lumi" läuft.
Ziel der inhaltlichen Zusammenarbeit mit Aleph Alpha werde es sein, gemeinsam Anwendungsfälle, sowohl für die eigenen Beschäftigten als auch für die Kunden zu finden, sagte die Bosch-Unternehmenssprecherin. Dabei werde man auf die "spezifischen Stärken" von Aleph Alpha setzen, die Kooperation sei langfristig angelegt. Die Lösung von Aleph Alpha lasse sich auch in den Bosch-eigenen Rechenzentren betreiben, was eine erhöhte Sicherheit für vertrauliche Daten biete und ermögliche, die Modelle noch besser auf bestimmte Anwendungsfälle auszurichten.
Bosch bezeichnet sich selbst als "international führendes Technologie- und Dienstleistungsunternehmen" mit weltweit rund 421.000 Beschäftigten. Das Unternehmen erwirtschaftete den Angaben zufolge im Geschäftsjahr 2022 einen Umsatz von 88,2 Milliarden Euro.