Marguerre plant Übernahme der Heidelberger SNP
Der Unternehmer macht den Aktionären ein Angebot.

Von Matthias Kros
Heidelberg. Der Heidelberger Unternehmer Wolfgang Marguerre will das Sagen bei dem Softwarespezialisten SNP übernehmen. Dazu hat der Schweizer Pharmakonzern Octapharma AG, dessen Eigentümer Marguerre ist, den SNP-Aktionären ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot gemacht. Ziel sei es, "sämtliche auf den Inhaber lautende Stückaktien der SNP im Wege des Übernahmeangebots zu erwerben", teilte Octapharma am Dienstag mit. Die Schweizer sind bereit, 33,50 Euro je Aktie zu bezahlen. Der Kurs der Papiere sprang am Mittwoch nach Bekanntgabe der Offerte um rund zehn Prozent nach oben und schloss bei gut 34 Euro, also etwas oberhalb des Gebots von Octapharma.
Marguerre ist mit einem Anteil von knapp 29 Prozent schon heute größter Aktionär der Heidelberger SNP, die in der Stadt unter anderem als Namenssponsor der Großsporthalle "SNP dome" bekannt ist. Dieses Aktienpaket plant Marguerre ebenfalls an Octapharma zu übertragen. Das Unternehmen mit Sitz in Lachen gehört zu den weltgrößten Produzenten von Medizinprodukten auf der Basis von menschlichem Blutplasma.
Einen ersten Erfolg bei ihrem Ansinnen konnten die Schweizer bereits erzielen. So hat die Octapharma AG den Angaben zufolge am Mittwoch mit einem von der britischen Investmentgesellschaft Petrus Advisers kontrolliertem Fonds eine Vereinbarung über den Erwerb von rund 9,4 Prozent der ausstehenden SNP-Aktien getroffen. Der Vollzug bedürfe lediglich der Freigabe der zuständigen Kartellbehörden, hieß es.
Nach der Umsetzung der Vereinbarung würden Marguerre und die Octapharma AG insgesamt rund 38,22 Prozent der SNP-Aktien halten. Da damit die Marke von 30 Prozent überschritten wird, mussten beide auch von Gesetzes wegen den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten.
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Marguerre und die Octapharma AG betonen in der Mitteilung, dass sie mit der Übernahme nichts Schlechtes im Schilde führten. Ziel sei es, den Unternehmenserfolg der SNP nachhaltig zu fördern. Dazu werde man in der kommenden Hauptversammlung am 23. Mai beantragen, den bisherigen Verwaltungsrat aufzulösen und durch das in Deutschland üblichere dualistische Leitungssystem mit Vorstand und Aufsichtsrat ersetzen. Diesen Plan hatte Marguerre auch schon in der Einladung zur Hauptversammlung angekündigt. Man wolle die Voraussetzungen dafür schaffen, dass das Management um den CEO Jens Amail, sich den Unternehmenszielen als Vorstand mit ganzer Kraft widmen könne – eigenverantwortlich und in klarer Kompetenzabgrenzung zum Aufsichtsrat als Kontrollorgan.
Die SNP sei bestens aufgestellt und bewege sich in einem dynamischen Marktumfeld, das ihr herausragende Geschäftschancen biete. Das derzeitige Leitungssystem, in dem nicht operativ tätige und mit den tagtäglichen Anforderungen der Unternehmensführung nicht vertraute Verwaltungsräte die Leitungsmacht als Nebentätigkeit innehätten, diene dem Unternehmenserfolg gerade nicht, findet Marguerre. Allerdings hatte der Verwaltungsrat diesen Vorschlag bisher abgelehnt und den Aktionären ausdrücklich empfohlen, dagegen zu stimmen. Bei der Hauptversammlung dürfte es also einigen Diskussionsbedarf geben.
CEO Amail gab sich am Mittwoch in einer ersten Reaktion zurückhaltend: "Wir freuen uns grundsätzlich über das Vertrauen, das unser größter Aktionär der Belegschaft und der Geschäftsleitung in der Pressemitteilung zum Ausbau seines Engagements bei SNP ausspricht", sagte er. "Eine detaillierte inhaltliche Äußerung kann aber erst im Rahmen der offiziellen Stellungnahme des Verwaltungsrats zum Übernahmeangebot nach Vorliegen der Angebotsunterlage veröffentlicht werden."