Unikliniken wollen Landärzte ausbilden
Gemeinsames Konzept steht: neues "Längsschnittcurriculum ‚Ländliche Hausarztmedizin‘"

Symbolfoto: dpa-Archiv
Von Roland Muschel, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Die Unikliniken Tübingen, Ulm, Freiburg und Heidelberg/Mannheim werben mit einem gemeinsamen Konzept um die 150 zusätzlichen Medizinstudienplätze, die die grün-schwarze Koalition schaffen will. Danach streben sie nicht nur eine qualitative Weiterentwicklung des Medizinstudiums an. Sie wollen Studierende auch gezielt für vakante Arztstellen auf dem Land begeistern, die sich derzeit nur schwer besetzen lassen. Mit einem neuen "Längsschnittcurriculum ‚Ländliche Hausarztmedizin‘" solle "gezielt für eine spätere Tätigkeit in unterversorgten Regionen Baden-Württemberg" geworben werden, heißt es in dem Konzept, das dieser Zeitung vorliegt.
Eine verpflichtende Landarztquote bei verminderten Anforderungen an fachliche Kriterien halte man dagegen "für den falschen Weg". Die gemeinsame Konzeption sehe vielmehr vor, "durch inhaltliche und strukturell verzahnte Maßnahmen über die gesamte Studienzeit (1. bis 12. Semester) die Gewinnung und Bindung von Medizinstudierenden für die Allgemeinmedizin im ländlichen Raum auf eine ganz neue Weise zu stärken".
Uni-Ausbildung soll ländliche Räume besser einbeziehen
So könne durch die noch stärkere Einbindung von akademischen Lehrkrankenhäusern und Lehrpraxen im ländlichen Raum eine regionale Versorgung entwickelt und gesichert werden. "Die bisher noch wenig erfassten Regionen im Nordosten, in Teilen des Schwarzwalds und auf der Schwäbischen Alb sollen parallel zum Ausbau der Studienplätze verstärkt in dieses Netz integriert werden."
Auch interessant
Der geplante Aufwuchs, versprechen die fünf Fakultäten, könne "zügig erfolgen". Nach ihren Vorstellungen sollen die 150 zusätzlichen Plätze gleichmäßig auf die Standorte verteilt werden, sodass mittelfristig jedes Uniklinikum 30 zusätzliche Studierende ausbilden würde. Im Nachtragshaushalt für 2019 hat die Landesregierung als erste Tranche für den Ausbau der Medizinstudienplätze zwei Millionen Euro eingestellt.
Die Pläne der Unikliniken genießen die Unterstützung der drei Kommunalverbände. "Die aus diesem Konzept ersichtliche Stoßrichtung, nämlich die kommende Medizinergeneration für die ‚Ländliche Hausarztmedizin‘ zu begeistern und für eine spätere Tätigkeit in unterversorgten Regionen Baden-Württembergs zu gewinnen, halten wir für ganz entscheidend", heißt es in einem gemeinsamen Schreiben von Jürgen Walter, Roger Kehle und Peter Kurz, den Präsidenten von Landkreistag, Gemeindetag und Städtetag, an Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Für den Gesundheitsstandort Baden-Württemberg wäre eine Umsetzung des Konzepts "ein Quantensprung nach vorn".
Doch entschieden ist noch nichts. Nach Informationen dieser Zeitung haben auch die städtischen Kliniken von Stuttgart und Karlsruhe Konzepte zum Aufbau von Studienplätzen eingereicht, die damit den Status einer Uniklinik erhalten würden.