Für raumgreifende Kulissenteile muss Platz sein: Das Wieslocher Amateurtheater „Die Maske“ um Karl-Heinz Schmitt (re.) und Sohn Simon sucht neue Lagerräume. Foto: Hebbelmann
Von Sabine Hebbelmann
Wiesloch. Seit 43 Jahren bringt das Amateurtheater "Die Maske" aus Wiesloch jedes Jahr mit viel Enthusiasmus und Engagement ein Theaterstück für Kinder auf die Bühne. Der Verein mit 36 Aktiven spielt an den beiden Wochenenden vor Weihnachten Klassiker wie "Rotkäppchen", "Peterchens Mondfahrt" oder "Die kleine Hexe". Die Premiere findet regelmäßig im Palatin statt.
Für die liebevoll in Eigenarbeit gestalteten Bühnenbilder werden sie regelmäßig mit leuchtenden Kinderaugen belohnt. Die Kulissen bauen die Mitglieder mit großem Einsatz und Liebe zum Detail. Aufwändige Kulissenteile, auch von vergangenen Aufführungen, werden aufbewahrt, um sie für neue Stücke wieder zum Leben zu erwecken. Für einen großen Felsen beispielsweise hat das Kulissenteam ein Holzgestell gebaut, Hasendraht darum drapiert, mehrere Schichten Pappmaschee aufgetragen und mit Dispersionsfarbe bespritzt. Die riesige Muschel (siehe Foto) kam im Jahr 2000 bei der Aufführung der "Kleinen Seejungfrau" zum Einsatz und wurde vorletztes Jahr für "Urmel aus dem Eis" wieder aus dem Lager geholt. Gründungsmitglied Friedhelm Werner hatte sie mit einem Konstruktionsprogramm (CAD) am Rechner entworfen.
Als Lagerraum hat der Verein 120 Quadratmeter in einem Gebäude einer ehemaligen Hühnerzucht am Stadtrand von Wiesloch angemietet. Der Vorteil: Die Kulissen können draußen gebaut und bearbeitet werden. Und wenn es regnet, bietet auch der breite Gang Platz zum Arbeiten. Damit wird aber bald Schluss sein: Die nächste Generation des landwirtschaftlichen Betriebes will das Gebäude wieder nutzen, der Lagerraum wurde zum 30. September wegen Eigenbedarfs gekündigt.
Die Suche nach geeignetem Ersatz gestaltet sich schwierig. Die "Maske" kann als gemeinnütziger Verein nicht so viel zahlen wie für gewerbliche Hallen gewöhnlich gefordert wird. Ohne eine ausreichende Lagerfläche und ohne Fläche, auf der gebaut werden kann, steht der Fortbestand der Theatergruppe aber auf der Kippe, macht der Vorsitzende Karl-Heinz Schmitt klar.Schmitt ist seit dem Gründungsjahr 1976 dabei und für die Lichttechnik zuständig. Die Begeisterung fürs Theater stammt aus seiner Zeit im Kinderchor des Stadttheaters Heidelberg, wo er nach dem Stimmbruch "stumme Rollen" und schließlich die "Verfolgungsbeleuchtung" übernahm.
Auch sein Sohn Simon (33) mischt seit Kindesbeinen mit. Er engagiert sich im Kulissenbau und kümmert sich um die Tontechnik. Beide gehören zu den zehn aktiven Mitgliedern, die hauptsächlich hinter den Kulissen tätig sind.
Als nächste Produktion hat die Theatergruppe den "Zauberer von Oz" ins Auge gefasst. Die Proben fanden bisher immer freitags im Keller der Stadtbibliothek statt, aufgrund der Corona-Krise sind sie aber seit März ausgesetzt. Ob die Aufführung wie geplant vor Weihnachten über die Bühne gehen kann, ist noch unsicher. "Aktuell finden nur Textproben per Skype statt, normalerweise müssten wir viel weiter sein", berichtet Schmitt.
Vater und Sohn erzählen von den mannigfachen Herausforderungen, aber auch von ihrer Begeisterung für das Theater und von dem schönen Moment, wenn nach dem Schlussapplaus das Licht angeht, die Darsteller durch den Publikumsraum spazieren und die Kinder mit leuchtenden Augen Autogrammkarten sammeln.
Besonders eine Reaktion ist ihnen in Erinnerung. Die Szene, in der Rumpelstilzchen explodiert, erschien dem Verein nicht kindgemäß und so dachte sich die Regie ein weniger drastisches Ende aus. Beim Rausgehen hörte Karl-Heinz Schmitt, wie ein Kind empört zu seiner Mutter sagt: "Und du hast mir das fünfmal verkehrt vorgelesen!"
Info: Das Theater "Die Maske" sucht dringend eine Halle, Scheune oder ähnliches mit einer Fläche von mindestens 150 Quadratmetern und einer Höhe von drei Metern, in der die Kulissen gelagert und nach Möglichkeit auch gebaut werden können. Die Miete sollte erschwinglich und die Zufahrt mit dem (Miet-)Lkw möglich sein. Perfekt wäre dazu ein Stromanschluss. Erreichbar ist der Vorsitzende Karl-Heinz Schmitt unter Telefon 0 72 53/2 36 39 oder der E-Mail-Adresse info@theater-diemaske.de.