Baden-Württemberg

G9-Initiative beklagt "politisches Taktieren" bei Bildungsgipfel

Es gibt scharfe Kritik. Die Grundsatzdebatte koste "viel wertvolle Zeit".

28.02.2024 UPDATE: 28.02.2024 04:00 Uhr 1 Minute, 27 Sekunden
Erfolgreicher Volksantrag der Initiative "G9 jetzt!". Foto: dpa

Heidelberg/Stuttgart. (sös) Mit scharfen Worten attackieren die Initiatorinnen des Volksantrags für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium die aktuellen bildungspolitischen Gespräche im Land. Offenbar in Sorge darum, dass sich die Rückkehr zu G9 verzögert, warnten die Initiatorinnen am Dienstag: "Es darf kein politisches Taktieren auf dem Rücken der Schüler geben!"

Die Fraktionsvorsitzenden und die Landesregierung sollten "die sehr konkreten Forderungen des Volksantrags sowie die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen" im Fokus behalten, so der Appell. Die Umsetzung eines G9-Konzepts sei selbst noch zum kommenden Schuljahr 2025/25 möglich, heißt es in der Stellungnahme: "Der Bildungsplan der G9-Modellschulen liegt als Provisorium griffbereit in der Schublade."

Hintergrund ist ein "Bildungsgipfel", zu dem sich am vergangenen Freitag Vertreter des Kultusministeriums, des Staatsministeriums sowie der Landtagsfraktionen in Stuttgart getroffen hatten. Dort sollten "ergebnisoffen" künftige Bildungsreformen diskutiert werden. Die Hoffnung dabei: In diesem zentralen Themenfeld sollte Parteipolitik möglichst ausgeblendet werden, um die baden-württembergische Schullandschaft zukunftsfest aufzustellen. Die Teilnehmer hatten die Gesprächsatmosphäre gelobt, aber keine Ergebnisse verkündet. Stattdessen wurde ein weiteres Treffen für die Zeit nach Ostern angesetzt. Das aber missfällt der G9-Initiative.

"Nach dem Bekenntnis zu G9 der Kultusministerin im Vorfeld hatten sich die Unterzeichner des Volksantrags, viele Eltern, Schüler und Lehrkräfte deutlich mehr erhofft", heißt es in der Mitteilung vom Dienstag. Das jetzt so breit über Bildungsthemen gesprochen wird, wird sogar als schädlich für die eigenen Ziele angesehen.

Die Sorge: Umstrittene Parteiinteressen könnten mit der Wiedereinführung des G9 verknüpft werden – und dieses dadurch verzögert werden. "Dieses parteipolitische Taktieren könnte viel wertvolle Zeit kosten, und bringt möglicherweise weitere Jahrgänge von Gymnasiasten um die dringend notwendige und sehnlichst erwartete Lernzeitverlängerung."

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Die Argumentation der G9-Befürworter: Mit über 100.000 Unterschriften unter ihrem Volksantrag habe man gezeigt, wie wichtig den Bürgern dieses Thema sei. Es lägen "sehr klare und konkrete Forderungen" vor. Diese jetzt zu ignorieren und stattdessen eine grundsätzliche Bildungsdiskussion zu beginnen, sei "fahrlässig". Stattdessen sollte der Reform Priorität eingeräumt werden. "Alle anderen fraglos wichtigen Punkte könnten im zweiten Schritt behandelt werden."

Die Zweifel daran, dass ihre Forderungen erfüllt werden, scheinen bei der Initiative zu wachsen. Sie verweist daher schon auf den nächsten Schritt: ein Volksbegehren. "Im Moment wird dieser Schritt wahrscheinlicher", so das ernüchterte Fazit.

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