Freiburger Missbrauchsfall

Das Kind kommt gerade im neuen Leben an

Polizisten sagt, das junge Opfer braucht noch Zeit - Zu früh für psychologische Betreuung

21.06.2018 UPDATE: 22.06.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 17 Sekunden

Die 48-jährige Mutter des Jungen gilt als eine der mutmaßlichen beiden Haupttäter. Foto: Patrick Seeger

Von Jürgen Ruf

Freiburg. Nach dem jahrelangen Missbrauch eines Kindes durch mehrere Täter in Staufen bei Freiburg benötigt das Opfer der Verbrechen nach Ansicht der Polizei jahrelange Hilfe. Für eine psychologische Betreuung des heute neun Jahre alten Jungen sei es nach Ansicht von Experten noch zu früh, sagte eine Polizeibeamtin am Donnerstag vor dem Landgericht Freiburg.

"Es braucht noch ein bis zwei Jahre, bis er eine Therapie ansatzweise beginnen kann." Den Angaben zufolge lebt das Kind inzwischen bei einer Pflegefamilie.

Der Junge wurde mehr als zwei Jahre lang von Männern aus dem In- und Ausland vergewaltigt. Die 48 Jahre alte Mutter des Kindes und ihr 39 Jahre alter Lebensgefährte sollen ihn hierfür im Internet angeboten und Geld kassiert haben. Es gibt insgesamt acht Verdächtige.

Die Beamtin betreut den Jungen. Sie sagte als Zeugin im Prozess gegen einen der Männer aus. Der Junge "ist beschäftigt mit dem Ankommen in seinem neuen Leben", sagte sie.

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Dafür solle ihm Zeit gegeben werden. Auf die Verbrechen angesprochen, sei er "verschlossen". Er höre zwar zu, äußere sich aber nicht zu Taten oder mutmaßlichen Tätern. Vor Gericht aussagen wolle er nicht.

Nach seiner Mutter frage er inzwischen nicht mehr. Dies sei nur anfangs der Fall gewesen. Die Frau und ihr wegen schweren Kindesmissbrauchs vorbestrafter Lebensgefährte sind Hauptbeschuldigte in dem Fall. Mutter und Kind waren im vergangenen Oktober getrennt worden, als die Frau und ihr Lebensgefährte festgenommen wurden. Seitdem gebe es keinen Kontakt mehr.

Das Paar soll den Jungen auch selbst jahrelang missbraucht haben, es steht seit vergangener Woche vor Gericht. Der 39-Jährige hat gestanden, die Frau äußerte sich am Dienstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Zu ihrer Aussage sowie zu ihrem Motiv ist nichts bekannt.

Die Prozesse in dem Fall dauern an. Die Taten, die den Angaben zufolge von Anfang 2015 bis Herbst 2017 dauerten, waren von den heute Angeklagten gefilmt und die Filme weitergeleitet worden.

"Es ist schwer und schlimm, diese Sachen zu sehen", sagte ein Polizeibeamter, der Filme ausgewertet hat. "Ich dachte, es kann nicht noch schlimmer werden. Und es wurde immer noch schlimmer."

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