Radschnellweg Heilbronn-Bad Wimpfen

Wenn es auf dem Fahrrad am Stau vorbei geht

Mehr Pendler sollen aufs Rad - Stadt prüft zusätzlich West-Ost-Route

10.07.2018 UPDATE: 18.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Bis zur Mittagszeit passieren knapp 1000 Fahrradfahrer die Messstation am Neckar. Mithilfe von Radschnellwegen sollen noch weitaus mehr Menschen beim Pendeln auf den Drahtesel anstatt des Autos zurückgreifen. Foto: Armin Guzy

Von Falk-Stéphane Dezort

Heilbronn. Sich auf das Fahrrad schwingen und fernab von Autos, Stau und Abgasen entspannt auf breiten, ausgebauten Straßen und Wegen zwischen Heilbronn, Neckarsulm und Bad Wimpfen pendeln, wird Wirklichkeit. Wie das Verkehrsministerium Baden-Württemberg auf der Verkehrskonferenz Radschnellverbindungen mitteilte, soll auf dieser Strecke eines von drei Pilotprojekten realisiert werden.

"In Zukunft wird es möglich sein, dass Pendler auch längere Wege zur Arbeit mit dem Rad auf breiten, kreuzungsfreien Wegen zurücklegen können", sagte Verkehrsminister Winfried Hermann. "Auf ein solches Angebot warten viele, die gerne mit eigener Kraft am Stau vorbeifahren wollen."

Neben der Verbindung Heilbronn-Neckarsulm-Bad Wimpfen wurden auch die Strecken Heidelberg-Mannheim sowie Stuttgart-Plochingen als Leuchtturmprojekte ausgewählt. Bis 2025 sollen zehn Radschnellverbindungen entstehen.

Dabei greift das Land Vorbilder aus den Niederlanden und Dänemark sowie die Radvorrangroute der Stadt Freiburg auf. "Die Expertise hilft, die Realisierung von Radschnellwegen mit hoher Qualität voranzubringen", sagte Matthias Fest, Landesvorsitzender des Verkehrs-Club Deutschlands.

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Hintergrund

Radschnellverbindungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mindestens fünf Kilometer lang sind. Ebenso sind es interkommunale Verbindungen mit mehr als 2000 Radfahrenden pro 24 Stunden auf dem überwiegenden Teil der Strecke. Allein den Fahrradzähler am Neckar

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Radschnellverbindungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mindestens fünf Kilometer lang sind. Ebenso sind es interkommunale Verbindungen mit mehr als 2000 Radfahrenden pro 24 Stunden auf dem überwiegenden Teil der Strecke. Allein den Fahrradzähler am Neckar in Heilbronn passieren täglich im Schnitt mehrere hundert Radler.

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Doch bis zur Umsetzung wird noch viel Wasser den Neckar herunterfließen. Momentan erarbeit das Regierungspräsidium Stuttgart den Vorentwurf. Erst auf Grundlage dessen kann laut Verkehrsministerium ein Realisierungszeitraum genannt werden. Ebenso unklar sind die Kosten. Julia Pieper, Pressesprecherin des Ministeriums, rechnet mit rund 0,7 bis einer Millionen Euro Investitionsvolumen pro Kilometer.

Als Bauträger will das Land in Erscheinung treten. Bei konventionellen Radwegen wechselt die Zuständigkeit für Bau und Verwaltung zwischen Kommune, Bund und Land. Dies hat eine uneinheitliche Qualität der Wege zufolge.

Damit das Land die Verbindungen in alleiniger Verantwortung bauen darf, bedarf es allerdings einer Änderung des Straßengesetzes. So sollen Radschnellwege mit viel Potenzial und überregionaler Verbindungsfunktion ähnlich wie Landesstraßen betrieben und gebaut werden.

Die Novelle sieht aber auch vor, dass Kommunen mit mehr als 30.000 Einwohnern die Baulast in der Ortsdurchfahrt selbst tragen. Bei der geplanten Verbindung wäre Heilbronn davon betroffen. "Es ist aktuell noch offen, inwieweit eine Führung des Radschnellwegs innerhalb der Ortsdurchfahrt überhaupt erfolgen wird", sagte Pieper auf RNZ-Nachfrage.

Im Rahmen einer vorgezogenen Machbarkeitsstudie haben sich zwei Varianten ergeben: eine westliche Trasse "Neckar" (entlang des Neckars bzw. des Neckarkanals) sowie eine östliche Trasse "B27" (entlang der Bundesstraße B27/Kreisstraße K2000).

Die westliche Trasse "Neckar" orientiert sich im Wesentlichen am Verlauf des Neckartalradweges. Die östliche Trasse "B27" führt über längere Streckenabschnitte durch die Ortslagen von Neckarsulm und Heilbronn.

Doch die Nord-Süd-Verbindung - wie sie das Land vorsieht - ist noch nicht genug. Heilbronn möchte die Trasse im Süden bis nach Lauffen und im Norden bis nach Offenau erweitern.

Darüber hinaus lässt die Stadt momentan eine eigene Machbarkeitsstudie, die vom Land mit 80 Prozent gefördert wird, durchführen. Hierbei hat die Stadt eine West-Ost-Route von Schwaigern über Heilbronn und Weinsberg nach Ellhofen im Blick. Ein Abzweig nach Neckarsulm ist auch Bestandteil der Planung.

"Wir wollen mehr Pendler auf das Fahrrad bekommen. Wir sehen viel Potenzial", betonte Janine Schubert vom Amt für Straßenwesen. Die Studie soll zum Jahresende abgeschlossen werden.

Hierbei werden mögliche Korridore untersucht, verschiedene Strecken abgefahren und eine Vorzugsvariante erstellt. "Die Wege müssen mindestens vier Meter breit sein. Gerade im Stadtgebiet ist das nur begrenzt möglich. Ebenso sollen die Radfahrer an Ampeln möglichst Vorrang haben und es darf nur wenig Steigung geben", sagte Schubert.

Erst nach Abschluss der Studie wisse man, wo die Umsetzung funktioniert und wie hoch die Kosten sind. Die erste kommunale Pilotstrecke von Böblingen nach Stuttgart wird vom Land mit Sondermitteln gefördert. Radschnellwege und weniger Autoverkehr könnten dabei helfen, die gesetzten Klimaziele zu erreichen.

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