Heilbronner Neckarbogen: 55 Interessenten für 20 Flächen
Insgesamt 90 Entwürfe für den neuen Stadtteil wurden eingereicht - Architekten kritisieren Auswahlverfahren und -kriterien

Konzepte für die Bebauung des Neckarbogens haben jetzt nach Ende der Frist 55 Investoren eingereicht. Foto: privat
(bfk) Das Investorenauswahlverfahren für die Grundstücke im neuen Stadtquartier Neckarbogen ist außerordentlich erfolgreich verlaufen. Für die 20 zur Verfügung stehenden Flächen zwischen Stadtsee und Neckarpark auf dem Gelände der Bundesgartenschau 2019 haben bis zur Abgabefrist am Montagmittag 55 Investoren und private Baugruppen ihre Arbeiten bei der Buga GmbH abgegeben. Insgesamt sind es 90 Entwürfe. Wie viele davon von Investoren, Baugruppen oder privaten Bauherren kommen, konnte noch nicht ermittelt werden. Die Sichtung und Prüfung der vorliegenden Entwürfe erfolgt bei der Buga GmbH, die vom Gemeinderat mit der Realisierung des neuen Stadtquartiers Neckarbogen beauftragt wurde. Am Ende werden 20 von ihnen den Zuschlag der Stadt erhalten, auch damit der erste der drei Bauabschnitten als integraler Bestandteil der Buga (Titel "Stadtausstellung Neckarbogen") bereits bezogen ist, wenn am 17. April 2019 die Buga eröffnet wird. Im nächsten Frühjahr soll mit der Bautätigkeit begonnen werden.
Hintergrund
Der Gemeinderat hat die Grundstückspreise für den Stadtteil Neckarbogen um 15 Prozent über den bisherigen Ansatz erhöht. Der Quadratmeter wird zwischen 530 und 640 Euro kosten. für Bauvorhaben mit sozialrelevanter Nutzung sind es durchschnittlich 100 Euro weniger. Werden alle
Der Gemeinderat hat die Grundstückspreise für den Stadtteil Neckarbogen um 15 Prozent über den bisherigen Ansatz erhöht. Der Quadratmeter wird zwischen 530 und 640 Euro kosten. für Bauvorhaben mit sozialrelevanter Nutzung sind es durchschnittlich 100 Euro weniger. Werden alle Grundstücke zu den vorgesehen Preisen verkauft, hat die Stadt zehn Millionen Euro mehr in der Kasse. Verkaufsstart ist im Dezember 2015.
Freude über die große Resonanz herrscht im Rathaus und bei der Buga GmbH. OB Harry Mergel sagt: "Ich freue mich, dass wir bei der Auswahl die Qual der Wahl haben werden und bin sicher, dass wir hohe städtebauliche Qualität für unsere Stadtausstellung erhalten werden".
Eher Kritik und Frust herrscht dagegen bei Teilen der Heilbronner Architektenschaft - und das zu zwei Punkten. Basis der Bewerbungen um eines der begehrten Grundstücke war ein Gestaltungshandbuch, ausgearbeitet u.a. vom Städtischen Bauamt, in dem nicht nur die Qualitätsstandards festgelegt wurden, sondern auch - um eine möglichst große Vielfalt zu erzielen - dass ein Architekt maximal zwei Projekte planen darf, eine Beschränkung, die so nicht für Investoren gilt. Das käme einem Berufsverbot gleich, hieß es.
Kritik entzündete sich auch daran, dass sich der Gemeinderat die Oberhoheit in den Entscheidungs- bzw. Vergabeprozessen mit Mehrheiten zu seinen Gunsten in den zuständigen Gremien sicherte. Mitte Juli wird sich ein 13-köpfiges Bewertungsgremium mit diesen Vorschlägen beschäftigen. Ihm gehören neben OB Mergel und Baubürgermeister Wilfried Hajek sechs Gemeinderäte sowie fünf Architekten als Fachgutachter an. An dieser "Zahlenkombination" entzündet sich der Ärger der Architekten. Wilhelm Speitelsbach, Vorsitzender der Kammergruppe Heilbronn, bemängelt das Fehlen externer Kräfte, die einen "Blick von außen" eingebracht hätten.
Sein Amtsvorgänger Adolf Herzog wird noch konkreter. Er wirft nicht nur seinen Kollegen mangelnden Mut vor, sondern auch dem Gemeinderat: "Sind die Gemeinderäte jetzt die neuen Stadtplaner und Architekten? Wir müssen die kulturelle Komplexität unserer Stadt verstehen und an die an der Gestaltung des Neckarbogens Mitwirkenden die höchsten Anforderungen stellen. Wenn es nur nach den Investoren geht, dann könnten wir ganz Heilbronn mit Penthäusern zubauen." Die Stadt hatte von Anfang an betont, bei der Auswahl der künftigen Bauherren komme es vorrangig auf städtebauliche und architektonische Aspekte und die Berücksichtigung neuer Technologien an sowie "auf Nutzungskonzepte, die möglichst vielfältig sind und eine ausgewogene soziale Mischung gewährleisten", denn "Qualität ist für und das A und O bei der Stadtausstellung", wie Faas betont.



