Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Unbekannte Hacker haben bei einer Cyber-Attacke auf die Württembergischen Staatstheater Stuttgart offenbar mehrere Tausend Euro erbeutet. Hochrangige Quellen in Sicherheits- und Regierungskreisen bestätigten übereinstimmend entsprechende Recherchen unserer Stuttgarter Redaktion.
Offenbar infizierten die Angreifer das IT-System des Hauses mit einem Verschlüsselungstrojaner und stellten Geldforderungen. Die Staatstheater beauftragten eine Spezialfirma und schalteten auch die Polizei ein. Nach Zahlung des Lösegeldes sei die Technik wieder entsperrt worden. Angeblich sind rund 15.000 Euro geflossen.
Alle offiziell mit der Angelegenheit befassten Stellen fahren eine äußerst zurückhaltende Informationspolitik, um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden und um Nachahmungstäter nicht zusätzlich zu inspirieren. Nach Informationen dieser Zeitung ermitteln die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Landeskriminalamt (LKA) in der Sache. Sprecher beider Behörden wollten in den vergangenen Tagen keine Stellungnahme zur Sache abgeben. Ein Mitarbeiter der LKA-Pressestelle verwies in diesem Zusammenhang auf die Staatsanwaltschaft.
Die Staatstheater werden als Landesbetrieb geführt, von Stadt und Land finanziert und fallen in die Zuständigkeit von Theresia Bauer (Grüne), Baden-Württembergs Ministerin für Wissenschaft und Kunst (MWK). Auch hängen die Staatstheater am Wissenschaftsnetz des Landes "BelWü". Bauers Sprecherin ließ Fragen zur Erpressung und zu Details des Vorgangs gestern unbeantwortet und betonte: "Da es sich um laufende staatsanwaltschaftliche Ermittlungen handelt, kann das MWK über die bereits erteilten Auskünfte hinaus keine weiteren Auskünfte geben."
Bestätigt hatte die Sprecherin zuvor, dass die IT der Staatstheater ab Donnerstag (28. März) "von einer Schadsoftware betroffen" war. Der Online-Ticketverkauf und die Kommunikation per E-Mail seien beeinträchtigt gewesen. Es habe fünf Tage gedauert, bis die Störung "behoben werden konnte". Inzwischen sei das elektronische Ticketsystem wieder voll funktionsfähig, auch die Kommunikation per E-Mail laufe wieder reibungslos. Die entstandenen Kosten könnten "noch nicht beziffert werden". Es seien von den Angreifern keine Daten abgegriffen worden. Die Staatstheater hätten "Spezialisten beauftragt und auch die Polizei eingeschaltet". Das betonte auch ein Sprecher der Staatstheater: Er legte überdies Wert auf die Feststellung, dass keine Daten von Kunden und Gästen von der Attacke betroffen gewesen seien.
Eine Sprecherin von Landes-Innenminister Thomas Strobl (CDU) erklärte, ihr Haus sei über mehrere Beamte "sowie über die polizeiliche Beteiligung des Landeskriminalamts" eingebunden. Näheres wollte auch sie unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen.