Editorial

Die RNZ ist für Sie da

RNZ-Herausgeberin Inge Höltzcke über die Auswirkungen des Coronavirus und die Rhein-Neckar-Zeitung in Zeiten der Krise - Seien wir ein Vorbild

18.03.2020 UPDATE: 22.03.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Corona-Pandemie: wir haben sie kommen sehen und wollten sie lange nicht wahrhaben. Wir fuhren in den Skiurlaub, reisten um die halbe Welt, gingen feiern, lebten unser geliebtes Leben ungeachtet aller Unkenrufe zum Trotz, die da seit Dezember aus China überschwappten. Wir wollten wirklich nichts Böses. Nur ein bisschen Spaß haben. Einen in unseren Augen angemessenen Lohn für unser Streben, Lernen und Arbeiten in einer modernen Leistungsgesellschaft.

Und jetzt? Die Realität hat uns eingeholt, schonungslos, gnadenlos. Die Infektionen breiten sich aus, rasend schnell, zu schnell. Das Szenario, was sich seit einigen Tagen bei uns einstellt, ist so unfassbar, so surreal wie nie gekannt. Eine immense Belastungsprobe für jeden von uns. "Ach wäre es doch nur ein billiger Science Fiction", wünschen wir uns. Ist es aber leider nicht. Keine Chance, sich der Pandemie zu entziehen. Wohin auch? Überall auf der Welt macht sich das Coronavirus breit und versetzt uns in eine nie da gewesene Unsicherheit.

Nichts ist mehr, wie es war. Die Wirtschaft steht still, Arbeitskollegen flüchten ins Home Office. Die Straßen sind vielerorts leer gefegt, die Geschäfte geschlossen, die Schüler in Zwangsferien. Das Zuhause bleibt unser einziger Schutzraum.

Wie lange wird das alles dauern? Ein paar Wochen, Monate, Jahre? Ein Leben zwischen Hoffen und Bangen. Eine bittere Realität, die sich in diesen Tagen wie ein dicker Mantel über uns legt. Da vermag nicht einmal die wärmende Frühlingssonne noch die blühende Natur die Last von uns zu nehmen. Wie konnte es nur soweit kommen? Warum haben wir Covid-19 nicht im Griff?

Wir waren doch in der Lage, so viele drohende Epidemien abzuwenden: Ebola, Ehec, Sars, Mers. Da sind wir jedes Mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber jetzt? Immerhin bleibt den jungen Menschen die gute Hoffnung, dass sie im Fall einer Infektion nicht schwer erkranken. Uns allen bleibt das bange Warten auf einen erlösenden Impfstoff.

Wir sind so verwundbar, wie ein Grashalm im Wind. Das spüren wir mehr denn je. Tröstlich für uns, dass wir mit unsern Sorgen nicht alleine sind. Wir sitzen alle in einem Boot, ob arm oder reich, ob jung oder alt, ob klug oder bildungsfern, ob diese Nation oder jene. Solidarität, Gemeinschaft ist das Gebot der Stunde. Gleichwohl fehlt uns der befreiende Akt, einen anderen zu berühren, in den Arm zu nehmen, ihn und damit sich selbst zu trösten. Das ist womöglich das Schwerste, was wir erdulden müssen: Auf Besuche unserer geliebten Verwandten und Freunde zu verzichten, Distanz zu wahren. Gerade jetzt bräuchten wir eigentlich den Zuversicht ausströmenden Händedruck.

Schimpfen wir nicht auf diejenigen, die es nicht zu leisten vermögen, sich der Gruppe zu entziehen. Zeigen wir nicht mit dem Finger auf die, die aufgrund ihrer jungen Jahre einen viel größeren Gruppendrang haben als die Älteren. Seien wir ihnen aber ein Vorbild, appellieren wir an ihre Vernunft und fordern sie auf, auf unnötige Kontakte zu verzichten. Denn sie sind das Zünglein an der Waage.

"Die Lage ist ernst, nehmen Sie es auch ernst", legte uns die Bundeskanzlerin uns ans Herz. Ob es uns gelingt, die harten Abstandsregeln aus eigenem Antrieb zu verfolgen, wird sich dieses Wochenende zeigen. Dann wird entschieden, ob die Ausgangssperre kommt. Wir in der RNZ sind jedenfalls für Sie da. Eine hoch motivierte Mitarbeiterschaft versorgt sie nach wie vor mit Nachrichten aus der Region. Das ist unser Job und das machen wir gern, ganz besonders in Zeiten wie diesen.

Ihre Inge Höltzcke