Vorerst keine Partnerschaft mit Novorossijsk
Die Gemeinderatsresolution verurteilt den Krieg in Russland und damit auch den Bürgermeister der Stadt.

Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Die offiziellen Gespräche und Begegnungen mit der russischen Partnerstadt Novorossijsk werden bis auf Weiteres ausgesetzt, mit diesem Beschluss folgte der Gemeinderat der Stadt Heilbronn am Montag dem Ältestenrat. Seit 2019 steht die Hafenstadt am Schwarzen Meer mit etwa doppelt so vielen Einwohnern wie Heilbronn als die jüngste unter den Partnerstädten auf den "offiziellen Tafeln", die die Partnerstädte auflisten und an markanten Punkten der Stadt stehen. Grund für die Entscheidung, diese Partnerschaft ruhen zu lassen, sei der Angriff der Russischen Föderation auf die Ukraine "durch den das tragende Fundament allgemeiner menschlicher Werte schwer erschüttert worden ist, das bei Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde mit der Stadt Novorossijsk als Kern und Basis der Städteverbindung festgeschrieben wurde", heißt es dazu.
Die Anbahnung der Partnerschaft mit der russischen Stadt erfolgte noch durch einen früheren Bürgermeister. Der seit Ende 2021 amtierende Andrej Kravchenko hat sich jüngst mit diesen markigen Worten als Putin-Anhänger geoutet: "Heute befreien unsere Truppen das ukrainische Land von den Nationalisten." Damit hat er sich auch in weiteren Äußerungen der Sprache des Kremls angeschlossen.
Das "beschleunigte" die Entscheidung im Heilbronner Rathaus, in dem auch Oberbürgermeister Harry Mergel noch nicht alle Brücken abbrechen wollte. Und auch jetzt gibt es in der Resolution noch versöhnliche Töne: Es bleibe Wunsch des Gemeinderates, mit den Menschen in Russland und besonders in Novorossijsk freundschaftliche Beziehungen aufrechtzuerhalten. Als multinationale und weltoffene Stadt sei es zudem ein Anliegen, dass alle hier lebenden Menschen friedlich miteinander leben und niemand wegen seiner Herkunft diskriminiert werde. Anti-russische oder anti-ukrainische Anfeindungen würden nicht toleriert. Die Fraktionen von CDU und SPD haben nun die Partnerschaft mit einer ukrainischen Stadt vorgeschlagen – für die Zeit nach dem Krieg. Man sei schon auf der Suche.
Mergel wird in einem offiziellen Schreiben seinen Amtskollegen in Novorossijsk und die Stadtduma über die Resolution des Heilbronner Gemeinderats informieren. Die Initiative für die Partnerschaft Novorossijsk-Heilbronn ging zunächst von sportlicher Ebene aus. Mergel und Kravchenko hatten noch gegenseitige Grußadressen zur jeweiligen (Wieder-)Wahl ausgetauscht. Und auch Kravchenko hatte vor dem Krieg noch erklärt, die Beziehungen zu den Partnerstädten intensivieren zu wollen. In Heilbronn war ein Kreis von aktiven Unterstützern gerade dabei, sich für zukünftige Aktivitäten zu etablieren, als der Krieg begann.
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"Dieser eklatante Bruch des Völkerrechts macht uns fassungslos und bestürzt uns sehr. Wir sind zutiefst entsetzt über die brutale Kriegsführung, die unermessliches Leid über die ukrainische Bevölkerung durch Tod, Flucht und Zerstörung bringt. Dafür gibt es keine Rechtfertigungen. Nach unserer festen Überzeugung darf Krieg niemals Mittel der Politik sein. Krieg ist niemals eine Lösung", heißt es in der Resolution des Gemeinderats. Das Gremium hofft "auf eine rasche Rückkehr zu einem friedlichen Miteinander", das auch einen lebendigen Austausch zwischen den Städten Heilbronn und Novorossijsk zum Wohle von Verständigung, Respekt und Toleranz wieder ermögliche.



