Heilbronn: Gemeinderat stutzt Pläne für Neckarbogen

Große Visionen sind nicht mehr gefragt - Am Ende wird es ein ganz normaler Stadtteil werden 

13.03.2015 UPDATE: 14.03.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Als es nun im Gemeinderat um die konkreten Richtlinien für die Bebauung ging, spielten die bisherigen Visionen und ästhetischen Vorstellungen zur Gestaltung des Neckarbogens kaum noch eine Rolle. Foto: Buga

Von Brigitte Fritz-Kador

Zwei Stunden diskutierte der Heilbronner Gemeinderat, danach sagte OB Harry Mergel (SPD): "Der 10. März 2015 ist der Tag, an dem wir die programmatischen Grundlagen für die Zukunft von Buga und Neckarbogen geschaffen haben, es war ein guter Tag."

Ob man das in der Bauverwaltung und in der Geschäftsführung der Buga genauso sieht, war nicht auszumachen. Und ob sich künftige Investoren auf ihren Einstieg in das Geschäftsfeld "Neckarbogen" uneingeschränkt freuen können, ist ebenfalls offen. Sie werden ihre Kostenrechnung für die Bebauung nicht mit teuren Penthäusern aufpolieren können, zudem beschloss der Gemeinderat eine 15-prozentige Anhebung der Grundstückspreise.

Bestimmendes Thema war das längst überfällige "Gestaltungshandbuch", das die Richtlinien für die künftige Bebauung formuliert. Eine "Offenbarung" war es für die wenigsten, auch nicht bei der Vermeidung von Bausünden.

Spätestens zum Zeitpunkt der nun fälligen Entscheidung holte die Räte die Realität ein. "Vision", das meist strapazierte Wort in den Diskussionen der Vergangenheit, fiel genauso wenig wie der Begriff Ästhetik. Am Ende war klar: Der Neckarbogen wird ein Wohnquartier von einiger Qualität für 3500 Menschen werden - mehr nicht.

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Vorgaben, wie eine lichte Raumhöhe von wenigstens 2,80 Meter, einheitliche Baulinien usw., sind eher Mindeststandard, auch eine einheitliche Farbgebung, hohe Ökostandards, der Vorzug gegenüber allen Arten von Holzbau - auch sie sind weder über die Maßen innovativ, neu oder gar so zukunftsweisend, wie man es einst sein wollte. Dass ein Architekt höchstens zwei Projekte planen darf - was leicht über Arbeitsgemeinschaften zu umgehen ist - dagegen aber eine Beschränkung auf drei Projekte pro Investor, wie von den Grünen gefordert, abgelehnt wurde, ist eine weitere Eigenart dieser Beschlusslage.

Hoffen lässt noch, dass es statt Penthäuser durchgängige Dachgärten geben soll, doch diese nur als Gemeinschaftsanlage zu nutzen oder gar den Buga-Besuchern zu öffnen, ging dem Gemeinderat zu weit. Baubürgermeister Wilfried Hajek flehte geradezu um diese Vorgabe als "Alleinstellungsmerkmal", beschwor, sonst aller Lyrik abhold, den "Zauber" des Blicks auf die Weinberge.

Bislang ist das Verfahren für die Gewinnung von Investoren und Bauherren überzeichnet und zunächst war von Grundstückspreisen von 460 bis 560 Euro die Rede. Jetzt reicht die Preisspanne von 530 bis 640 Euro. Das wird der Stadt Einnahmen von etwa zehn Millionen Euro verschaffen. Dass man auch so den angestrebten Mix aus Investoren und Bauherren für den Eigen- oder auch Fremdbedarf hinbekommt, wird einfach vorausgesetzt.

Mit ihrem Antrag, den Vertretern der kleinen Fraktionen das Recht einzuräumen, in den Bewertungskommissionen als Zuhörer zugelassen zu werden, sind Linke/Bunte Liste gescheitert. FDP-Fraktionschef Nico Weinmann sieht darin kein Problem: "Es ist tradierte und regelmäßige Übung, Bewertungskommissionen zahlenmäßig überschaubar und schlagkräftig zu halten. Unbestritten war tatsächlich, dass der Gemeinderat in allen Fragen das letzte Wort hat - also das uneingeschränkte Vetorecht. Weder geklärt noch angesprochen wurde eine entscheidende Frage: Wer wacht darüber, dass die Gestaltungsvorgaben tatsächlich eingehalten werden?

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