Vor rund 15 Jahren wurden die Straßenbäume in der Straße Am Leimengraben im Wohngebiet Häuseläcker gepflanzt. Sechs Bäume müssen jetzt leider ersetzt werden, weil sie die letzten Hitzesommer nicht vertragen haben. Foto: Stadt Wiesloch
Wiesloch. Die Stadtgärtnerei Wieslochs ist derzeit dabei, geschädigte und abgestorbene Bäume im Stadtgebiet zu ersetzen, wie das Rathaus mitteilt. Dass Straßenbäume in der Regel keine hundert Jahre alt werden können, ist auch für einen Laien einleuchtend und nachvollziehbar. Bäume, die aber nach zehn bis 15 Jahren trotz regelmäßiger Pflege absterben, sind auch für die Fachleute ein neues Phänomen, das derzeit noch genauer wissenschaftlich untersucht wird.
Sicher ist wohl, so die Stadt in ihrer Mitteilung weiter, dass extreme Hitze- und Trockenperioden, wie sie in den vergangenen Jahren gehäuft aufgetreten sind, zu irreparablen Schädigungen an Straßenbäumen führen können. Manche Baumarten kommen damit besser zurecht, während andere dadurch so gestresst werden, dass sie von Schadpilzen oder sonstigen Krankheiten befallen werden und sich in der Folge nicht mehr regenerieren können.
Die Hainbuche und die Mehlbeere als heimische Baumarten sind der Stadtgärtnerei zufolge im Stadtgebiet von Wiesloch zu weiten Teilen in den vergangenen Jahren ausgefallen und müssen nun mit großem Aufwand ersetzt werden. Im Wohngebiet Häuseläcker sind sechs Hainbuchen durch Sonnenbrand und darauffolgendem Pilzbefall in der Wunde am Stamm so stark geschädigt, dass die Standsicherheit der Bäume inzwischen beeinträchtigt ist. Sie werden deshalb ausgetauscht gegen junge Felsenahorn, die in den Schlucht- und Karstregionen im südlichen Frankreich ihre Heimat haben und Trocken- und Hitzeperioden besser vertragen. Die Baumart ist wegen ihrer Größe für den beengten Straßenraum wesentlich besser geeignet als beispielsweise eine starkwachsende Eiche.
Das Grünflächenamt experimentiert der Stadt zufolge noch mit verschiedenen weiteren Baumarten und orientiert sich dabei auch an aktuellen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Auf keinen Fall wolle man nur auf ein Pferd setzen, sondern versuche sich mit einer Vielfalt an geeigneten Arten möglichst breit aufzustellen, heißt es. Daneben würden zusätzliche technische Maßnahmen ergriffen, um dem Baum ein Leben in einem sonst eher lebensfeindlichen Umfeld auf Dauer zu ermöglichen. Dazu gehörten der Einbau eines dafür besonders geeigneten Substrats sowie einer Drainage- und Bewässerungseinrichtung als Vorbereitung für die Bepflanzung. Die Baumrinde wird zudem durch einen sogenannten Weißanstrich vor extremer Sonneneinstrahlung geschützt und eine regelmäßige Langzeitdüngung soll vor Nährstoffmangel schützen. In den ersten Jahren seien natürlich auch regelmäßige Gießgaben erforderlich, aber irgendwann sollte sich der Baum an seinem Standort selbst ernähren können, so die Stadt weiter.
An manchen Standorten in der Stadt ist der Platz für den Baum im Wurzel- und im Kronenbereich aber derart eingeschränkt, dass eine Nachpflanzung aus Sicht der Gärtnerei überhaupt keinen Sinn mehr macht, obwohl die Wohlfahrtswirkungen von Bäumen im besiedelten Bereich mehr denn je gefragt sind. Die vorausschauende Planung beginne deshalb bereits bei der Bauleitplanung, wo man für eine nachhaltige Begrünung entsprechende Flächen zur Verfügung stellen und in der Folge vor einer Belegung durch Infrastruktur (Wasser, Abwasser, Kommunikation und Energie) schützen müsse.