Beim nächsten Masterplan geht’s ums Klima
Heilbronn will die CO2-Emissionen bis 2050 fast auf null senken - "Klimabeirat" soll Akteure zusammenbringen

Das Heilbronner Kohlekraftwerk: Heizen mit Kohle verträgt sich nicht mit dem Klimaschutz und soll bald der Vergangenheit angehören. Die EnBW plant auf dem Gelände neue Anlagen. Foto: Brigitte Fritz-Kador
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Gelegentlich kann man bei den vielen Masterplänen, die die Stadt Heilbronn auflegt oder schon aufgelegt hat, auch durcheinander kommen. Nicht nur die Fortschreibung des "Masterplans Innenstadt" stand in der letzten Gemeinderatssitzung auf der Tagesordnung, auch die Erstellung eines Klimaschutz-Masterplanes steht nun an. Dass bei dessen Vorstellung und Diskussion nicht einmal das Wort "Fahrverbote" auftauchte, musste auffallen. Schließlich gehört Heilbronn immer noch zu den Städten, über denen dieses Damoklesschwert nach der Klage der "Deutschen Umwelthilfe" schwebt. Zugleich gehört Heilbronn aber zu den Städten, die sich ganz offensichtlich besonders bemühen, Feinstaub und CO2-Emissionen zu minimieren.
In einem ersten Anlauf hatte man sich 2010 zum Ziel gesetzt, die kommunalen CO2-Emissionen bis 2020 um mindesten 20 Prozent im Verhältnis zu 1990 zu reduzieren; die letzte Fortschreibung der Bilanz ergab, dass Ende 2015 die Reduktion bei 18 Prozent gelegen hatte. Neue Zielmarke für Heilbronn sind nun die Klimaschutzziele der Bundesregierung und des Landes.
SPD-Stadträtin Tanja Sagasser-Beil erinnerte daran, dass man damals mehr oder weniger noch mit der Stange im Nebel gestochert habe und Mühe hatte, solche Ziele zu definieren oder zu formulieren und "die eigenen Ideen durchzuboxen." Für den in den nächsten 18 Monaten zu erstellenden Klimaschutz-Masterplan wurde die "Energielenker Beratungs-GmbH" beauftragt, deren Vertreter die Stadträte zunächst in groben Zügen über die anstehende "ganz große Gemeinschaftsarbeit" informierten. Ehrgeiziges Klimaschutzziel bis 2030 ist eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 55 Prozent und bis 2050 um 80 bis 95 Prozent.
Ein Maßnahmenkatalog mit Priorisierung ist wesentlicher Bestandteil des Konzeptes. Dabei werde, wie der Sprecher des Unternehmens sagte, "nichts so bleiben, wie es war". Am Anfang steht ein Rahmenplan für die nächsten zehn Jahre, mit vielen Schnittmengen zu den anderen Masterplänen, also zum Handlungsprogramm Wohnen, zum Masterplan Innenstadt und besonders zum gerade in Entwicklung befindlichen Masterplan Mobilität, mit besonderer Bedeutung im Hinblick auf den ÖPNV. Darauf wies besonders Grünen-Stadtrat Alexander Habermeier hin, der die Früchte seine jahrelangen Bemühungen aber nicht ernten wird, da er für den nächsten Gemeinderat nicht mehr kandidiert.
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Der Zeitplan sieht den Start mit einer Auftaktveranstaltung zur Bürgerbeteiligung und Arbeitstreffen ab Mai vor. Ende des Jahres soll dann der Maßnahmenkatalog feststehen und bis Mitte oder Ende 2020 der Masterplan verabschiedet werden können. Die Vernetzung aller Akteure in einem "Klimabeirat" ist vorgesehen. Bis jetzt wurden sieben Module formuliert, die das ganze Szenario umfassen. Daraus sollen konkret vier Klimaschutz-Szenarien entwickelt werden, über deren Verwirklichung dann der Gemeinderat befinden wird. Die Kosten für die Entwicklung des Masterplanes, 62.189, 40 Euro, sind bereits im Haushaltsplan eingestellt. Die erste konkrete Maßnahme wird die Bilanzierung aller Treibhausgasemissionen sein.
Was CDU-Stadträtin Gisela Käfer "einen gewaltigen Sprung für die Stadt" nannte, ging für FWV-Stadtrat Heiner Dörner, von Beruf Klimafachmann, noch lange nicht weit genug. Ihm wäre es am liebsten, wenn "alle Öl- und Gasheizungen" abgeschafft würden und man nur noch mit Biomasse und Solarenergie heize. Er findet schlussendlich dann doch Heilbronn, in einer Zeit, in der in China an jedem Tag ein neues Kohlekraftwerk in Betrieb geht, trotzdem "vorbildlich, denn irgendjemand muss ja anfangen". Dazu wird Heilbronn jetzt zählen.