10 Jahre Duale Hochschule

DHBW in Heilbronn ist eine Erfolgsgeschichte

Die "Kaderschmiede für die Lebensmittelbranche" begann vor zehn Jahren mit zweieinhalb Mitarbeitern und dreieinhalb Umzugskartons

22.01.2020 UPDATE: 23.01.2020 06:00 Uhr 3 Minuten, 16 Sekunden
DHBW-Rektorin Nicole Graf (3.v.l.) freut sich zusammen mit Doris Nitsche-Ruhland vom Präsidium der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und den zwei „Männern der ersten Stunde“, Günter Käßer-Pawelka und Ulrich Zeyer (r.) über den Erfolg der DHBW. Foto: DHBW

Von Brigitte Fritz-Kador

Heilbronn. Gefeiert wird erst bei der Nacht der "Wissenschaft" im Juli, und dann wird mehr Schampus fließen als an dem Januartag vor zehn Jahren, als die Geschichte der Dualen Hochschule Heilbronn begann – als Außenstelle der DHBW Mosbach, wie man weiß und wie man es auch nicht vergessen hat. Damals, als "zweieinhalb Mitarbeiter mit dreieinhalb Umzugskartons" die sehr bescheidenen Räume der Heilbronner Stadtwerke bezogen, begann eine Erfolgsgeschichte, die man damals so nicht erwarten konnte.

Prof. Dr. Nicole Graf, damals und bis heute die "Spitzenfrau" der DHBW, lobt Prof. Dr. Ulrich Zeyer immer noch dafür, dass er nicht nur an Sekt, sondern auch Gläser gedacht hatte, um mit ihr und mit dem damals aus Stuttgart gekommenen Dr. Günter Käßer-Pawelka anzustoßen. Zu den beiden "Männern der ersten Stunde" kam zur Pressekonferenz dann, auch aus Stuttgart, Prof. Dr. Doris Nitsche-Ruhland, Mitglied des Präsidiums der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Der Grund zum Feiern: Zehn Jahre Erfolgsgeschichte, dafür sprechen schon die Zahlen.

Versteckt hinter der damals noch stehenden Gasspeicher am Mannheimer Kreisel lag das erste Domizil, das ins Stadtbild rückte, nachdem Nicole Graf die Erlaubnis erhalten hatte, hier unübersehbar groß das Logo der DHBW anzubringen. Unübersehbar ist jetzt vor allem, wie mit der Ansiedlung der DHBW die Entwicklung des Bildungscampus Heilbronn der Dieter-Schwarz-Stiftung Fahrt aufnahm. Der damalige Geschäftsführer der Stiftung, Erhard Klotz, hatte darauf gedrungen, er wusste genau, dass zu den im Aufbau befindlichen akademischen privaten Einrichtungen der Stiftung eine staatliche hinzukommen müsse.

Hintergrund

> Bereits 2011 gründeten die damaligen drei Hochschulen in Heilbronn, die Hochschule Heilbronn, die German Graduate School und die DHBW, den Förderverein der Hochschulregion Heilbronn-Franken. Auf der Plattform

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> Bereits 2011 gründeten die damaligen drei Hochschulen in Heilbronn, die Hochschule Heilbronn, die German Graduate School und die DHBW, den Förderverein der Hochschulregion Heilbronn-Franken. Auf der Plattform www.hochschulen-hoch3.de präsentierten sie alles Wissenswerte rund um Studium, Forschung und Freizeit in der Region. Mit dem 2019 gegründeten Verein "Wissensstadt Heilbronn" wird die erfolgreiche Kooperation fortgesetzt und erweitert. (bfk)

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Wie recht er hatte, zeigt sich längst: Neben den Bildungseinrichtungen der Stiftungen ist hier nun auch die Hochschule Heilbronn und seit letztem Jahr auch eine Außenstelle der TU München angesiedelt. Was Graf betont, ist augenfällig: die Bedeutung dieser Vernetzung auf den Ebenen der Lehre, aber auch im Nutzen für die Wirtschaft als Partner. Für die DHBW gilt das in besonderer Weise. Räumlich sei man bereits am Limit, sagt Graf. Selbstredend ist die DHBW auch Nutznießer der Schwarz-Stiftung, allein schon durch die von ihr geschaffene und unterhaltene Infrastruktur auf dem Campus. Aber Miete müsse man selbstverständlich bezahlen, sagt Nicole Graf.

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Nach dem Start im Januar begann der Lehrbetrieb an der DHBW im Herbst 2010 mit 86 Studenten in den Studienrichtungen BWL-Dienstleistungsmanagement und BWL-Handel. Heute zählt man 1300 Studierende und 115 Mitarbeitende. Diese Zahlen steigen ebenso weiter wie die der Dualen Partner aus der Wirtschaft. In diesem Jahr gibt es einen neuen Rekord bei den Studienplatzmeldungen, und mehr als 700 Partnerunternehmen vertrauen inzwischen der DHBW Heilbronn die Ausbildung ihres Nachwuchses an.

Als Fächer sind BWL-Food Management und "Wein – Technologie – Management" hinzugekommen, zwei bundesweit einzigartige duale Studiengänge. "Ob vom Acker auf den Teller oder von der Rebe bis ins Glas, unsere Studierenden lernen, Wirtschaftlichkeit mit Nachhaltigkeit und Verantwortung zu verbinden", sagt Graf. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel und das gestiegene Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit sei nachhaltiges Management unverzichtbar, wenn nicht sogar der wichtigste Zukunftsfaktor für die Wirtschaft. Das Resümee der Rektorin: "Wir haben uns innerhalb von zehn Jahren zur betriebswirtschaftlichen Kaderschmiede für die Lebensmittelbranche entwickelt".

Da inzwischen auch die Zahl der Partnerhochschulen gestiegen ist, können die Studierenden nunmehr an 27 verschiedenen Hochschulen auf allen fünf Kontinenten ihre Auslandssemester absolvieren, demnächst auch an der Sookmyung Women’s University in Seoul in Südkorea. Das System der dualen Ausbildung, eine deutsche Erfindung, findet inzwischen weltweit positive Beachtung.

2014 war die damalige "Außenstelle Mosbach" selbstständig geworden. Die seinerzeit für die Studiengänge für Heilbronn vereinbarte "Konkurrenzklausel" – danach sollten die IT-Studiengänge Mosbach vorbehalten bleiben –, hat in den letzten Monaten für mehr als nur "atmosphärische Störungen" gesorgt, nachdem die DHBW Heilbronn ihr Portfolio auch dahingehend ausweiten wollte. Dem "Klartext", den man von Mosbach aus dazu hörte, begegnet man in Heilbronn eher vorsichtig formulierend, betont immer wieder, dass die Digitalisierung alle Standorte betreffe, sie sei notwendig, werde auch immer mehr von Unternehmer-Partnern eingefordert und: Der Standort Mosbach habe sich doch in den letzten Jahren auch sehr gut entwickelt.

Auch um neue Forschungsfelder ist man in Heilbronn nicht verlegen. So hat man ein langfristiges EU-Forschungsprojekt zur Vermarktung von alkoholfreiem Wein gestartet. Das will man, gemeinsam mit den Genossenschaften und der baden-württembergischen Weinwirtschaft, bis Ende 2022 geschafft haben. Käßer-Pawelka, inzwischen emeritiert, wird sich um weitere Forschungsprojekte bemühen.

Ebenfalls unübersehbar ist, dass die DHBW in Heilbronn nicht in akademischer "Splendid Isolation" verharrt, sondern immer wieder mitten hinein ins Stadtgeschehen greift. Das fängt beim Gastro-Test und vielfältiger Zusammenarbeit auf dem Weindorf und mit dem Heilbronn-Tourismus an, geht weiter über Beteiligungen an Sport- und Kulturveranstaltungen bis hin zu dem Projekt "Schwarmstadt Heilbronn", das nun in die zweite Phase geht, um vor allem die Bahnhofsvorstadt so weiterzuentwickeln, dass sie auch für Studenten hohe Attraktivität entwickelt und das urbane Leben in der Stadt gestärkt wird. Unterlegt wird dies mit einer Studie des Stifterverbandes, nach der die Ansiedlung einer Hochschule in einer Stadt 85 Prozent der positiven Effekte direkt am Hochschulstandort verbleiben.

Nach ihrem Selbstverständnis sorgt die DHBW Heilbronn also nicht nur für hoch qualifizierten Führungs- und Fachkräftenachwuchs für die Unternehmen, sie ist auch Impulsgeber in der Stadtentwicklung und Vorreiter in der Bildungsforschung. "Der Bildungscampus gibt der ganzen Region einen Schub nach vorne und trägt dazu bei, Heilbronn zukunftsfit zu machen", betont Graf.

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