Von Rüdiger Busch
Passau. Ob als Bulle von Tölz, Pater Braun oder scharfzüngiger Kabarettist: Ottfried Fischer zählt zu den bekanntesten TV-Gesichtern der Republik. Wegen seiner Parkinson-Erkrankung ist er seit einigen Jahren aber nur noch selten im Fernsehen zu sehen. Sorgen muss man sich um ihn aber keine machen – im Gegenteil: Er genießt das später Glück. Im Juni hat er in Passau seine langjährige Partnerin Simone geheiratet. RNZ-Redakteur Rüdiger Busch hat mit Fischer telefoniert.
Was bei anderen nur eine Floskel zum Gesprächseinstieg wäre, hat bei Ihnen wegen Ihrer Erkrankung einen ernsten Hintergrund: Wie geht es Ihnen?
Ich bin zufrieden: Bei uns hat es heute nur minus 1 Grad, gestern waren es minus 4 Grad: Das ist eine klare Steigerung! In diesen Zeiten, in denen es nur wenig Erfreuliches gibt, reichen solche Kleinigkeiten, um einen glücklich zu machen.
Nach 13 Jahren wilder Ehe haben Sie ihre langjährige Lebensgefährtin geheiratet: Haben Sie solange gewartet, um sicherzugehen, dass sie die Richtige ist, mit der Sie alt werden möchten?
Zuvor war es mehr Simones Thema – das heißt, sie hat mich sehr oft gefragt, wann ich sie heiraten werde. Irgendwann hatten wir aber einen Punkt erreicht, an dem eine Entscheidung her musste. Als wir uns einig waren, dass wir heiraten, war es für einen Heiratsantrag schon zu spät. Wir wissen also letztlich nicht, wer wen überredet hat. Fest steht: Wir haben einvernehmlich geheiratet!
Weshalb ist Simone die perfekte Frau für ihr spätes Glück?
Wir kennen uns schon lange – genauer gesagt seit 27 Jahren, auch wenn wir uns zwischenzeitlich jahrelang überhaupt nicht begegnet sind. Die letzten 15 Jahren waren dann geprägt von einem langsamen Hintasten auf etwas Festeres. Allerdings habe ich mich lange gesträubt, aber die perfekte Frau hat sich am Ende durchgesetzt. Frauen – und das muss man akzeptieren – ticken da ein bisschen anders. Sie haben die Liebe gern in trockenen Tüchern. Diese Freude habe ich ihr letztendlich gerne gemacht.
Spätes Glück ist das schönste Glück, sagt der Volksmund. Hat er recht?
Das hat er in der Tat! "Spätes Glück vertreibt das welke Laub", das war unser "Hochzeitstortenwahlspruch".
Die geplante kirchliche Hochzeit musste wegen Corona verschoben werden, stattdessen gab es im Juni eine standesamtliche Trauung im kleinen Kreis. Die große Sause folgt dann 2021?
Wir schieben die Feier vor uns her und feiern irgendwann mal – ohne dass wir dann noch wissen, wieso, weshalb und warum.
Verraten Sie uns den Termin?
Wenn ich jetzt dem Söder und den anderen zuhöre, dann ist der geplante 8. Mai auch schon obsolet. Deshalb werden wir rechtzeitig einen Termin festlegen, am besten in der großen Runde im Kanzleramt mit Frau Merkel und den per Video zugeschalteten Ministerpräsidenten. Da finden wir eine einvernehmliche Lösung.
Sie geben sich auch vor Gott das Ja-Wort: Welche Rolle spielt der Glaube in Ihrem Leben?
Ich bin eigentlich kein gläubiger Mensch. Ich stelle nur fest, dass es etwas in mir gibt, was verschüttet ist. Da spüre ich: Das könnte der Glaube sein.
Vor drei Jahren haben Sie München verlassen und in Passau, in der Nähe ihres Geburtsorts, eine neue Heimat gefunden: Macht das Leben in der Drei-Flüsse-Stadt Ihr spätes Glück rund?
Das war die beste Entscheidung. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste den derzeitigen Quarantäne-Marathon in München absolvieren, das wäre noch beengter und unangenehmer, als es jetzt schon ist. Die Kleinstadt hier bietet auch viel – wenn nicht gerade alles geschlossen ist. Wir haben uns hier in Nullkommanix einen tollen Freundeskreis aufgebaut. Hinzu kommt das Heimatgefühl. Es war schon richtig, dass wir das gemacht haben.
Und was fehlt Ihnen in Passau?
Zurzeit fehlt mir alles, weil es nichts gibt. Aber gehen wir von einer Zeit aus, in der wir alle geimpft sind und wir uns wieder in die Augen schauen können, ohne dass wir an die Aerosole denken, die zwischen uns hin- und herflattern, dann ist alles hier auch vorhanden, was man braucht.
Im vergangenen Jahr ist ihr Buch "Heimat ist da, wo dir die Todesanzeigen etwas sagen" erschienen, dann kam der Film über Pfarrer Otto Neururer in die Kinos: Woran arbeiten sie aktuell?
Ich schreibe gerade eine Kolumne für den "Altöttinger Liebfrauenboten" – jetzt hat mich die Mutter Kirche also ganz eingeholt. So sieht mein Alltag in der Corona-Zeit aus: Kolumnen fürs katholische Wochenblatt verfassen ...
Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückblicken: Was haben Sie am liebsten gemacht: Kabarett oder Schauspiel?
Für mich war das Allerschönste – und darum beneiden mich manche Kollegen –, dass ich so breit gefächert arbeiten durfte. Ich musste nicht ständig das Gleiche machen, es gab immer wieder Abwechslung. Und für mich war immer das, was ich gerade gemacht habe, das Schönste. Aber natürlich habe ich meine Favoriten wie etwa "Irgendwie und sowieso". Das war meine erste Serie, mein Durchbruch und der erste Beweis dafür, dass meine Berufswahl doch nicht ganz falsch war.
Genießen Sie mit zunehmendem Alter intensiver, spielen die kleinen Dinge eine größere Rolle?
Auch wenn meine Mobilität immer besser wird, so bin ich in meinem Tun doch eingeschränkt. Deshalb sind es in der Tat die kleinen Dinge, die mich erfreuen. Wenn ich heute beispielsweise über die Grenze nach Österreich fahren könnte, dort einen schönen Tag verbringen, in ein Wirtshaus in Schärding einkehren, dann wäre das großartig. All diese kleinen Freuden, die fehlen im Moment. Aber: Auch im Lockdown lohnt es sich zu leben. Man muss die Herausforderung annehmen und seinen Beitrag dazu leisten, dass die Infektionsketten durchbrochen werden. Das ist auf jeden Fall besser, als irgendwelchen Verschwörungstheorien anzuhängen.
Was fehlt Ihnen am meisten?
Wenn wir mal wegfahren, was derzeit ganz selten vorkommt, findet man in ganz Bayern kein Klo. Eine Bedürfnisanstalt ist eine kleine Sache, die sehr wichtig wird, wenn sie fehlt. Die denken vielleicht: Wenn sie die Wirtshäuser zusperren, gibt es nichts, was man entsorgen könnte oder müsste ...
Was rät der Humorist: Wie kommen wir durch diesen schweren Winter?
Das ist natürlich eine Frage des jeweiligen Naturells. Ich persönlich rege mich nicht auf, wenn ich lange daheim sitzen muss, solange ich ein Zuhause habe, in dem es sich zu sitzen lohnt. Manche Leute sehen im Homeoffice ihren Partner tagsüber zum ersten Mal überhaupt in ihrer Ehe. Von daher ist die Partnerwahl auch aus dem Pandemie-Blickwinkel äußerst wichtig: Man sollte jemanden haben, mit dem man eine solch schwierige Zeit gemeinsam durchsteht. Dann finden sich auch gemeinsame Beschäftigungen wie ein kleiner Ausflug oder das abendliche Rotweintrinken. Und so findet jeder kleine Dinge, die ihm Spaß machen: Man muss das, was noch geht, mit Freude machen – statt zu grübeln, was alles nicht mehr geht.